Die Beziehungen zwischen Singapur und den Vereinigten Staaten sind das zwischenstaatliche Verhältnis zwischen Singapur und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Beide Länder sind enge Partner und Singapur erlaubt den USA die militärische Nutzung seines Staatsgebiets. Gleichzeitig verfolgt Singapur eine Leitlinie der außenpolitischen Neutralität. Trotz der engen Beziehungen zu den USA erklärte der singapurische Premierminister Lee Hsien Loong 2022, dass Singapur kein Verbündeter der USA sei, keine militärischen Operationen im Namen der USA durchführen und keine direkte militärische Unterstützung von diesen anfordern werde.[1] Stattdessen bemüht sich Singapur um eine aktive Vermittlerrolle zwischen den USA und der Volksrepublik China.
Die Vereinigten Staaten eröffneten ihr erstes Konsulat in Singapur im Jahr 1836, als die Insel noch zu den Straits Settlements des Britischen Empire gehörte.[2] 1961 wurden in Singapur zwei CIA-Agenten verhaftet, die versucht hatten, einen singapurischen Beamten zu bestechen, die im Gegenzug Informationen an die CIA liefern sollten. Premierminister Lee Kuan Yew forderte 35 Millionen US-Dollar Wirtschaftshilfe als Gegenleistung für die verdeckte Freilassung der beiden Agenten. Die Amerikaner lehnten dieses Angebot jedoch ab und unterbreiteten ein Gegenangebot von 3,3 Millionen Dollar, die direkt an Lee und die People’s Action Party gehen sollten. Die Männer wurden später ohne finanzielle Gegenleistung freigelassen. Lee deckte diesen Vorfall 1965 auf, was die Amerikaner dazu veranlasste, ihn zu leugnen. Später veröffentlichte Lee jedoch ein Entschuldigungsschreiben des US-Außenministers Dean Rusk für diesen Vorfall.[3][4][5]
Singapur und die Vereinigten Staaten nahmen am 11. August 1965 diplomatische Beziehungen auf, wenige Tage nachdem Singapur aus der Föderation Malaya ausgeschlossen wurde.[2] Zwischen 1965 und 1975 leisteten die Vereinigten Staaten beträchtliche Wirtschaftshilfe, um Singapur zu stabilisieren, da es im Kalten Krieg ein wichtiger Bestandteil ihrer Eindämmung des Kommunismus war. Die Wirtschaft Singapurs profitierte zusätzlich durch die Bereitstellung von Reparatur- und Logistikanlagen für die US-amerikanischen Streitkräfte in Vietnam während des Vietnamkriegs. In seiner Außenpolitik war der langjährige singapurische Premier Lee Kuan Yew ein strammer Antikommunist, was von den Amerikanern geschätzt wurde, auch wenn Singapur ein Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten war.[6]
E. Mason „Hank“ Hendrickson diente als Erster Sekretär der Botschaft der Vereinigten Staaten in Singapur, als er im Mai 1988 von der Regierung Singapurs des Landes verwiesen wurde. Ihm wurden von der Regierung Singapurs Kontakte zur Opposition vorgeworfen, die der regierenden People's Action Party missfielen.[7] Die Affäre sorgte für eine kurzzeitige Belastung des Verhältnisses zwischen den beiden Staaten. Das US-Außenministerium verwies in Reaktion Robert Chua, einen hochrangigen singapurischen Diplomaten aus Washington, D.C. Vor der US-Botschaft in Singapur kam es daraufhin zu Demonstrationen und die regierungsnahe Gewerkschaft National Trades Union Congress veröffentlichte ein Statement, in der die USA als „hinterhältig, arrogant und unzuverlässig“ bezeichnet wurden.[8]
Die Vereinigten Staaten und Singapur unterzeichneten am 6. Mai 2003 ein Freihandelsabkommen, welches am 1. Januar 2004 in Kraft trat. Die Regierung Singapurs wies Spekulationen zurück, wonach die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit der Unterstützung Singapurs für den Irakkrieg kurz vor der Unterzeichnung zusammenhing.[9] Während des ASEAN-Gipfels 2015, als US-Präsident Barack Obama mit Singapurs Premierminister Lee Hsien Loong zusammentraf, bezeichnete Obama die bilateralen Beziehungen als „sehr, sehr stark“.[10]
Seit dem Abschluss eines Freihandelsabkommens haben die Staatsbürger Singapurs einen erleichterten Einreiseprozess in die USA und Unternehmen einen besseren Zugang zum Markt des jeweils anderen. Der bilaterale Warenaustausch lag im Jahr 2022 bei 78 Milliarden US-Dollar, womit Singapur auf Platz 15 der wichtigsten Handelspartner der USA lag.[13] Das Geschäftszentrum Singapur ist der Hauptsitz für ganz Südostasien für zahlreiche US-amerikanische Unternehmen.
Militärische Beziehungen
Singapur unterhält seit langem militärische Beziehungen zu den Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten verkaufen Waffen an Singapur und gewähren Zugang zu ihren Stützpunkten, um das singapurische Militär außerhalb des kleinen Inselstaates auszubilden.[14] Im Rahmen des Strategischen Rahmenabkommens zwischen den USA und Singapur werden einige Küstenkampfschiffe der US-Marine turnusmäßig auf dem Marinestützpunkt Changi in Singapur stationiert.[15] Die Air Force One landet auch auf dem Luftwaffenstützpunkt Paya Lebar, wenn der Präsident das Land besucht. Am 23. September 2019 erneuerten Singapurs Premierminister Lee und US-Präsident Trump einen wichtigen militärischen Kooperationsvertrag um weitere 15 Jahre bis 2035, der es den amerikanischen Streitkräften erlaubt, Singapurs Luft- und Marinestützpunkte zu nutzen.[16] Singapur ist allerdings kein militärischer Verbündeter der Vereinigten Staaten und hat keinen Beistandspakt unterzeichnet.
↑Rhodri Jeffries-Jones: The CIA and American Democracy. Yale University Press, 2003, S.150 (englisch).
↑Karen M. Paget: Patriotic Betrayal The Inside Story of the CIA's Secret Campaign to Enroll American Students in the Crusade Against Communism. Yale University Press, 2015, S.346 (englisch).
↑Beyond Liberal Order States, Societies and Markets in the Global Indian Ocean. Oxford University Press, 2022 (englisch).
↑Daniel Wei Boon Chua: US-Singapore Relations, 1965-1975: Strategic Non-alignment in the Cold War. NUS Press, 2017, ISBN 978-981-4722-32-2, JSTOR:j.ctv1xxzsn.
↑Barbara Crossette, Special To the New York Times: Singapore Asks Removal of U.S. Envoy. In: The New York Times. 8. Mai 1988, ISSN0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 19. Juli 2024]).
↑Amitav Acharya: Singapore's Foreign Policy: The Search for Regional Order. World Scientific, 2008, ISBN 978-981-277-034-9, S.92 (translate.goog [abgerufen am 19. Juli 2024]).
↑Tan Dawn WeiChina Bureau Chief: Trump thanks PM Lee for Singapore's hospitality, thinks Trump-Kim summit will 'work out nicely'. In: The Straits Times. 11. Juni 2018, ISSN0585-3923 (straitstimes.com [abgerufen am 19. Juli 2024]).
↑Ja Ian Chong: Other Countries Are Small Countries, and That’s Just a Fact: Singapore’s Efforts to Navigate US–China Strategic Rivalry. In: China-US Competition: Impact on Small and Middle Powers' Strategic Choices. Springer International Publishing, Cham 2023, ISBN 978-3-03115389-1, S.307–338, doi:10.1007/978-3-031-15389-1_12.
↑Charissa Yong, Lim Min Zhang: PM Lee, Trump renew key defence pact on US use of Singapore air, naval bases. In: The Straits Times. 24. September 2019, ISSN0585-3923 (straitstimes.com [abgerufen am 19. Juli 2024]).