Neben ihren anfänglichen Veröffentlichungen in Literaturmagazinen schrieb sie nach Einladung in Textwerkstätten wie der Jürgen Ponto-Stiftung und der Kölner Schmiede. Im Wochenmagazin Die Zeit schrieb sie Gastbeiträge, so zu den Themen Schwangerschaftsabbruch und Arbeitswelt. Gneuß ist Gewinnerin des Leonhard-Frank-Stipendiums für neue Dramatik.
Im August 2023 erschien ihr Debütroman Gittersee, dessen Handlung in der DDR in Dresden-Gittersee 1976 angesiedelt ist. Die 16-jährige Schülerin Karin Köhler, verliebt in Paul, lässt sich auf Gespräche mit der Staatssicherheit ein. Der Roman wurde von der Kritik durchweg positiv aufgenommen,[4] stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis[5] und wurde mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung 2023 und dem aspekte-Literaturpreis für das „beste Debüt des Jahres“ ausgezeichnet.[6][7] Der Schriftsteller Ingo Schulze kritisierte in einer verlagsinternen Mängelliste Beschreibungen von Ereignissen im Buch, die seiner Erinnerung nach in der DDR anders stattgefunden hatten als im Buch wiedergegeben. Etwa sei das Wort „lecker“ nicht benutzt worden.[8][9] Diese Liste wurde auf unbekannten Wegen der Jury des deutschen Buchpreises zugespielt.[10] Die Autorin kommentierte den Vorfall in der Frankfurter Allgemeinen mit folgenden Worten: „Es ist fast schon perfide, wenn ausgerechnet ein Roman, der sich mit der Tätigkeit der Staatssicherheit beschäftigt, durch eine weitergereichte Liste mit angeblichen Fehlern beschädigt werden soll. Das fühlt sich an wie Realsatire.“ In den folgenden Wochen wurde darüber diskutiert, „wer wie über die DDR schreiben sollte und wer wie nicht“.[11]
↑Sandra Kegel: Charlotte Gneuß zu den Vorwürfen rund um ihren Roman Gittersee. In: FAZ.NET. 25. September 2023, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 5. Oktober 2023]).
↑Sandra Kegel: Gittersee von Charlotte Gneuß: Wird der Osten zur westdeutschen Erfindung? In: FAZ.NET. 15. September 2023, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 5. Oktober 2023]).