Er war neben James Last der erfolgreichste deutsche Orchesterchef nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Als ein Pionier des Easy Listening, einer „Musik, die nicht stört“, wie er es selbst formulierte,[2] gilt er heute zudem als einer der Urväter und als Legende der Lounge-Musik.
Berthold Kämpfert wurde 1923 in Hamburg-Barmbeck (im heutigen Stadtteil Barmbek-Nord) als Sohn eines Malergesellen geboren. Im Alter von sechs Jahren begann er Klavier zu spielen.[3] Er studierte an der Musikschule in Hamburg Klavier, Klarinette, Saxophon und Akkordeon und begann seine Laufbahn als Saxophonist im Orchester beim Danziger Radio-OrchesterHans Busch, wo er laut eigenem Bekunden in einer regelrechten Ausbildung sein Handwerk von Grund auf lernte. Dort bekam er auch seinen Spitznamen „Fips“, den er zeitlebens behielt. Während des Zweiten Weltkrieges auf Sylt[4] bei einem Musikzug stationiert, verlobte er sich dort mit einer jungen Dänin.[4] Aus dieser Verbindung stammt seine älteste Tochter Renate. Seine erste Big BandPik Ass gründete er in der Gefangenschaft in Dänemark. Nach seiner Entlassung tingelte er mit dieser Band durch britische Offiziersclubs in Norddeutschland.
1945 lernte er die Zahnarzttochter Hannelore Winkler kennen. Sie sprach ein gutes Schul-Englisch und konnte somit die Conférence übernehmen. Am 14. August 1946 heirateten die beiden und zogen nach Bremerhaven. Nach der Geburt ihrer Tochter Marion zogen sie zurück nach Hamburg; 1951 kam Tochter Doris zur Welt.
Ende der 1940er Jahre begann Kaempfert in erster Linie für den NWDR und die Polydor zu komponieren und zu arrangieren. 1959 arrangierte er für Freddy QuinnDie Gitarre und das Meer und für Ivo RobićMorgen. Beide Stücke wurden zu Hits und waren in englischsprachigen Coverversionen auch international erfolgreich, Morgen erreichte die nordamerikanischen Top 20. Das Lied Muss i denn zum Städtele hinaus bearbeitete Kaempfert für Elvis Presley, dem damit unter dem Titel Wooden Heart 1961 ein großer Erfolg in den Charts gelang. Kaempfert zeigte damals bereits Symptome einer Alkoholsucht und konsumierte später, um sein Arbeitspensum von 16 Stunden pro Tag zu bewältigen, das Aufputschmittel Preludin.[5]
1959 produzierte Kaempfert den von Klaus Günter Neumann komponierten instrumentalen Titel Wunderland bei Nacht, den jedoch keine Plattenfirma herausbringen wollte, auch nicht Polydor, für die er zuvor Stücke arrangiert hatte. Er bot ihn dem New Yorker Produzenten Milt Gabler an, und als Wonderland by Night brachte er Kaempfert nach Veröffentlichung am 22. August 1960 den internationalen Durchbruch. Fünf Wochen war dieser Hit die Nummer eins in den USA,[6] der erste Nummer-eins-Hit eines Deutschen dort. Die Hommage auf Manhattan entwickelte sich mit über zwei Millionen verkauften Exemplaren (davon eine Million in den USA) zum Millionenseller.[7] Auch das gleichnamige Album Wonderland by Night erreichte Platz eins der US-Charts – Kaempfert war nach Crazy Otto alias Fritz Schulz-Reichel (1955) der zweite Deutsche, dem dies gelang.
Weitere Titel wie Afrikaan Beat, A Swingin' Safari und Red Roses for a Blue Lady waren danach sehr erfolgreich, werden bis heute oft gespielt und als Hintergrundmusik verwendet. Bis 1966 hatten unter anderem Billy Vaughn (A Swingin’ Safari), Wayne Newton (Danke Schoen, Remember When), Nat King Cole (L-O-V-E) und Baby Washington (Only Those in Love) Hits in den USA mit Kaempferts Kompositionen.[8]
Im Juni 1961 produzierte Kaempfert in Hamburg-Harburg für Polydor Aufnahmen mit dem von ihm im Top Ten Club entdeckten englischen Sänger Tony Sheridan und der noch unbekannten Begleitband The Beat Brothers – den späteren Beatles. Die erste gemeinsame Single My Bonnie (mit The Saints auf der Rückseite) erschien im Oktober 1961, im Januar 1962 folgte eine Polydor-LP gleichen Titels, später noch die Single Ain’t She Sweet. Kaempfert kann als Entdecker und erster Produzent der Beatles gewertet werden, noch bevor deren späterer Manager Brian Epstein und ihr Produzent George Martin 1962 ins Spiel kamen.
Bert Kaempferts Instrumentalplatten kamen in Deutschland nicht an; in den USA dagegen wurden seine fünfzehn Big-Band-LPs rund 4 Millionen Mal verkauft. Allein seine LP Blue Midnight (Dezember 1964; Rang 5 der US-LP-Hitparade) verkaufte sich dort 800.000 mal, in Deutschland lediglich 8.000.[9] Dem Spiegel zufolge verdiente Kaempfert in den USA 1965 rund 3,5 Millionen DM.
1966 hatte er weltweit große Erfolge, als Al Martino mit Spanish Eyes und Frank Sinatra mit Strangers in the Night Kompositionen von ihm sangen. Letzterer Titel ist aus dem Soundtrack zum Film A Man Could Get Killed (deutscher Titel: Willkommen Mr. B. von 1966), wo er jedoch nur als instrumentale Hintergrundmusik eingesetzt wurde; den englischen Text schrieben 1966 Charles Singleton und Eddie Snyder. Für dieses Stück erhielt Kaempfert seine einzige Grammy-Nominierung – in der Kategorie „Song des Jahres“.[10] Er musste sich den Beatles geschlagen geben, die den Preis für ihre Hit-Single Michelle in Empfang nahmen. Sinatra behielt Strangers in the Night bis zuletzt in seinen Konzertprogrammen und nahm mit The World We Knew (1967), My Way of Life (1968) und You Turned My World Around (1974) später noch drei weitere Melodien von Kaempfert auf.
Nach dem Aufkommen der Disco-Musik in den 1970er Jahren ging das Interesse an Kaempferts Orchestermusik zunächst zurück. Es gelang ihm dennoch erneut mit Live- und Fernsehauftritten zusammen mit Freddy Quinn oder Sylvia Vrethammar für Begeisterung zu sorgen, indem er geschickt die Show-Komponente des jungen Farbfernsehens nutzte. 1979 erschien ein gemeinsam mit Hildegard Knef aufgenommenes Album.
Am 16. Juni 1980 gab Kaempfert in der ausverkauften LondonerRoyal Albert Hall sein letztes Konzert.[11] Fünf Tage später, am 21. Juni 1980, starb er im Alter von 56 Jahren in Cala Blava, einem Ort der Gemeinde Llucmajor auf Mallorca, an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine Asche wurde am 15. Januar 1981 auf seinen Wunsch in den Everglades verstreut,[12] wo er häufig Urlaub bei amerikanischen Freunden gemacht hatte und seinem größten Hobby, dem Angeln, nachgegangen war.
Kaempfert schrieb an die 400 Kompositionen und 750 Orchester-Arrangements; bis zu seinem Tod wurden weltweit 150 Millionen Platten mit seinen Melodien verkauft.[14] Er ist einer der Väter des Easy Listening und gilt als der einzige Künstler, der sowohl für Frank Sinatra als auch für Elvis Presley und die Beatles komponiert hat. 1993 wurden Kaempfert und sein Co-Autor Herbert Rehbein, der mit ihm zusammen viele Hits komponiert hatte, postum in die Songwriters Hall of Fame aufgenommen. Aus Anlass seines 85. Geburtstages wurde im Oktober 2008 im Hamburger Stadtteil Barmbek-Nord, in dem Kaempfert geboren wurde und seine Kindheit verbracht hatte, der Platz vor dem Museum der Arbeit „Bert-Kaempfert-Platz“ benannt.[15]
Der Kaempfert-Sound
Viele Einspielungen von Kaempfert sind an ihrem typischen Klangbild erkennbar. Maßgeblich dafür ist die Rhythmusgruppe aus Rolf Ahrens (Schlagzeug), Karl-Heinz „Kuddel“ Grewe (Kontrabass) und Ladislav „Ladi“ Geisler (Gitarre & Bass-Gitarre): Ahrens spielt fast ausschließlich mit Besen und setzt mit der Basstrommelkontrapunktische Akzente, Grewe spielt (auf dem Kontrabass) Walking Bass, Geisler erzeugt mit der Bass-Gitarre den berühmten „Knack-Bass-Effekt“ (besonders effektreich in dem Stück The Bass Walks). Diesen Effekt erzielt man (z. B. bei einem Fender Jazz-Bass) durch eine starke Absenkung der Tiefen und auch der Mitten und der Verwendung eines Plektrums. Eine Besonderheit des Kaempfert-Sounds besteht nun darin, dass diese beiden Bass-Typen in vielen Stücken gemeinsam vorkommen; der Walking Bass im Soundbild eher hinten, der Knack-Bass entsprechend vorne.
Bei den Melodieinstrumenten dominieren Blechbläser (Posaunen einschl. Bassposaunen und Trompeten). In den Stücken A Swingin' Safari, Zambesi und That Happy Feeling kommen maßgeblich Tin Whistles oder Piccoloflöten zum Zuge. Die Saxophone spielen – im Vergleich zu üblichen Jazz-Big-Bands – eine eher untergeordnete Rolle. Streicher (Violinen und Celli) und gemischte Chöre tauchen oft in den Mittelteilen auf. Als Soloinstrumente werden überwiegend Trompete (oder Flügelhorn) und Posaune eingesetzt. Zu den namhaften Musikern, die bei Kaempfert gespielt haben, gehören außer den oben bereits genannten Manfred Moch, Charly Tabor, Tony Fisher und Ack van Rooyen (Trompete oder Flügelhorn), Herb Geller (Saxophone und Flöten), Waldemar Erbe, Jiggs Whigham und Peter Herbolzheimer (Posaune).[16]
Der Chor singt bei Kaempfert (bis auf wenige Ausnahmen, z. B. Morgen und Wimoweh)[17] keinen Text, sondern lang gehaltene Vokale mit wenigen Konsonanten zur Strukturierung („Uamm …, Duuh-duaa …“).[18] Dadurch behalten auch die Stücke, die von anderen Interpreten in gesungener Form bekannt wurden, ihren Charakter als Instrumentalstück. Typisch sind auch Solopassagen im Mittelteil mit einer hohen Frauenstimme als Höhepunkt.
Auch in der Werbung werden Kaempferts Kompositionen verwendet, z. B. That Happy Feeling aus dem Album A Swingin’ Safari (1962) in einem Coca-Cola-Werbespot von 2015.[19]
The Most Beautiful Girl Polydor 2310 338 / MCA 402
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Erstveröffentlichung: Februar 1974
Gallery MCA 447
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Erstveröffentlichung: Oktober 1974
1975
Golden Memories MCA 466
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Erstveröffentlichung: März 1975
Moon Over Miami MCA 489
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Erstveröffentlichung: August 1975
1976
Bert Kaempfert ’76 Polydor 2310 456
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Erstveröffentlichung: 1976
1977
Safari Swings Again Polydor 2310 494
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Erstveröffentlichung: 1977
Tropical Sunrise Polydor 2310 562
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Erstveröffentlichung: 1977
1978
Swing Polydor 2310 592
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Erstveröffentlichung: 1978
Forever My Love Polydor 2310 593
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Erstveröffentlichung: 1978
1979
Smile Polydor 2310 682
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Erstveröffentlichung: 1979
grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar
Cover Dancing in Wonderland
Cover The Magic Music of Far Away Places
Cover Love Letters
Cover My Way of Life
Cover To the Good Life (Decca)
Cover To the Good Life (Polydor)
Tributealben
Im Folgenden eine Auswahl von Künstlern, die ein gesamtes Album mit Kompositionen von Bert Kaempfert oder durch ihn bekannt gewordene Lieder, wie zum Beispiel Red Roses for a Blue Lady, aufgenommen haben.
1964: Bobby Hackett – Plays the Music of Bert Kaempfert (Epic)
↑Bronson, Fred: The Billboard Book of Number One Hits. 3. überarbeitete und erweiterte Aufl., New York City, New York: Billboard Publications, 1992, S. 82
↑Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 143