Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Stadt Gent mittels eines Kanals mit dem Seitenarm Sassevaart des kleinen Meeresarms Braakman verbunden, der Teil des Mündungsdeltas der Westerschelde war. Der Anschluss des Kanals erfolgte durch eine Schleuse im heutigen Sas van Gent (dt. Schleuse nach Gent), um die sich in der Folgezeit eine Siedlung entwickelte und um die im Laufe der Zeit Festungsanlagen zum Schutz der Schleuse errichtet wurden.[2] Der Braakman versandete über die Jahrhunderte, was sich durch die verstärkte Gewinnung von Neuland durch den Bau von Poldern im 19. Jahrhundert beschleunigte. In den 1820er Jahren wurde mit dem Bau eines Kanals vom Sassevaart nach Terneuzen begonnen, dem Vorläufer des heutigen Kanal Gent–Terneuzen. Durch den stetigen Ausbau des Kanals entstanden 1885 und 1906 weitere Schleusen in Sas van Gent,[3] die drei Kanalarme wurden hier bis in die 1950er Jahre mittels drei Drehbrücken überquert. Belgien und die Niederlande beschlossen 1960 den weiteren Ausbau des Kanals, um den immer größer werdenden Schiffen die Durchfahrt zum Hafen von Gent zu ermöglichen. Dazu wurden neue Schleusen in Terneuzen gebaut und die östliche Schleuse in Sas van Gent für die Kanalverbreiterung abgerissen. Die beiden älteren auf der Westseite des Kanals mussten für die Zufahrt der hier neu errichteten Brücke des Provinciale weg 683 (Oostpoortweg) teilweise zugeschüttet werden, die verbliebenen Reste der alten Kanalarme dienen heute als kleine Jachthäfen.
Luftbild von Sas van Gent, aufgenommen zwischen 1920 und 1940 (links ist Norden)
Eine der Drehbrücken über die Ostschleuse 1907 (im rechten Bild oben, Blick nach Norden)
Luftbild mit den drei Drehbrücken (links ist Norden)
Die Ost-West-Richtung verlaufende etwa 290 Meter lange Brücke gliedert sich in einen Stahlbetonbalkenträger auf der Westseite über die Arsenaalstraat (ca. 45 m), den 154,5 Meter langen Fachwerkträger der Drehbrücke in der Mitte und zwei Stahlbetonbalkenträger auf der Ostseite (ca. 90 m). Der Kanal Gent–Terneuzen verläuft in Nord-Süd-Richtung unter der Drehbrücke und dem anschließenden östlichen Balkenträger, der letzte Träger überquert die Straße Sint Anthoniekade. Für die Schifffahrt stehen drei Öffnungen zur Verfügung mit lichten Weiten von 27, 60 und 20 Metern (von West nach Ost). Die lichte Höhe liegt bei 7 Metern unter der Drehbrücke (im geschlossenen Zustand für die ersten beiden Öffnungen) und bei 6,5 Metern unterhalb des östlich anschließenden Balkenträgers.[6]
Der bewegliche Träger ist als Strebenfachwerk ausgeführt, wobei die Höhe bei gerade verlaufendem Obergurt zum Drehpfeiler hin leicht zunimmt und hier etwa 14 Metern erreicht. Der Träger hat insgesamt eine Breite von etwa 22 Metern, mit einer 8,8 Meter breiten Fahrbahn zwischen den Fachwerken und einem jeweils 4 Meter breiten Radweg an den Außenseiten.[7] Am Ostufer des Kanals befindet sich in Höhe des letzten Brückenpfeilers auf der Nordseite das Kontrollhaus, die Bedienung der Drehbrücke erfolgt aber seit 2010 von der Nautischen Zentrale Terneuzen aus (Nautische Centrale Terneuzen, ehemals Verkeerspost Terneuzen).[8]
↑Kjeld Thomsen, Hilmer Jung Larsen: Odin's Bridge. (Memento vom 13. Mai 2021 im Internet Archive) IABSE Symposium Report, Vol. 97, Nr. 17, 2010, S. 33–40.
↑Brug Sas van Gent. Rijkswaterstaat: Vaarwegen en Objecten, abgerufen am 27. August 2023 (niederländisch).