Mit dem landwirtschaftlich genutzten Boden und dem Bodenertrag als Ergebnis der Nutzung befassten sich vor allem die Physiokraten. Der Physiokrat François Quesnay definierte 1757 den Bodenertrag als „das Ergebnis der Bodenbeschaffenheit und des Menschen. Ohne die Arbeit des Menschen hat der Boden keinen Wert“.[1] Er forderte 1760 die Besteuerung des Bodenertrags durch eine Einheitssteuer (französischimpôt unique), welche die einzige Quelle für die Steuereinkünfte des Staates bilden müsse.[2] Er stellte fest, dass es einen Überschuss des Bodenertrags über die Kosten der Feldbestellung gibt. Zeitgenosse Anne Robert Jacques Turgot formulierte 1768: „Wirft man Saat auf einen Boden von natürlicher Fruchtbarkeit, der jedoch nicht bearbeitet ist, so wäre diese Aufwendung fast verloren. Ist der Boden einmal gepflügt, so wird der Ertrag schon größer und nach zwei- und dreimaligem Pflügen nicht nur verdoppelt und verdreifacht, sondern vervier- und verzehnfacht. Auf diese Weise nimmt der Ertrag viel stärker zu als die Aufwendungen … Überschreitet man das Produktionsoptimum durch weitere Aufwendungen, so wird der Ertrag zwar noch steigen, aber umso weniger und immer weniger, bis die Fruchtbarkeit des Bodens erschöpft ist und jeder weitere Aufwand außerstande bleibt, noch etwas hinzuzufügen (Produktionsmaximum)“.[3] Das hierin zum Ausdruck kommende Bodenertragsgesetz (auch: Gesetz vom abnehmenden Bodenertrag) beherrscht seither mit seinem Modell der Beziehung zwischen Faktoreinsatz (englischinput: Saatgut, Düngemittel, Landtechnik) und Ertrag (englischoutput: Ernte) die wirtschaftswissenschaftliche Diskussion und ist heute auch Grundlage der in der Betriebswirtschaftslehre angewandten limitationalen Produktionsfunktion. Sein Name erscheint indes nicht besonders glücklich, weil hierdurch leicht die irrtümliche Auffassung entstehen kann, als ob man es mit absolut abnehmenden Bodenerträgen zu tun hätte, während es sich lediglich um relativ abnehmende Bodenerträge handelt.
Adam Smith kritisierte in seinem Buch Der Wohlstand der Nationen (März 1776) die Ansichten der Physiokraten, dass der „Bodenertrag […] die einzige Quelle von Einkommen und Reichtum eines Landes“ sei.[4] Für ihn bestand diese Auffassung lediglich aus Spekulationen „einer Handvoll gelehrter und origineller Denker in Frankreich“.[5] Smith sieht in der Grundrente denjenigen Teil des Ertrages, der dem Grundeigentümer gehört, der durch Pächter zu entrichtende „Preis für die Nutzung von Grund und Boden“.[6] Das Einkommen des Volkes aus dem Boden stehe nicht im Verhältnis zur Grundrente, sondern zum Bodenertrag selbst.
Im Gegensatz zu Smith interpretierte David Ricardo den Bodenertrag als Differentialrente, der damit aus dem Preisbildungsprozess ausscheidet.[9] Ricardo definierte 1817 die Grundrente dagegen als jenen Teil des Bodenertrages, der dem Grundbesitzer für die Nutzung der ursprünglichen und unzerstörbaren Kräfte des guten Bodens gezahlt wird und aus der Differenz zwischen Weizenpreis und Lohn bestehe.[10] Die Differentialrente ist nach Ricardo die Ertragsdifferenz, die sich aus dem Einsatz zweier gleicher Mengen an Arbeit und Kapital auf gleicher Bodenfläche ergibt. Für Karl Marx ist 1895 die Erzeugung einer Grundrente das oberste Ziel der landwirtschaftlichen Produktion. In der Grundrente sah er einen Teil des Mehrwerts.[11]
In Bezug auf eine einzelne Pflanzenart wird der Bodenertrag gewöhnlich als Flächenertrag bezeichnet.
Quantitative Erfassung
Quantitativ wird der Bodenertrag durch die Beziehungszahl
mit der Einheit
berechnet, wobei hier als Betrachtungszeitraum ein Jahr zugrunde gelegt ist.
Darin geht die Bodenproduktivität ein, die angibt, welche Erntemenge aus einer bestimmten Bodenfläche gewonnen werden kann. So erntete man im Jahre 1871 lediglich 0,9 Tonnen Roggen pro Hektar, 1912 schon 1,57 Tonnen. 1871 zog man 5 Tonnen Kartoffeln aus dem Hektar, 1914 führte man bereits 13,5 Tonnen vom Hektar.[12] Im Jahre 2016 lagen die Ernteerträge bei 5,56 (Roggen) bzw. 45,4 (Kartoffeln). Im Jahre 2017 lag weltweit der Hektarertrag für Mais bei 5,6 Tonnen/Hektar, gefolgt von Reis (4,5), Weizen (3,4) und Gerste (3,0).[13] Am gesamten Marktobst haben in Deutschland Äpfel mit 30,9 Tonnen/Hektar die höchste Ernteproduktivität, gefolgt von Birnen (22,4), Pflaumen/Zwetschgen (12,2), Erdbeeren (Freiland; 11,5) und Mirabellen/Renekloden (9,2).[14]
↑Anne Robert Jacques Turgot, Observations sur le Mémoire de M. de Saint-Péravy, Œuvres I, 1768, S. 420
↑Adam Smith, Der Wohlstand der Nationen, Band IV, 1776, S. 650
↑Adam Smith, Der Wohlstand der Nationen, Band IV, 1776, S. 650
↑Adam Smith, Natur und Ursachen des Volkswohlstandes, Band II, 1882, S. 336
↑Thomas Robert Malthus, An Essay on the Principle of Population, 1798, S. 8
↑John Stuart Mill, Principles of Political Economy, Band III, 1848, S. 7
↑Gert von Eynern, Wörterbuch zur politischen Ökonomie, 1973, S. 463
↑David Ricardo, On the principles of Political Economy and Taxation, 1817, S. 67
↑Karl Marx, Das Kapital, Band III, 1895, MEW Band 25, S. 662
↑Die Volksschule, Band 37, Ausgaben 7-18, 1941, S. 188
↑Statista Das Statistik-Portal, Getreideertrag pro Hektar Anbaufläche der wichtigsten Getreidearten weltweit in den Jahren 1993/94 bis 2017/2018, abgerufen am 22. Februar 2018