Claude Joseph Rouget wurde am 10. Mai 1760 als ältester Sohn von Claude Ignace Rouget, eines königlichen Anwalts für die Bailliage und das Présidial-Gericht in Lons-le-Saunier, und Jeanne Madeleine Gaillande geboren. Nach einer Schulausbildung in seiner Geburtsstadt absolvierte er in Paris und anschließend an der 1748 gegründeten Armeeingenieursschule in Mézières eine militärische Ausbildung.[2]
Nach erneutem Aufenthalt in Paris ab Februar 1790 kam er 1791 nach Straßburg, wo er im Februar 1792 zum Hauptmann ernannt wurde und im April desselben Jahres das später als Marseillaise und französische Nationalhymne bekanntgewordene patriotische Kriegslied Chant de guerre pour l’armée du Rhin zu Ehren von Nikolaus von Luckner komponierte.[2]
In der Revolution vertrat Rouget de Lisle zunächst gemäßigte Positionen und war an den Kontroversen zwischen Feuillants und Jakobinern beteiligt. Während der Terrorherrschaft wurde er inhaftiert und wurde in der Folge zum Gegner der Revolution. Den Royalistenaufstand des 13. Vendémiaire 1795 lehnte er jedoch ab. Napoleon Bonaparte, der bei ihm eine Hymne in Auftrag gegeben hatte, die die Marseillaise verdrängen sollte, aber erfolglos blieb, stand er wegen dessen kaiserlicher Ambitionen kritisch gegenüber.[2]
Unter der Restauration nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft versuchte Rouget de Lisle, mit royalistischen Schriften und Liedern wie etwa Vive le Roi! Aufmerksamkeit und Gunst der neuen Herrscher zu gewinnen, während er seinen Lebensunterhalt durch Übersetzungs- und Abschriftarbeiten bestritt. Im Jahr 1826 kam er in Schuldhaft, die er im Pariser Gefängnis Sainte-Pélagie verbüßte. Erst der Bürgerkönig Louis-Philippe I. ließ ihm ab 1830 Ehrungen und eine Pension zukommen.[2]
Claude Joseph Rouget de Lisle starb am 26. Juni 1836 im Alter von 76 Jahren in Choisy-le-Roi.
Posthume Ehrungen
Am 14. Juli 1915 wurden die sterblichen Überreste Rouget de Lisles vom Friedhof Choisy-le-Roi in das Caveau des Gouverneurs der Pariser Soldatenkirche Cathédrale Saint-Louis-des-Invalides überführt.[2] Die Zeremonie fand im Kontext des Ersten Weltkriegs statt, der knapp ein Jahr zuvor begonnen hatte. Sie sollte einer sich angesichts des länger als erwartet dauernden Konflikts abzeichnenden Kriegsmüdigkeit entgegenwirken. Der Feier wohnten die Präsidenten beider Parlamentskammern, Antonin Dubost und Paul Deschanel, sowie Staatspräsident Raymond Poincaré bei. Dieser sprach auf der Feier und nutzte die Gelegenheit, in einer berühmtgewordenen Rede seine Sicht der alleinigen Kriegsverantwortung der Mittelmächte zu bekräftigen.[3][4]
Ursprünglich war eine Bestattung Rouget de Lisles im Panthéon vorgesehen gewesen. Diese scheiterte jedoch im letzten Moment an einem Formfehler. Der Beschluss zur Umbettung der sterblichen Überreste Rouget de Lisles nach Paris war erst so spät gefasst worden, dass das erforderliche parlamentarische Verfahren für eine Bestattung im Panthéon nicht absolviert werden konnte. Deshalb kam nur die weniger prestigeträchtige Bestattung im Hôtel des Invalides in Frage.[4][5] Die Überführung in das Panthéon sollte nachgeholt werden, was jedoch nicht geschah. Auch eine entsprechende Initiative des Abgeordneten Georges Sarre im Jahr 1999 blieb ergebnislos.[3] Bis heute (2023) sind die sterblichen Überreste Rouget de Lisles in einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Teil der Cathédrale Saint-Louis-des-Invalides bestattet.[5]
↑ abRaymond Poincaré: Au service de la France: neuf années de souvenirs. VI, Les tranchées, 1915. Éditions Plon, Paris 1930, S.319–322 (Digitalisat auf Gallica).
↑Rue Rouget de L’Isle. Stadtverwaltung Paris (Mairie de Paris), archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. März 2016; abgerufen am 21. November 2015 (französisch, Informationen zur Lage, Länge, Geschichte und Namensgebung der Straße).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.v2asp.paris.fr