Das Besteckmuseum Glaub (auch: Sammlung Bodo Glaub) war von 1951 bis 1995 ein kulturgeschichtliches Spezialmuseum in Köln mit vermutlich einer der größten Bestecksammlungen[1] der Welt. Es wurde vom Sammler und Besteckhändler Bodo Glaub gegründet und war das einzige private Besteckmuseum.[2]
Bodo Glaub, geboren 1925 in Bonn, wuchs in Köln auf, wo er nach dem Zweiten Weltkrieg 1951 sein Spezialgeschäft für Bestecke eröffnete, nach eigenen Angaben das einzige Spezialgeschäft Europas, das ausschließlich Bestecke im Sortiment führte. Er baute eine „einzigartige Sammlung über Bestecke in der Weltgeschichte der Menschheit“ (Ulrich S. Soénius) auf. Daneben war er als Kunstsammler und Galerist tätig und im Kölner Karneval engagiert, unter anderem 1957 als Jungfrau „Bodi“ im Kölner Dreigestirn. Glaub starb am 12. Juni 1995.[3]
Sammlung
Die Sammlung umfasste über 1200 Exponate (Stand: 1987) aus europäischen und außereuropäischen Ländern, die in wechselnden Themenausstellungen präsentiert wurden. Zeitlich begann die Sammlung mit den frühesten Messern der Steinzeit bis hin zu modernen Bestecken der Gegenwart, mit einem Sammlungsschwerpunkt vom 16. bis 18. Jahrhundert. Zu jeder Themenausstellung erschien bis in die 90er Jahre ein Kurzkatalog.
Eine juristische Auseinandersetzung mit den Finanzbehörden, die negativ für Bodo Glaub ausging, führte 1991[4] zur Versteigerung der Sammlung, von der ein Teil vom Deutschen Klingenmuseum in Solingen erworben und nur ein kleiner Teil ins Nachfolgeunternehmen übernommen werden konnte.[3] Mit dem Tod Bodo Glaubs wurde der Betrieb des Besteckmuseums 1995 eingestellt. Das Besteckhaus wurde bis 2018 von seiner Witwe Magret Glaub und Hermann Freiß gemeinsam weitergeführt, nach deren Tod allein von Hermann Freiß.[5][6]
Standort
Von seiner Gründung bis 1958 war das Museum an der Burgmauer 68 untergebracht, danach an der benachbarten Adresse im selben Gebäude, Komödienstraße 107-113, wo das Besteckhaus bis zur Schließung im Sommer 2022 seinen Sitz hatte.[7] Die Inneneinrichtung aus dem Jahr 1958 stammte vom „4711-Hausarchitekten“ Wilhelm Koep[1][8] Sie war gut erhalten, so dass die Räume gelegentlich aufgrund ihres 60er-Jahre-Ambientes für Filmdreharbeiten genutzt wurden.[9]
Ausstellungen/Kataloge
Europäisches Essgerät von der Steinzeit bis zur Gegenwart eine Ausstellung aus Beständen der Sammlung Bodo Glaub, 1966
Man spricht über, um 1963
Religio in Profano. Religiöse Darstellung auf Essgerät, 1965
Holz in der Essgerätefertigung, 1965
Kinderbestecke, 1965
Fischbestecke, 1966
Löffel aus Byzanz, 1966
Essen und Trinken in der Karikatur, 1966
Historismus des 19. Jahrhunderts, 1966
Badesitten im Mittelalter, 1967
Silber aus zwei Jahrtausenden, 1967
Reisen in vergangenen Tagen: Reisebestecke aus vergangener Zeit, 1980
Bestecke im Jugendstil, 1980
Das Messer, 1980
Der Löffel, 1983
Das Essgerät in der Kunst afrikanischer Völker, um 1984
Das Messer, um 1985
Historisches Besteck Bestiarium, um 1986
Der Löffel, vor Christi bis heute, um 1986
Bestecke im Jugendstil, um 1987
Die Geschichte der Gabel, vor 1995
Die Geschichte des Messers, vor 1995
Die Fifty's, vor 1995
Ausstellungen der Sammlung in anderen Museen
messer, gabel, löffel: Eine Formgeschichte des Essgeräts; 8. Februar – 8. März 1964. Kunstgewerbemuseum Zürich
Eetgerei van het stenen tijdperk tot heden tentoonstelling van de verzameling Bodo Glaub-Keulen. Juni bis 19. September 1966, Goud- en Zilvermuseum, Utrecht, Niederlande
↑Ute Porzky: Besteckmuseum. In: Peter Noelke (Hrsg.): Kölner Museumsführer. Wienand, Köln 1987, ISBN 3-87909-154-4, S.308–309.
↑ abUlrich S. Soénius: Glaub, Bodo. In: Ulrich S. Soénius, Jürgen Willhelm (Hrsg.): Kölner Personenlexikon. Greven Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-7743-0400-0, S.184.
↑Ilse Prass, Klaus Zöller: Vom Helden Carneval zum Kölner Dreigestirn, 1823-1992. Greven, Köln 1993, ISBN 978-3-7743-0269-3.
↑Katja Lenz: Von der Blechtafel zum Suppenlöffel. Bei Glaub gibt es seit 69 Jahren Besteck für alle Lebenslagen – Inhaber sucht Nachfolger. In: Kölnische Rundschau. Ausgabe 114. Köln 17. Mai 2019, S.28 (rundschau-online.de).