Carl Czerny ist der Sohn des Klavierlehrers Wenzel Czerny und seiner Frau Maria geb. Ruzitschka.[1][2] Er wurde ab seinem 3. Lebensjahr von seinem Vater ausgebildet.[3]
Kurz nach seinem ersten erfolgreichen Konzert im Wiener Augarten 1800 spielte Czerny Ludwig van Beethoven vor.[3] Dieser erkannte sein Talent und unterrichtete ihn drei Jahre lang unentgeltlich. Carl Czerny konnte das gesamte Klavierwerk seines Lehrers mit 17 Jahren auswendig spielen und wurde so ein gefeierter Beethoven-Interpret. Bei der ersten Wiener Aufführung von Beethovens 5. Klavierkonzert am 11. Februar 1812 spielte er den Solopart. Er studierte bei Muzio Clementi und Johann Nepomuk Hummel sowie Antonio Salieri weiter, trat jedoch relativ selten in Konzerten auf.
Czerny war auch als Musiktheoretiker tätig, schrieb eine Systematische Anleitung zum Fantasieren auf dem Pianoforte Op. 200, gehörte zu den ersten Editoren einer Bach-Gesamtausgabe (als solcher aber wegen fragwürdiger Editionspraxis rasch abgelöst) und übersetzte vier umfangreiche Kompositions-Traktate von Anton Reicha: die Compositionslehre (4 Bände 1832) und Die Kunst der dramatischen Composition (1839). Seine Ausgabe des Wohltemperierten Klaviers von J. S. Bach wurde vielfach nachgedruckt – was auch zur Verbreitung des unauthentischen „Schwencke-Takts“ im ersten Präludium beitrug.[4][5]
Czerny starb als wohlhabender Mann. Sein Ehrengrab befindet sich heute auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 49).[6]
In Wien (20. Bezirk Brigittenau) wurde 1907 die Karl-Czerny-Gasse nach ihm benannt.
Über Czernys Etüdensammlungen gerieten seine übrigen Werke, darunter zahlreiche Symphonien, 11 Klaviersonaten und Klavierkonzerte, Kirchenmusik und Kammermusik, für lange Zeit in Vergessenheit und erfuhren erst Ende des 20. Jahrhunderts wieder stärkere Beachtung. Sein Kompositionsstil lehnt sich an die Wiener Klassik an, lässt aber auch gelegentlich Einflüsse der Musik der Romantik vernehmen.
Orchesterwerke
Sinfonien:
Op. 780 – Grande Sinfonie Nr. 1 in C-Moll
Op. 781 – Sinfonie Nr. 2
WoO – Sinfonie Nr. 3
WoO – Sinfonie Nr. 4 H-Dur
WoO – Sinfonie Nr. 5
WoO – Sinfonie Nr. 6 in G-Moll
Klavierkonzerte:
Op. 28 – Klavierkonzert in F-Dur
Op. 78 – Klavierkonzert in C-Dur
Op. 153 – Klavierkonzert für 4 Hände in C-Dur
Op. 214 – Klavierkonzert in A-Moll
WoO – Klavierkonzert in D-Moll
Klavierwerke
Klaviersonaten
Op. 7 – Klaviersonate Nr. 1 in As-Dur
Op. 13 – Klaviersonate Nr. 2 in A-Moll
Op. 57 – Klaviersonate Nr. 3 in F-Moll
Op. 65 – Klaviersonate Nr. 4 in G-Dur
Op. 76 – Klaviersonate Nr. 5 in E-Dur
Op. 124 – Klaviersonate Nr. 6 in D-Moll
Op. 143 – Klaviersonate Nr. 7 in E-Moll (Grande Fantaisie en forme de Sonate)
Op. 144 – Klaviersonate Nr. 8 in Es-Dur (Grande Fantaisie en forme de Sonate)
Op. 145 – Klaviersonate Nr. 9 in H-Moll (Grande Fantaisie en forme de sonate)
Op. 268 – Klaviersonate Nr. 10 (Grande Sonate d’Etude)
Grete Wehmeyer: Carl Czerny und die Einzelhaft am Klavier oder Die Kunst der Fingerfertigkeit und die industrielle Arbeitsideologie. Zürich u. a. 1983, ISBN 3-7618-0699-X