Basierend auf den US-amerikanischen Erfahrungen im Vietnamkrieg wurde Anfang der 1960er-Jahre in der Sowjetunion die Entwicklung einer Antiradarrakete geplant. Der Auftrag wurde dem OKB-155-2 (späteres Konstruktionsbüro Raduga) zugesprochen. Die Entwicklung begann 1963. Die geplante Lenkwaffe sollte mit der Jakowlew Jak-28 zum Einsatz gebracht werden. Zuerst war vorgesehen, die Ch-28 mit einem Feststoff-Raketentriebwerk auszurüsten. Auf Grund der geforderten Reichweite von 120 km konnte dies mit den damaligen Mitteln aber nicht realisiert werden. Daher wurde auf einen Raketenmotor mit Flüssigtreibstoff zurückgegriffen.[1] Nach einer Entwicklungszeit von zehn Jahren wurde die Ch-28 im Jahre 1973 von den sowjetischen Luftstreitkräften eingeführt.[2] Die Ch-28 war das sowjetische Pendant zur US-amerikanischen AGM-78.
Technik
Bei der Ch-28 handelt es sich prinzipiell um eine verkleinerte Ausführung der Ch-22.[2] Angetrieben wurde sie von dem Flüssigtreibstoff-Zweikammertriebwerk R-253-300. Dieses entwickelte einen Schub von 8 kN. Es verwendete den Treibstoff TG-02 und den AK-27-Oxidator. Die Rakete musste unmittelbar vor ihrem Einsatz auf dem Stützpunkt mit den toxischen Flüssigkeiten betankt werden.[3] Die Ch-28 kam bei der Niederhaltung feindlicher Flugabwehr zum Einsatz. Ihr Suchkopf schaltete auf die Frequenz des gegnerischen Radars auf und nutzt diese, um die Radarstellung zu treffen. Dazu verwendete die CH-28 den APR-28-Suchkopf.[4] Dieser verfügte über austauschbare Module, welche auf die Frequenzbänder der FlugabwehrraketenNike Hercules, Thunderbird, Bloodhound und später auch Hawk abgestimmt waren.[5]
Zum Erfassen der Radarstrahlung musste das Einsatzflugzeug mit einem speziellen Radarempfänger ausgerüstet sein. Bei der Suchoi Su-24 war dies das im Flugzeug integrierte System Filin-H. Bei der Suchoi Su-17 kam die extern mitgeführte Gondel Metel zum Einsatz.[2] Hatte der Radarempfänger Radarstrahlung empfangen, musste das Flugzeug auf gleichbleibender Höhe für eine bestimmte Zeit einen schlangenlinienförmigen Kurs fliegen. So konnte das April-28-Navigationssystem der Ch-28 mittels trigonometrischen Berechnungen die Position der Radaranlage bestimmen.[5][3] Danach konnte die Lenkwaffe aus einem Höhenbereich von 200–15.000 m gestartet werden. Aus einer Starthöhe von 5.000 m hatte sie eine Einsatzreichweite von 70 km. Bei einem Start unter 1.000 m lag dieser Wert bei 45 km.[6] Nach dem Abwurf folgte eine kurze antriebslose Phase. Erst in sicherem Abstand zum Flugzeug zündete das Raketentriebwerk. Die Ch-28 flog nun mit Hilfe des Suchkopfes und des Autopiloten auf die Radaranlage zu. Stellte während dieser Zeit die Radaranlage den Sendebetrieb ein, so konnte die Ch-28 für maximal 10 Sekunden den eingeschlagenen Kurs beibehalten; danach verlor sie das Ziel.[6] Der Gefechtskopf wurde mittels eines Näherungszünders zur Detonation gebracht. Im optimalen Fall erfolgte diese rund 5 m über der Radaranlage. Die Treffererwartung lag bei rund 80 % und der Streukreisradius (CEP) betrug rund 20 m.[1] Der 9A283-Splittergefechtskopf wog 140 kg und hatte einen Sprengstoffanteil von 74 kg.[6]
Varianten
Ch-28: Standardversion, eingeführt 1973
Ch-28M: Version mit verbessertem PRG-28M-Suchkopf, eingeführt 1977[4]