Der Kodex misst 39,5 auf 31 cm und umfasst 168 Blatt Pergament; der Schriftspiegel des Psalterium misst 31,5 auf 26 cm mit vier Spalten. Der Einband stammt von 1611.
Die Schrift ist eine Karolingische Minuskel, deren paläographische Datierung zu der im Widmungsgedicht genannten Jahreszahl 909 passt. Hoffmann unterscheidet mindestens acht Schreiber: Der Hauptschreiber war ein Mönch aus dem Kloster Sankt Gallen, fünf weitere Hände eines nordwestdeutschen Skriptoriums verfassten im 10. Jahrhundert den Großteil der Zusätze, die jüngsten Zusätze aus dem späteren 11. Jahrhundert sind von zwei Schreibern, möglicherweise in Bamberg, geschrieben worden.[1]
Der Buchschmuck ist eher schlicht und fehlt im letzten Drittel des Psalters ganz. Das Incipit, der Beginn der einzelnen Werke, die Überschriften der einzelnen Psalmen sowie teilweise Satz- und Zeilenbeginn sind durch insgesamt 47 große Rankeninitialen sowie zahlreiche einfachere rubrizierte Majuskeln von ein bis drei Zeilen Höhe markiert. Die Handschrift enthält zwei Federzeichnungen.
Inhalt
Der Kodex enthält am Anfang zwei Briefe des Hieronymus, zwei ebenfalls von Hieronymus stammende Prologe zum Psalter, das Widmungsgedicht (fol. 10v-11r), drei fälschlich Papst Damasus zugeschriebene Gedichte. Das Psalterium quadrupartitum füllt Blatt 12 bis 150 und damit den Hauptteil des Kodex. Es folgen, teilweise als Nachtrag, verschiedene Gesänge, Hymnen, Gebete und Glaubensbekenntnisse. Darunter sind auch mehrere zweisprachig (lateinisch und griechisch) verfasste Texte, unter anderem ein Vaterunser, zwei Glaubensbekenntnisse und ein Te Deum.
Überlieferungsgeschichtliche Bedeutung
Msc.Bibl.44 ist die älteste Abschrift des Psalterium quadrupartitum und wurde unter Aufsicht von dessen Verfasser Salomon III. von Konstanz angefertigt. Alle anderen erhaltenen Abschriften gehen nach Hoffmann und Berschin direkt oder indirekt auf das Bamberger Exemplar zurück, wobei das Kölner Exemplar nach Hoffmann im Bamberger Kloster Michelsberg geschrieben worden ist. Berschin kannte insgesamt neun Handschriften, Maria Tomadaki zählte deren zwölf,[2] Hoffmann nannte ein Fragment einer weiteren Handschrift im Germanischen Nationalmuseum.[3] Sechs dieser Handschriften sind vollständig, die anderen sind nur als Fragmente erhalten. In der Forschung ist teilweise umstritten, welche Fragmente einmal Teil der gleichen Handschrift waren und welche nicht.
Besitzgeschichte
Die ältere Forschung vermutete, die Handschrift sei von Otto III. aus Sankt Gallen mitgenommen worden und dann beim Tod des Kaisers an Heinrich II. übergegangen. Für diese Hypothese gibt es aber keine Belege, und die Ergänzungen durch nordwestdeutsche Schreiber legen nahe, dass der Kodex zwischenzeitlich Teil einer anderen Bibliothek war, ehe er nach Bamberg gelangte. Dass dies auf Initiative Heinrichs II. geschah, ist nicht direkt belegt, aber sehr wahrscheinlich.
Quellen
Walter Berschin: Neun Psalteria quadrupartita Salomons III. von Konstanz (Abt von St. Gallen 890-920). In: MittellateinischeStudien. Mattes, Heidelberg 2005, ISBN 978-3-930978-75-5, S. 203–214, hier S. 210–213. (= Edition und deutsche Übersetzung des Widmungsgedichts.)
Literatur
Walter Berschin: Neun Psalteria quadrupartita Salomons III. von Konstanz (Abt von St. Gallen 890–920). In: Mittellateinische Studien. Mattes, Heidelberg 2005, ISBN 978-3-930978-75-5, S. 203–213.
Alfred Rahlfs: Der Text des Septuaginta Psalters (= Seputuagina-Studien. Heft 2). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1907, hier S. 8, 54 und 98–99; Digitalisat.
Gude Suckale-Redlefsen: Die Handschriften des 8. bis 11. Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg. 1. Teil: Texte (= Katalog der illuminierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg Band 1,1). Harrassowitz, Wiesbaden 2004, ISBN 3-447-05117-5, hier S. 76–78; Digitalisat.
Weblinks
urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000098139 (= Digitalisat der Handschrift mit seitengenauen Zitierlinks und Download-Möglichkeit sowie Links zu den einschlägigen Katalogen und einer Bibliographie einschlägiger Publikationen zur Handschrift.)
Bibliographie der Publikationen zu Msc.Bibl.44 in Form einer Zotero-Datenbank.
Einzelnachweise
↑Hartmut Hoffmann: Bamberger Handschriften des 10. und des 11. Jahrhunderts (= MGH. Schriften Band 39). Hahn, Stuttgart 19959, ISBN 978-3-447-17213-4, S. 109–110.
↑Hartmut Hoffmann: Bamberger Handschriften des 10. und des 11. Jahrhunderts (= MGH. Schriften Band 39). Hahn, Stuttgart 19959, ISBN 978-3-447-17213-4, S. 15 Anm. 35.