Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1295 im Zusammenhang mit der St.-Michaelis-Kirche, die gegenüber dem Amtshof steht, zu der auch die 1773 abgebrochene unterschlächtige Wassermühle in der Krakau gehörte. Bissendorf war von 1560 bis 1852 Sitz des jeweiligen Amtsvogts.
Bissendorf war über Jahrhunderte ein Bauerndorf. Die ursprünglich 13 Meierhöfe wurden im Lauf der Jahre meist geteilt, so dass beispielsweise 1664 insgesamt 33 Höfe einen Meierstatus hatten. Daneben gab es damals weitere nahezu 40 (kleinere) Kötnerhöfe. Die wirtschaftliche Basis bildeten Getreideanbau, vornehmlich Roggen, und Viehzucht, insbesondere Pferde, Rindvieh und Schafe. Zwischen 1850 und 1930 erhöhte sich die Einwohnerzahl von etwa 600 auf rund 1000 Personen.
Am 1. März 1974 wurde Bissendorf in die neue Gemeinde Wedemark eingegliedert.[4]
Politik
Ortsrat
Der Ortsrat von Bissendorf setzt sich aus fünf Ratsfrauen und vier Ratsherren folgender Parteien zusammen:[5]
Wappenbegründung: Dem Charakter der Landschaft entsprechend hat Bissendorf als Mittelpunkt der Wedemark den grünen Wappenschild gewählt. Frühgeschichtliche Symbole haben sich nicht angeboten. Bissendorf war bis 1852 der vormalige Sitz des Amtsvogtes und des Gerichts für die Wedemark. In Erinnerung daran wurde das Kopfstück mit dem abgebrochenen oberen Teil der rechten Säule des Eingangsportals zum alten Amtshofe in das Wappen aufgenommen. Die Säule trägt die verschlungenen Initialen „GW“ des Herzogs Wilhelm von Braunschweig – Lüneburg.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Nach der Gründung der Amtsvogtei um 1560 entstand um 1580 das Wohnhaus des Amtsvogtes, heute Standesamt, einer der schönsten Profanbauten der Wedemark, dem 1747 noch ein Westflügel angefügt wurde. Dicht dabei steht das sog. Kavaliershaus, das um 1620/1621 errichtet wurde und heute das Richard-Brandt-Museum beherbergt. Beide Gebäude zeigen die Ornamentik der Spät-Renaissance.
Das Dienstgebäude des Amtes, die Amtsvogtei, wurde 1819 erbaut und zuletzt als Kaufhaus der Familie Busse genutzt, bevor es von der Gemeinde Wedemark erworben und 2007 aufwändig zum Bürgerhaus umgebaut und restauriert wurde.
In dem südlich danebenstehenden früheren Gast- und Bauernhaus Dusche, einem Fachwerkgebäude von 1809, befindet sich die Gemeinde-Bibliothek und im Dachgeschoss ein weiterer Ausstellungsraum des Richard-Brandt-Museums.
Gegenüber dem Amtshaus steht die Michaeliskirche, deren Turm im 13. Jahrhundert erbaut und 1680 renoviert wurde.
Sehenswert sind die historischen Grabsteine an der Kirche. Die zur Kirche gehörende Mühle, eine außerhalb des Dorfes gelegene unterschlächtige Wassermühle, wurde um 1773 abgebrochen.
Seit 1995 gibt es den imago-Kunstverein Wedemark e. V., einen Verein für Bildende Kunst, Musik, Literatur und Darstellende Kunst.
In Bissendorf existieren ein Fußballverein (SC Wedemark), ein Turn-Club (mit den im Inlinehockey erfolgreichen Bissendorfer Panthern), ein Tennis-Club, der Schachverein „Freibauer Wedemark“, die Freiwillige Feuerwehr, der Sozialverband und die Ortsverbände von CDU und SPD.
Vor allem erwähnenswert ist der „Verschönerungs- und Naturschutzverein“ VNV-Bissendorf, der sich um Dorfbild sowie Pflege der Natur und Erhaltung der alten Fachwerkhäuser kümmert.
Die Schützengesellschaft Bissendorf von 1912 e. V. trägt jährlich um Pfingsten das Bissendorfer Schützenfest aus. Bis um 1940 verwaltete und feierte die historische Schützengenossenschaft noch drei Feste im Jahr. Der Genossenschaft gehörten die Hauswirte (Hofbesitzer) aus der Realgemeinde Bissendorf, Scherenbostel, Ickhorst und Wiechendorf an. Ein damaliges „Schützenbier“ wurde für die Kinder unter Leitung der Lehrer ausgerichtet, ein weiteres für die Knechte und Mägde und ein weiteres für die Bauern und verheirateten Arbeiter. Hierzu ernannte die Genossenschaft ein Mitglied zum Veranstalter, der das Fest auf seinem Hof ausrichtete. Er bekam die Schankkonzession. Erst 1935 wurde das Schützenfest durch einen Gemeindebeschluss zu einem „Volks- und Schützenfest“.
Wirtschaft und Infrastruktur
In Bissendorf findet sich ein breites Angebot von Läden, Arztpraxen, Werkstätten, Apotheken und Banken. Es ist eine Grundschule mit Außenstellen vorhanden.
Verkehr
Es bestehen Busverbindungen in andere Ortsteile der Wedemark sowie in die Städte Langenhagen und Burgwedel. Der Bissendorfer Bahnhof ist über das Streckennetz der S-Bahn Hannover mit anderen Dörfern der Wedemark, Hildesheim und Hannover verbunden.
Heinrich Henstorf: Chronik von Bissendorf, Hannover: Verlag Hannoverscher Anzeiger Madsack & Co., 1939
2. Auflage, zzgl. eines Vorworts von 1985, digitale Neuauflage, hrsg. von Christa und Friedrich Lüddecke, Neustadt/Evensen, 2004; Digitalisat als Word-Dokument auf der Seite wedemark-chroniken.de
Carolin Krumm (Bearb.) et al., Peter Ferdinand Lufen, Dietmar Vonend (Red.): Wedemark/Bissendorf. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Region Hannover, nördlicher und östlicher Teil mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark (= Veröffentlichungen des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 13.2), hrsg. von Christiane Segers-Glocke, CW Niemeyer, Hameln 2005, ISBN 3-8271-8255-7, S. 130 f., 482–491; sowie Bissendorf, Gem. Wedemark, o. a. O., S. 574 f.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. Mai 1970 bis 31. Dezember 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.221.
↑ abOrtsrat von Bissendorf. Auf: Internetseite der Gemeinde Wedemark – Ortschaft Bissendorf, abgerufen am 20. Juli 2017.