Der Burgstall Nieder-Ohmen, örtlich Burgschale oder Burgschall genannt, bezeichnet eine abgegangeneNiederungsburg vom Typus einer Turmburg auf einer kleinen von der Ohm und dem Mühlgraben umschlossenen Insel, Burgschoan genannt.[1] Die restaurierten Reste der wiederaufgefundenen Burg liegen am linken Ufer der Ohm und bezeichnenderweise in der Flur Burgschall[2] am nördlichen Ortsrand von Nieder-Ohmen, einem Ortsteil der GemeindeMücke im Vogelsbergkreis in Hessen.
Vermutlich wurde die Turmburg zur Kontrolle und Sicherung einer alten Handelsstraße von Alsfeld-Laubach nach Grünberg-Ulrichstein errichtet. Ihre Lage auf der Flussinsel war ideal zur Kontrolle der hier existierenden wichtigen Furt.
Bei Arbeiten an einem Abwasserkanal wurden 1986 die Fundamente eines Rundturms mit einem Durchmesser von etwa 13 Meter und einer Mauerstärke von 3 Meter freigelegt und die Grundmauern restauriert. Über die Geschichte der Turmburg ist nichts urkundlich überliefert. Datierbare Scherbenfunde weisen auf eine karolingisch-ottonische Entstehung im späten 9. oder im frühen 10. Jahrhundert hin. Möglicherweise ist sie als Teil eines 1002 in Nieder-Ohmen bezeugten Königsgutes zu sehen.[3] Weitere Funde finden sich bis ins 11. Jahrhundert. Vom 12. bis 15. Jahrhundert ist kein Fundmaterial vorhanden. Das lässt den Schluss zu, dass die Burg ab dem 12. Jahrhundert bereits nicht mehr genutzt wurde und verfiel.[4][2]
Literatur
Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 240.
Horst Wolfgang Böhme: Burgen der Salierzeit in Hessen, in Rheinland-Pfalz und im Saarland. In: In den südlichen Landschaften des Reiches. Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4134-9, S. 51f.
Claudia Theune-Vogt, Uwe Vogt: Die ottonische Niederungsburg in Nieder-Ohmen, Gemeinde Mücke, Vogelsbergkreis: Führungsblatt zu dem Turmfundament in der Flur „Burgschall“. (= Archäologische Denkmäler in Hessen. Band 73). (Hrsg.) Landesamt für Denkmalpflege Hessen / Abteilung Archäologische und Paläontologische Denkmalpflege. Wiesbaden 1988, DNB881495360.