Flemming trat Anfang des 20. Jahrhunderts als Unternehmer und Autor in Erscheinung. Über die Gaskoksgroßhandlung Keune, Flemming & Co. mit Sitz in Hannover, die z. B. schon 1903 als Käuferin von 11.000 t Koks auftrat[5], veröffentlichte er als „Spezialfachmann“ für die Bedienung von Heizkesseln[3] um 1910/1911 eine an Hausbesitzer gerichtete 15-seitige Schrift über den Brennstoff für Zentralheizungs-Kessel, in der er den Gebrauch von Heizungskoks und vor allem Gaskoks empfahl.[6]
Im Jahr 1905 errichtete der hannoversche Architekt Ferdinand Eichwede auf dem damaligen Grundstück Tiergartenstraße 45 (später Hindenburgstraße 45), eine Villa für „Karl Flemming“, über die wenige Jahre später die Wiener Bauindustrie-Zeitung berichtete.[2]
Mitten im Ersten Weltkrieg erteilten Keune, Flemming & Co. dem Oberstadtdirektor Heinrich Tramm auf dessen Bittschriften zur finanziellen Förderung deutscher Künstler teils Absagen, da die Linderung zahlreicher sozialer Nöte in Kriegszeiten vordringlicher wären, teils erbat sich das Unternehmen „im Gegenzug einen Zentner Zucker für ihre Apfelplantage in Kirchrode“.[9]
Bis 1920 betrieb das Unternehmen mit dem Zweck „Ausfuhr von Bergwerkserzeugnissen“ eine Niederlassung in Dresden, Albrechtstraße 12.[10]
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg importierten Keune, Flemming & Co. Gaskohle aus Amerika mittels Dampfschiffen über den Atlantik; 1920 geriet dabei das mit 7000 t Gaskohle beladene Schiff SS William O'Brien, dessen Ladung für die nord- und die süddeutsche Industrie gedacht war, auf der Fahrt von Hampton Roads nach Rotterdam in Brand und sank.[11] Nach mehreren Tagen wurde die Suche nach der Besatzung aufgegeben, die 36 Menschen blieben vermisst.[12]
Carl Flemming wurde am 24. Dezember 1931 Exequatur erteilt als Wahl-Vizekonsul der Republik Argentinien.[17]
Flemming war zuletzt Mitglied der Fachgruppe Ziegelindustrie[4], der nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten vereinheitlichten ehemaligen Verbände der deutschen Ziegel- und Tonindustriellen, in der ab dem 1. Juli 1934 sämtliche Ziegeleien Deutschlands zwangsweise Mitglied sein mussten. Die Fachgruppe war seitdem der Wirtschaftsgruppe Steine und Erden untergeordnet.[18] Bis dahin hatte sich Flemming als Vorsitzender des Bezirks Niedersachsen der Fachgruppe „Verdienste [...] für die deutsche Ziegelindustrie und im Besonderen seiner Heimat Niedersachsen“ erworben.[4]
Flemming starb nach kurzer Krankheit im Alter von knapp 62 Jahren.[4]
Das Unternehmen Keune, Flemming & Cie. agierte noch in der Nachkriegszeit in der niedersächsischen Landeshauptstadt und hatte seinen Sitz zeitweilig im Gebäude Bödekerstraße 7.[19]
Schriften
Wie bediene ich meinen Heizungskessel, und wie kann ich dabei sparen? (Zentralheizungskoks) o. O. (Hannover?) o. J. (1910?).
Flemmingstraße
1961 wurde im hannoverschen Stadtteil Ledeburg die nach Carl Flemming benannte Flemmingstraße angelegt, die von der Immelmannstraße zu Verdener Straße führt.[1]
Im Garbsener Stadtteil Berenbostel wurde die Straße, die von der Straßengabelung Auf dem Kampe und Im Fuchsfeld bis zur Bundesstraße 6 am Heidehauswald führt, nach Carl Keune benannt.[20]
Archivalien
Archivalien von und über Carl Flemming finden sich beispielsweise
als Akte mit dem Titel Rundschreiben des Absenders Keune, Flemming u. Cie für die Laufzeit von 1892 bis 1920 bei der Stiftung Niedersächsisches Wirtschaftsarchiv in Braunschweig, Archivsignatur WirtA BS NWA 38 Zg. 2010/022 Nr. 279[21]
als verschiedene Antwortschreiben des Unternehmens Keune, Flemming & Co. an Oberstadtdirektor Heinrich Tramm bezüglich Kunst-Mäzenatentums, Zeitraum 1915 bis 1916; Stadtarchiv Hannover, Archivsignatur StAH HR X.C.7.14[9]
↑ abcFlemmingstraße. In: Helmut Zimmermann: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag der Hahnschen Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 79.
↑ abcdKonsul Carl Flemming †. In: Tonindustrie-Zeitung, 58. Jahrgang 1934, Nr. 93, S. 1137. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
↑Schilling's Journal für Gasbeleuchtung und verwandte Beleuchtungsarten sowie für Wasserversorgung, Jahrgang 1903, S. 39.
↑Journal für Gasbeleuchtung und verwandte Beleuchtungsarten, sowie für Wasserversorgung, Organ des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern, Jahrgang 1911, S. 116. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
↑ abMax Osborn (Einleitung): Brüder Siebrecht. (= Neue Werkkunst) F. E. Hübsch, Berlin 1928, Abbildung 30.
↑ abWerk und Kunst, 1. Jahrgang 1930, Heft 5 (Bau, Raum, Gerät und Erziehung. Werk & Kunst in Hannover), S. 154.
↑ abInes Katenhusen: Kunst und Politik. Hannovers Auseinandersetzungen mit der Moderne in der Weimarer Republik. (= Hannoversche Studien, Schriftenreihe des Stadtarchivs Hannover, Band 5.) Verlag der Hahnschen Buchhandlung, Hannover 1998, ISBN 3-7752-4955-9, S. 315 (Anm. 174 und Anm. 180). (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
↑Journal für Gasbeleuchtung und verwandte Beleuchtungsarten sowie für Wasserversorgung, 63. Jahrgang 1920, S. 354, S. 359. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
↑Verlust eines Kohlendampfers. In: Wasser und Dampf, 10. Jahrgang 1919/1920, S. 665. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
↑Reichsministerialblatt, Zentralblatt fèur das Deutsche Reich, Bd. 60, Reichs- und Staatsverlag, 1932, S. XXV. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
↑Werner Kaemling, Heinrich Bremer, Hans Ehlich, Anton Freytag, Karl-Heinz Strehlke, Erhard Tegtmeyer, Hans Ulrich: Stadt Garbsen. Geschichtliche Entwicklung. Garbsen 1978, S. 259. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)