u. a. Rambla, Avenida Julio Maria Sosa, Avenida Sarmiento, Bulevar España, Avenida Brasil, Avenida General Fructuoso Rivera, Avenida 18 de Julio, Avenida Italia, Avenida Gral. Garibaldi
Die Entstehungsgeschichte des Bulevar Artigas reicht bis in die Regierungszeit Venancio Flores’ zurück, als er projektiert wurde, um im Zuge der damaligen enormen baulichen und städtebaulichen Entwicklungen und Veränderungen in Montevideo die Stadtgrenzen zu definieren. Dabei diente er insbesondere als Grenzlinie der Ciudad Novísima. Rund zehn Jahre später, am 31. August 1878 – hierbei wird auch die Regierungszeit Latorres erwähnt, auch wenn diese nach anderen Quellen erst am 1. März 1879 begann – wurde dann der Beschluss gefasst, einen Boulevard von 50 Metern Breite zur Eingrenzung des Stadtgebiets zu errichten.
1885 erhielt der Boulevard, benannt nach dem uruguayischen Nationalhelden José Gervasio Artigas, bereits per Dekret seinen heutigen Namen. Die Bauarbeiten zu seiner Errichtung wurden jedoch erst zwischen 1908 und 1909 aufgenommen, als Intendente Benzano die Regierungsgeschäfte Montevideos leitete.
Die Planung dieser Straße erfolgte dabei in zwei Abschnitten. Dies war zum einen der Süd-Nord-Abschnitt, der von Punta Carretas zum Camino Larrañaga führte und bezüglich dessen zu jener Zeit beabsichtigt war, ihn zu einem späteren Zeitpunkt in Richtung Cerrito de la Victoria fortzusetzen. Zum anderen stellte der Ost-West-Verlauf von Larrañaga bis zum Playa Capurro den zweiten Abschnitt dar. Im Zuge des Baus hatte man sich dann dazu entschieden die ursprünglich auf eine Breite von 50 Metern ausgerichtete Planung dahingehend in der Umsetzung zu modifizieren, dass nunmehr ein lediglich 40 Meter breiter Boulevard entstand. 1913 wurde der Abschnitt von der Rambla bis zur Straße 8 de Octubre fertiggestellt. Der restliche Ausbau in nördliche Richtung sowie der Ost-West-Abschnitt verzögerte sich in der Folge und schritt ebenso wie auch die umgebende Bebauung nur noch langsam voran. Dies beruhte sowohl auf Verzögerungen bei den Enteignungen der benötigten Grundstücke als auch auf dem abflauenden Interesse am Projektfortschritt.
Im Laufe der Zeit begann schließlich eine Reglementierung der Bautätigkeit unter anderem dahingehend, dass nunmehr eine Gebäudehöhe von elf Metern vorgeschrieben war und ebenso Vorschriften hinsichtlich der Verzierungen insbesondere im Bereich der landschaftsgärtnerischen Gestaltung gesetzt wurden. Die Gestaltung des Bulevar Artigas in Bezug auf letzteres entwarf in der Folge Landschaftsarchitekt Carlos Thays. Die Umsetzung erfolgte durch den Landschaftsgärtner Carlos Racine.
Hinsichtlich der den Bulevar Artigas seitlich begrenzenden Bebauung bestehen innerhalb der diversen Streckenabschnitte teils größere Unterschiede. Während etwa im südlichen Bereich bis zur Avenida Julio M. Sosa ein sowohl von ausgewogener Wohnbebauung geprägter, aber mitunter von das homogene Bild aufreißenden Appartementhochhäuser unterbrochener Umgebungscharakter vorherrscht, ändert sich dieses Bild im nördlich davon verlaufenden Abschnitt bis zur Avenida Tomás Giribaldi. Dort existiert eine klar von Wohnbebauung mit umfangreich begrünter Allee dominierte Umgebung, die in dieser Deutlichkeit in keinem weiteren Straßenabschnitt gegeben ist. Bulevar España und Tres Cruces begrenzen schließlich einen Streckenteil, der von fortgeschrittener funktioneller und typologischer Neuausrichtung gekennzeichnet ist. Die vormals hier zu Wohnzwecken errichteten, teils besonders hochwertigen Häuser wurden entweder abgerissen oder einer neuen Nutzungsfunktion zugeführt. Die funktionelle Spezialisierung zeigt sich hier insbesondere im Streckenabschnitt der Avenida Rivera bis zur Avenida 8 de Octubre. Dort hat eine starke Ausrichtung auf das Gesundheitswesen stattgefunden. Beispielsweise Krankenkassen oder Krankenhäuser sind hier verstärkt zu finden.
Ab der Avenida Gral. Garibaldi nordwärts ändert sich sodann das Erscheinungsbild des Bulevar Artigas grundlegend. Die bislang aus zwei getrennten Fahrspuren mit Mittelstreifen bestehende Straße vereinigt sich von nun an zu einem einzigen Strang, an den Seiten auf ihrem restlichen Weg nach Norden flankiert von einer doppelten Reihe aus Palmen und anderen Bäumen. Während in jenem Abschnitt bis zur Calle Colorado sowohl der complejo cooperativo Bulevar Artigas sowie die zum Comando General de Ejército gehörenden Gebäude angesiedelt sind, ist im weiteren Verlauf zweigeschossige Wohnbebauung dominierend. Am Monumento a Luis Batlle Berres knickt der Bulevar sodann nach Westen hin ab. Dieser Stelle nördlich gegenüberliegend findet sich an der dort verlaufenden Avenida Luis A. de Herrera der hier seit 1985 untergebrachte uruguayische Präsidentschaftssitz im Edificio Libertad.
Guía Arquitectónica y Urbanística de Montevideo. 3. Auflage. Intendencia Municipal de Montevideo u. a., Montevideo u. a. 2008, ISBN 978-9974-600-26-3, S. 336 ff.