Neusüß’ 1970 zusammen mit Rudolf Wolfgang Müller verfasster Aufsatz über Die Sozialstaatsillusion gab den Anstoß für die Staatsableitungsdebatte der 1970er Jahre.[1] Neben der an Karl Marx orientierten Theorie der Staatsableitung befasste sie sich mit der Verelendung in der Dritten Welt und dem Feminismus. 1985 erschien hierzu ihre Studie zu Rosa Luxemburg. Für Neusüß ist der Blick Luxemburgs auf die Gesellschaft der Blick einer Frau. Ungeachtet von Stellen, an denen Luxemburg zur „Männerfraktion“ übergelaufen sei, befindet Neusüß über sie:
„Das, was ihr wichtig ist, ist so geschrieben, als hätte sie die gesamte feministische Literatur über weibliche Produktivität in- und auswendig gelernt und dann den Kapitalismus angegriffen und die Bolschewiki und die Sozialdemokraten verspottet.“[2]
Christel Neusüß starb Anfang April 1988 im Alter von 50 Jahren an Krebs.[3] Ihr Grab befindet sich auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend.
Schriften (Auswahl)
mit Rudolf Wolfgang Müller: Die Sozialstaatsillusion und der Widerspruch von Lohnarbeit und Kapital. In: Sozialistische Politik. Nr. 6/7, Juni 1970, S. 4–67.
Imperialismus und Weltmarktbewegung des Kapitals (1972), 2. Auflage Verlag Politladen 1975, ISBN 3-920531-31-0
Mit meinem inzwischen feministisch geschulten Blick ...: Studien und Streitschriften 1972-1987, herausgegeben von Hildegard Heise, Fachhochschule für Wirtschaft, 1990
↑Wolfgang Müller, Christel Neusüß: Die Sozialstaatsillusion und der Widerspruch von Lohnarbeit und Kapital. In: PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft. Band1, SH1, 1. Mai 1971, ISSN2700-0311, S.7–70, doi:10.32387/prokla.v1iSonderheft.1117 (prokla.de [abgerufen am 16. Oktober 2020]).
↑Martina Meier: Ein Nachruf auf Christel Neusüss. In: Emanzipation. Die Feministische Zeitung für kritische Frauen. 14. Jg., Heft 5, 1988. S. 22–23, hier S. 22.