Die Internationale Arbeitsorganisation (International Labor Organization) erarbeitete in den 1960er Jahren ein internationales Klassifikationssystem der Berufsgruppen, die International Standard Classification of Occupations, welche 1988 an die Veränderungen der Arbeitswelt in den Industrienationen angepasst wurde (ISCO-88). Europäische Übernahme ist die ISCO-88(COM).[1] Die Aktuelle Fassung ist die ISCO-08.
Auf der Grundlage dieser Klassifikation lässt sich in internationalen Vergleichen die Stellung von Menschen in der sozialen Hierarchie der Gesellschaft bestimmen. Die Berufshauptgruppen werden in Berufsgruppen, Berufsuntergruppen und Berufsgattungen gegliedert, sodass sich jeder Beruf mit einer vierstelligen Codenummer einer Berufsgattung zuordnen lässt.
Systematik nach Berufbildungsabschluss
Auch nach der Berufsbildung (höchster formaler Berufsabschluss) systematisiert man.
Der Prestigerang von Berufen wird in bildungssoziologischen Untersuchungen als relativ aussagekräftige Kategorie benutzt. Donald J. Treiman entwickelte den Standard Index of Occupational Prestige Scala (SIOPS) (auch Treiman-Index genannt) auf Grundlage des Klassifikationssystems ISCO von 1968 und konnte nachweisen, dass der Prestigerang von Berufen weitgehend unabhängig von nationalen Unterschieden ist. Der Index kann Werte von 0 bis 100 annehmen. Er wird beispielsweise in den ALLBUS-Befragungen erhoben.
Internationaler sozio-ökonomischer Index – ISEI
Harry B. G. Ganzeboom entwickelte ebenfalls auf dem internationalen Klassifikationssystem der Berufe (ISCO–68) eine hierarchische Skala zum sozio-ökonomischen Index (International Socio-Economic Index of Occupational Status). Dieser basiert auf Einkommen, Bildung und Beruf und geht davon aus, dass jede berufliche Tätigkeit ein bestimmtes Bildungsniveau erfordere und ein bestimmtes Einkommen nach sich ziehe. Die beruflichen Tätigkeiten können aufgrund der Umklammerung von Bildungsgrad und Einkommen hierarchisch skaliert werden.
Als weitere Indikatoren für die sozioökonomische Stellung der Eltern gelten deren Erwerbstätigkeitsstatus (das heißt voll- oder teilzeitbeschäftigt oder arbeitslos) und der Beruf. Sie kann über die Einteilung in soziale Klassen erfasst werden, die so genannten EGP-Klassen, benannt nach den Sozialwissenschaftlern Robert Erikson, John Goldthorpe und Lucienne Portocarero. Auch die EGP-Klassen beruhen auf der Klassifikation der Berufe durch die Internationale Arbeitsorganisation. Die Berufe werden nach vier Gruppen unterschieden, was ein differenziertes Bild der Berufstätigkeit der Eltern zeigt:[2][3]
Art der Tätigkeit (manuell, nicht-manuell, landwirtschaftlich)
Stellung im Beruf (selbständig, abhängig beschäftigt)
Weisungsbefugnisse (keine, geringe, große)
zur Berufsausübung erforderliche Qualifikationen (keine, niedrige, hohe)
Die sieben (beziehungsweise zehn) Klassen wären demzufolge:[2][3]
Obere Dienstklasse (etwa Spitzenmanager)
Untere Dienstklasse mit hohen Qualifikationen, die in einem Angestelltenverhältnis stehen, beispielsweise höhere Beamte, Ärzte, Professoren
Angestellte der ausführenden nicht-manuellen Klasse mit beschränkten Entscheidungsbefugnissen (Klasse 3a) und mit gering qualifizierten Routinetätigkeiten (Klasse 3b, zum Beispiel Kassierer)
Selbstständige außerhalb der Landwirtschaft (4a und 4b) und Landwirte (4c)
Außerdem gilt in Österreich die BerufsklassifikationÖ-ISCO, in der heutigen Fassung die deutschsprachige ISCO-08, die die von 1961 bis 2001 verwendete Österreichische Berufssystematik (ÖBS) ersetzt hat.
Die Schweizerische Kantonale Berufsberatung SDBB trennt 22 Berufsfelder[8] – diese sollen mit einer neuen Bildungsverordnung (BiVo),[9] die mit 1. Januar 2009 in Kraft gesetzt wird, umstrukturiert werden. Für statistische Zwecke gilt die NOGA-Systematik.
↑ abGertrud Hovestadt, Nicole Eggers: Soziale Ungleichheit in der allgemein bildenden Schule: Ein Überblick über den Stand der empirischen Forschung unter Berücksichtigung berufsbildender Wege zur Hochschulreife und der Übergänge zur Hochschule. Im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung, Rheine, Januar 2007, S. 7–8: EGP-Klassen (PDF: 730 kB, 102 Seiten auf boeckler.de).
↑ abWilfried Bos, Eva-Maria Lankes u. a. (Hrsg.): Heterogenität: Eine Herausforderung an die empirische Bildungsforschung (= Die berufsbildende Schule. Band 68). Waxmann, Münster u. a. 2004, ISBN 3-8309-1393-1, S. 212–213 (Seitenvorschau in der Google-Buchsuche).
↑Systematik und Verzeichnisse. KldB 2010 - überarbeitete Fassung 2020. In: Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Abgerufen am 6. Juni 2022.
↑Berufsgruppen. In: BIC BerufsInformationsComputer. Wirtschaftskammer Österreich, Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft, archiviert vom Original am 21. August 2009; abgerufen am 29. Januar 2010.
↑Arbeitsfelder. In: BIC. Wirtschaftskammer Österreich, Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft, archiviert vom Original am 21. August 2009; abgerufen am 29. Januar 2010.
↑Berufe suchen. In: berufsberatung.ch. SDBB, abgerufen am 6. Juni 2022 (auf Schaltfläche Berufsfelder klicken).