Chens Vater Chen Che-nan war zwischen 1987 und 1994 Abgeordneter im Legislativ-Yuan, dem taiwanischen Parlament. Durch ihn kam auch Chen Chi-mai früh zur Politik. 1996 kandidierte er selbst in Kaohsiung erfolgreich für den Einzug in den Legislativ-Yuan, dem er in den folgenden acht Jahren angehörte und wo er zeitweise als Fraktionschef der DPP fungierte. 2004 wurde er vom PräsidentenChen Shui-bian zum Minister ohne Geschäftsbereich und Sprecher des Exekutiv-Yuans ernannt.
Geschäftsführender Bürgermeister von Kaohsiung (2005)
Am 1. Februar 2005 übernahm Chen Chi-mai das Amt des geschäftsführenden Bürgermeisters von Kaohsiung, als der bisherige Amtsträger Hsieh Chang-ting zum Premierminister ernannt wurde. Im August kam es zu Ausschreitungen thailändischer Arbeiter, die beim Bau der Kaohsiunger U-Bahn angestellt waren und gegen schlechte Arbeits- und Lebensbedingungen protestierten. Chen wurde für seinen Umgang mit dem Vorfall kritisiert, übernahm die Verantwortung und trat am 26. September vom Amt des Bürgermeisters zurück.[1]
Nach einem Studienaufenthalt an der London School of Economics war Chen von 2007 bis 2008 war als Vize-Generalsekretär des taiwanischen Präsidentenbüros tätig und von 2011 bis 2012 Sprecher seiner Partei. 2012 kandidierte er, diesmal als DPP-Listenkandidat, erfolgreich bei der Wahl zum Legislativ-Yuan, zog erneut als Abgeordneter ins Parlament ein und wurde 2016 wiedergewählt.
Bürgermeister von Kaohsiung
Im Dezember 2018 kandidierte Chen für das Amt des Bürgermeisters von Kaohsiung, musste sich jedoch in der jahrzehntelangen DPP-Hochburg überraschend dem Kandidaten der KuomintangHan Kuo-yu geschlagen geben.
Nach der Amtsenthebung Han Kuo-yus kandidierte Chen bei der notwendigen Neuwahl erneut für das Amt des Kaohsiunger Bürgermeisters und wurde am 15. August 2020 mit 70 % der Stimmen gewählt.[2] 2022 wurde er mit 58,10 % der Stimmen wiedergewählt. Zwischen 2022 und 2023 fungierte er nach dem Rücktritt Tsai Ing-wens als geschäftsführender Vorsitzender der DPP.
Chen Chi-mai gehörte der von 1991 bis 2006 bestehenden DPP-internen und dem dem ersten DPP-Präsidenten Taiwans Chen Shui-bian nahestehenden FaktionGerechtigkeitsallianz an und war zeitweise ihr Generalsekretär. Die Gruppierung war der gemäßigten Mitte der Partei zuzuordnen, die im Taiwan-Konflikt die Erhaltung des Status quo ohne formelle Erklärung der taiwanischen Unabhängigkeit befürwortet. Ende 2023 warnte Chen vor einer wirtschaftlichen Abhängigkeit von China.[4]
Trivia
Chen Chi-mai ist seit seiner Studienzeit ein begeisterter Sporttaucher.[5]
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Das ist die übliche Reihenfolge im Chinesischen. Chen ist hier somit der Familienname, Chi-mai ist der Vorname.