Charles-Jean-Francois Hénault war der Sohn von Rene Jean Remy Cantobre Hénault (1648–1737), einem Generalfinanzpächter des Königs, Ferme générale, und seiner Frau Francoise de Ponthon († 1738). Er besuchte das Lycée Louis-le-Grand in Paris, bevor er am Collège des Quatre Nations Philosophie zu studieren begann. Zunächst durch die Predigten von Jean-Baptiste Massillon (1663–1742) fasziniert strebte er eine ähnliche berufliche Position an.
Auch dank des beträchtlichen Familienvermögens wurde er im Jahre 1705 Berater des Parlement de Paris sowie 1710 der Präsident der Ersten Kammer der Untersuchungen (président de la Première chambre des Enquêtes), eine Position, die er bis zum Jahre 1731 innehatte. Daher wurde er seither als „Präsident Hénault“ tituliert und nach dem Tod von Montesquieu einfach als „Präsident“. Im Jahre 1719 gelang es ihm mit der Hilfe seiner Freundin Madame de Tencin in der Rue Quincampoix eine Finanzierungsgesellschaft, Financière Tencin-Hénault, zu gründen,[1] die es ihm rasch ermöglichte, sein persönliches Vermögen zu vermehren.[2]
Oft wurde er auch in Sceaux bei der Herzogin von Maine Louise Bénédicte de Bourbon gesehen, den sogenannten Grandes Nuits de Sceaux. In ihrem Schloss in Sceaux unterhielt sie einen kleinen Hof, auch La petite cour de Sceaux genannt. Im Juni des Jahres 1703 schuf sie den Ordre de la Mouche à Miel, eine Bezeichnung, welche sich an der Symbolik ihres Familienwappens orientierte und ein Anziehungspunkt für zahlreiche Schriftsteller und Künstler war. Oder er besuchte den Salon von Marquise de Lambert im Hôtel de Sully.
Er heiratete am Dienstag, den 30. Januar 1714 Catherine Henriette Marie Lebas von Montargis (1695–1728),[3] Enkelin des Architekten Jules Hardouin-Mansart und Tochter von Claude le Bas de Montargis (1659–1731)[4], einem wohlhabenden Schatzmeister, Trésorier Général de l’Extraordinaire des Guerres et de la Cavalerie Légère. Im Jahre 1728 verwitwet, begann er 1731 eine Beziehung mit Marie Madame du Deffand.[5]
Nach dem Tod des Grafen Samuel-Jacques Bernard (1686–1753) übernahm er im Jahre 1753 bis 1768 dessen Position als Superintendent des Haushalts der Königin Maria Leszczyńska (surintendant de la Maison de la Reine), deren innige Freundschaft er zuvor schon genossen hatte.
Er komponierte viele Lieder, zum Teil mit großem Erfolg, und Gedichte, und erhielt 1708 eine Auszeichnung von der Académie des Jeux floraux. Er gewann auch 1707 den Preis der Beredsamkeit (Le prix d’éloquence) der Académie française. Ferner verfasste er zwei Tragödien, Cornélie vestale und Marius à Cirthe (1713), die keinen Erfolg hatten. Er wurde im Jahre 1723 Mitglied der Académie française,[9] zu einem Zeitpunkt, an dem er noch sehr wenig veröffentlicht hatte. Er zeigte sich hier als Schüler von Bernard Le Bouyer de Fontenelle, Freund von Voltaire und Gegner von D’Alembert. 1749 wurde er als auswärtiges Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.[10] 1755 wurde er zum Ehrenmitglied der Académie royale des inscriptions et belles-lettres gewählt.[11]
Er veröffentlichte Werke über die Geschichte Frankreichs, etwa Abrégé chronologique de l’histoire de France jusqu’à la mort de Louis XIV (1744).
Marius à Cirthe, tragédie, représentée pour la première fois le 15 novembre 1715 (veröffentlicht im Jahre 1716 unter dem Namen Gilles de Caux de Montlebert)
Abrégé chronologique de l’histoire de France jusqu’à la mort de Louis XIV, 1744
Nouveau théâtre français : François II, roi de France, tragédie en 5 actes et en prose, 1747
Histoire critique de l’établissement des Français dans les Gaules, 1801
Mémoires, 1854
Literatur
Henri Lion, Un Magistrat homme de lettres au XVIIIe, le président Hénault, Paris, Plon-Nourrit, 1903
Lucien Perey [Luce Herpin], Le Président Hénault et Marie du Deffand, la cour du Régent, la cour de Louis XV et de Marie Leczinska, Paris, Calmann-Lévy, 1893
↑Académie des Inscriptions et Belles-Lettres: Académiciens depuis 1663. Archiviert vom Original am 19. Januar 2022; abgerufen am 12. Oktober 2023 (französisch).