Nach dem Selbstmord seiner Mutter, die sich am 9. Juni 1896 nach der Heirat Przybyszewskis mit Dagny Juel umbrachte, wurde er bei den Eltern seines Vaters, zuerst in Łojewo bei Inowrocław (deutsch Hohensalza), dann in Wągrowiec (deutsch Wongrowitz) bei den Eltern seines Vaters erzogen, während seine Schwestern in ein Waisenheim kamen. Er wurde von seinem leiblichen Vater als Sohn erst 1905 anerkannt.
1912 kam er nach Warschau, wo er Klavierspiel und Komposition studierte. Während des Ersten Weltkriegs als preußischer Staatsangehöriger nach Russland verschleppt, wurde er in der Stadt Orsk in der Oblast Orenburg angesiedelt. Dort heiratete er Emilia Ottowna Niedecker, die Tochter des zaristischen Oberstleutnants Otto Niedecker.
Auf seine Initiative wurde am 2. Februar 1931 das Moskauer Konservatorium in Höhere Musikalische Hochschule „Felix Kohn“ umbenannt. Der ideologisch besessene Przybyszewski forcierte den Unterricht kommunistischer Ideologie auf Kosten der musikalischen Lehrgegenstände. Nach seinem Rücktritt kehrte das Moskauer Konservatorium schon am 16. Oktober 1932 zu seinem ursprünglichen Namen zurück.
Als Homosexueller angeklagt, wurde er festgenommen und arbeitete als Gulag-Häftling vom Dezember 1933 bis 7. Januar 1936 am Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals mit. Erneut am 1. März 1937 im Rahmen der Stalinschen Säuberungen festgenommen, wurde er am 21. August 1937 unter dem Vorwurf von Spionage und Vorbereitung von Terrorakten vom Militärkollegium zum Tode verurteilt. Er wurde am gleichen Tag hingerichtet[1] und auf dem Donskoi-Friedhof bestattet.
Er wurde am 15. September 1956 gerichtlich rehabilitiert. Seine Ehefrau Emilie wurde ebenfalls 1937 festgenommen und wurde 1945 mit Wirbelsäulentuberkulose aus dem Straflager freigelassen. Sie starb 1956.
Literatur
Jadwiga Kosicka and Daniel Gerould: A life of solitude : Stanisława Przybyszewska : a biographical study with selected letters, Northwestern University Press, Evaston, Ill., 1989, ISBN 0-8101-0807-0
George Klim: Stanisław Przybyszewski. Leben, Werk und Weltanschauung im Rahmen der deutschen Literatur der Jahrhundertwende. Biographie. Igel-Verlag, Paderborn 1992, ISBN 3-927104-10-8 (Literatur- und Medienwissenschaft. 6 = Kölner Arbeiten zur Jahrhundertwende 2).