Das Burlo-Vardingholter Venn ist ein überregional bedeutsamer Hochmoorrest, in dem das Moor in zahlreichen Schlenken und ehemaligen Torfstichen zum Teil großflächig regeneriert. Es beherbergt heute wieder alle für Hochmoore typischen Entwicklungsstadien einschließlich der Übergangsformen zum Niedermoor und zählt damit zu den bedeutendsten Mooren des Westmünsterlandes.[3] Es liegt unmittelbar an der Staatsgrenze zu den Niederlanden und ist damit Teil des ehemaligen Moorgürtels, der vom Niederrhein bis ins Emsland eine natürliche Grenze zwischen beiden Staaten und Sprachgebieten bildete. Seinen Namen erhielt es von den benachbarten Ortschaften Burlo und Vardingholt. Nach dem benachbarten Burloer Kloster Mariengarden wird es auch als Klostervenn bezeichnet. Auf gelderländischer Seite setzt sich das Naturschutzgebiet mit dem 67 ha großen Wooldse Veen ohne Unterbrechung fort.[4]
Nach der 1765 im Kloster Mariengarden geschlossenen Burloer Konvention[5], die den Grenzverlauf verbindlich regelte, wurden im Venn Grenzsteine errichtet, die heute noch großteils vorhanden, aber im Naturschutzgebiet aufgrund der Wiedervernässungsmaßnahmen vielfach kaum noch zugänglich sind. Diese „Fürstensteine“ aus Bentheimer Sandstein tragen auf münsterländischer Seite das fürstbischöfliche Wappen und auf niederländischer Seite das geldersche Löwenwappen sowie die Jahreszahl 1766. Sie wurden Mitte des neunzehnten Jahrhunderts durch „Reichssteine“ ergänzt, bei denen es sich um schlichte obeliskförmige Steine handelt, die lediglich mit einer Nummer versehen sind.[6]
Bereits 1937 wurden 77,1 ha des Burlo-Vardingholter Venns zum Naturschutzgebiet erklärt. 2001 wurde das Schutzgebiet mit dem Inkrafttreten des Landschaftsplans Borken-Nord auf seine heutige Größe erweitert, wobei die Erweiterungsflächen als Entwicklungs- und Pufferzonen rund um die Kernzone des früheren Schutzgebietes verstanden werden.[7] Das bis dahin eigens unter Schutz stehende Entenschlatt, ein verlandender, von Bruchwald umstandener flacher Heideweiher, wurde bei der Erweiterung in die Gesamtfläche einbezogen.[8]
Die wenigen Wege in der Kernzone des deutschen Schutzgebietes dürfen in der Hauptbrutzeit vom 15. März bis 15. Juni nicht betreten werden.[7] Besucher können auf der niederländischen Seite über einen durch das Wooldse Veen führenden Bohlenweg, der zu einer unmittelbar an der Staatsgrenze gelegenen Aussichtsplattform führt, in den Kernbereich des Moores gelangen.
Im Zuge der Erweiterung des Naturschutzgebietes wurden auch extensiv genutztes Grünland und Feuchtwiesen in die Fläche einbezogen, so im Nordwesten an der Grenze zu den Niederlanden, im Zentralbereich am Pastors Diek und südlich der so genannten Hohnerbooms Kuhle. Hier befinden sich einige Blänken für Wat- und Wiesenvögel.
Zwei zusammen rund 100 ha große Teilflächen des Burlo-Vardingholter Venns sind als Schutzgebiet im Sinne der FFH-Richtlinie (Natura 2000-Nr. DE-4006-301) ausgewiesen.[9]
Maßnahmen zur Wiedervernässung und Entwicklung des Gebietes
Das in großen Bereichen abgetorfte Moor wurde früher zentral von einem tiefen Entwässerungsgraben durchzogen. Nachdem dieser verrohrt und abgedichtet worden war, starben in seiner Umgebung große Bereiche Birkenbruchwalds infolge von Staunässe ab. Danach wurden 1983 zur Wiedervernässung im Süden des Gebietes auf einer Länge von mehr als 2600 m Erdwälle errichtet und Folien bis auf die wasserundurchlässige Grundmoräne in sechs Meter Tiefe eingezogen.[12]
Der Landschaftsplan Borken-Nord aus dem Jahr 2001 verfolgt u. a. das Ziel, in der Kernzone die hochmoortypischen Lebensgemeinschaften wiederherzustellen bzw. zu erhalten und gefährdete Biotope, Arten und Lebensgemeinschaften unter besonderer Berücksichtigung der sog. Lebensräume und Arten von gemeinschaftlichem Interesse gemäß der FFH-Richtlinie zu sichern. In der Erweiterungszone stehen Maßnahmen zur Wiedervernässung und Extensivierung der land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen im Mittelpunkt. Die Bedingungen für Moore und Röhrichte sollen verbessert werden.[7]
Nahe beim Entenschlatt wurden 2009 mit Fördermitteln der EU zwei Kleingewässer angelegt sowie eine Beobachtungskanzel und eine Informationstafel aufgestellt.[13] Zwei weitere Informationstafeln befinden sich auf der Südseite des Venns (Zugang zum Damm) und auf niederländischer Seite am Zugang zum Wooldse Veen.
Insgesamt gelten die Maßnahmen zur Sicherung und langfristigem Erhalt des Venns als abgeschlossen.[13]
Pflegemaßnahmen werden seit Jahren vom NABU-Kreisverband Borken ausgeführt.[14] Besondere Verdienste um den Erhalt und die wissenschaftliche Erforschung des Gebietes hat sich der 2004 verstorbene Pater, Lehrer und EntomologeSigbert Wagener aus Bocholt erworben.[11][15]
↑Gemeinde Südlohn und Gemeente Winterswijk: Kommiesenpatt. (PDF; 2,79 MB) Wandern auf Zöllner- und Schmugglerpfaden über die grüne Grenze. 2007, archiviert vom Original am 24. Juli 2011; abgerufen am 21. März 2023 (deutsch, niederländisch, zweisprachige Broschüre).
↑Henk Krul: Reichssteine und Fürstensteine. Eine Grenzbegehung zwischen Münsterland und Gelderland. In: Unser Bocholt. 26. Jahrgang, 1975, S.79–82 (Wiederveröffentlichung eines Aufsatzes aus dem Jahr 1960).
↑Pollenanalytische Untersuchungen von Koch (1929) und Rehage (1964) weisen auf ein Alter von 3000 bis 4000 Jahren hin, vgl. Rudolf Souilljee: Naturschutzgebiet "Burloer-Vardingholter Venn". (PDF; 479 kB) In: Naturzeit.Naturschutzbund Deutschland (NABU), Kreisverbände im Münsterland, S. 13, archiviert vom Original am 4. Dezember 2015; abgerufen am 21. März 2023.
↑ abSigbert Wagener: Das Burlo-Vardingholter Venn (= Jahrbuch des Kreises Borken 1978). 1978, S.237.
↑Ehrungstext Dr. Karl Wagener (Pater Sigbert). (doc) Stadtplakette der Stadt Bocholt an Dr. Karl Wagener (Pater Sigbert). Presse- und Informationsdienst der Stadt Bocholt, 26. September 2001, abgerufen am 1. Februar 2016.