Beluschja Guba befindet sich an der gleichnamigen Bucht im Westen der Südinsel von Nowaja Semlja, auf der Halbinsel Gussinaja Semlja. Neun Kilometer nordöstlich der Siedlung befindet sich die Militärluftbasis Rogatschowo.
Die Bucht wird das ganze Jahr über von warmen Meeresströmungen umströmt. Der Eintritt in die Bucht ist 30 bis 50 Meter und die Bucht selbst 10 bis 30 Meter tief. Durch diese Bedingungen ist sie das ganze Jahr mit Schiffen aller Klassen, mit nur minimalem Einsatz von Eisbrechern, befahrbar. In harten Wintern reicht das gefrorene Eis maximal 1 km weit aus der Bucht und ist nur maximal einen Meter dick. Die Bucht ist durch natürliche Gegebenheiten gut vor schwimmenden Eismassen geschützt.[2]
Geschichte
Im Jahr 1894 wurde bei einem Besuch des damaligen Gouverneurs des Gouvernementes Archangelsk A. P. Engelgard entschieden, dass Beluschja Guba zum Siedlungsort wird. Im Jahre 1896 erforschte eine Expedition auf dem Schiff Samojed (Самоед) das westliche Ufer der Insel Nowaja Semlja. Einige der Expeditionsteilnehmer wurden Namensgeber für geografische Objekte der Insel. So wurden die KapsLilje (Лилье) und Morosow (Морозов), der GolfGawrilow (Гаврилов) und die Buchten Nasimow (Назимов) nach Mitgliedern der Expedition benannt. Am Ufer der Bucht Samojed entstand 1897 die Siedlung Beluschja Guba.[3]
Am 17. September 1954 wurde auf Nowaja Semlja das Nukleare Testgelände Nowaja Semlja gegründet. In den Folgejahren fanden auf Nowaja Semlja zahlreiche Kernwaffentests statt. Beluschja Guba wurde während dieser Zeit zum zentralen Wohn- und Wissenschaftszentrum von Nowaja Semlja. Am 27. Februar 1992 unterschrieb der Präsident der Russischen FöderationBoris JelzinDekret № 194. Damit wurde das Testgelände zum Zentralen Testgelände der Russischen Föderation (Центральный полигон Российской Федерации; ZPRF) gemacht.[4]
Wirtschaft
Beluschja Guba ist heute der Hauptort des Zentralen Polygons der Russischen Föderation, eines Kernwaffentestgebiets. Am 30. Oktober 1961 wurde dort mit der sogenannten Zar-Bombe der atomare Sprengsatz mit der bislang stärksten Sprengkraft (über 50 Megatonnen TNT-Äquivalent) gezündet.
In naher Zukunft soll Beluschja Guba zu einem wichtigen Transportzentrum werden. Es existiert ein Projekt für einen großen Erdölhafen in Beluschja Guba, von dem das Erdöl aus Westsibirien und Gas von der Jamal-Halbinsel weiter transportiert werden soll.[5] In der Umgebung der Siedlung gibt es Edelmetall- (unter anderem Silber) und Nichteisenmetallvorkommen (Mangan, Blei, Zink).[2] Bei der Ausbeutung der nahegelegenen Erzvorkommen sollen die Erze vom Hafen aus weiter auf dem Seeweg transportiert werden. Der Bau eines Erdölhafens in Beluschja Guba würde die Ausgaben für den Export von Erdöl im Vergleich zum Transport mit einer Pipeline senken.[5]
Einzelnachweise
↑ abItogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation); Čislennost' naselenija po municipal'nym obrazovanijam i naselennym punktam Archangel'skoj oblasti, vključaja Neneckij avtonomnyj okru Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda (Bevölkerungsanzahl der munizipalen Gebilde und Ortschaften der Oblast Archangelsk einschließlich des Autonomen Kreisen der Nenzen Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010.) Tabelle (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Oblast Archangelsk)
↑ abAlexander Parfenow: Wie muss ein Seehafen sein? In: Journal "Sewer Promyschlenny". April 2006, abgerufen am 21. März 2010 (Quelle in russischer Sprache).