Die Bahnstrecke Watang–Rizhao, abgekürzt Wari-Eisenbahn (chinesisch瓦日铁路, PinyinWǎrì tiělù), auch als Shanxi-Südzentral-Bahn (山西中南部铁路), Shanxi–Henan–Shandong-Bahnstrecke oder Jinyulu-Eisenbahn (chinesisch晋豫鲁铁路, Pinyinjìnyùlŭ tiělù, nach den Abkürzungen der drei Provinzen Shanxi – Jìn, Henan – Yù, Shandong – Lǔ) bezeichnet, ist eine 2014 fertiggestellte, elektrifizierte Gütereisenbahnstrecke in der VR China. Sie führt von Watang in Shanxi über Henan zum Kohlehafen Rizhao[1] in der Provinz Shandong und ist die erste Eisenbahnstrecke Chinas, die für 30 Tonnen Achslast ausgelegt ist.[2] Mit einer Länge von 1267 Kilometer ist dies die derzeit längste Schwerlastbahn (Heavy Haul Railway) der Welt.[3] Der westliche Teil weist sehr viele Kunstbauten auf, darunter vier Tunnel mit Längen über 15 Kilometer.
Die Strecke wurde 2010–2014 gebaut, um die Kapazität für den Kohleexport zu erhöhen. Sie ergänzt die bestehenden Kohlenbahnen Datong–Qinhuangdao, die inzwischen für eine Kapazität von 450 Mio. t pro Jahr[4] ausgelegt ist, und die 1996–2002[5] gebaute Bahnstrecke Shenmu–Huangha für 200 Mio. t pro Jahr.[6] Die Entwurfskapazität der Bahnstrecke Watang–Rizhao beträgt ebenfalls 200 Mio. t pro Jahr.[7] Weiter sollen pro Tag bis zu 15 Reisezüge verkehren können.
Der Bau der Strecke kostete 106 Mrd. Yuan (nach dem heutigen Wechselkurs etwa 14,1 Mrd. Euro). Das Vorhaben wurde als Public-private-Partnership umgesetzt. Die größten Geldgeber waren China Railway, die 34 % des Kapitals zur Verfügung stellte, und die Provinz Shanxi, die über die Shanxi Energy & Transport Investment 20 % beisteuerte. Weitere Investoren waren die Bank of China mit 7,5 Mrd. Yuan und mit kleineren Beträgen die Provinzen Henan und Shandong, die Kohleindustrie von Datong und die staatliche Kraftwerkgesellschaft China Huadian.[7]
Streckenbeschreibung
Die Strecke führt durch die drei Provinzen Shanxi, Henan und Shandong, wobei in Shanxi 579 km, in Henan 255 km und in Shandong 426 km der Strecke liegen. Die gesamte Strecke ist 1267 km lang und weist 158 Tunnels mit einer Gesamtlänge von 332 km und 425 Brücken mit einer Gesamtlänge von 332 km auf. Somit verlaufen 46,8 %[8] der Strecke über oder durch Kunstbauten, wobei die meisten Tunnel in der Provinz Shanxi liegen.[9][10]
Die Strecke beginnt nördlich von Xing in der Provinz Shanxi, das auf einer Höhe von etwa 1000 m liegt. Sie führt zuerst in südlicher Richtung ungefähr parallel zum Gelben Fluss bis Pu, wendet sich dann nach Osten und unterquert das Lüliang-Gebirge mit einem zweiröhrigen 23,4 km langen Tunnel, dem viertlängsten Eisenbahntunnel Chinas im Jahr 2016.[11] Vor Hongtong überquert die Bahnstrecke den Fen-Fluss mit einer 4,7 km langen Brücke. Danach unterquert die Strecke mit zwei 16 km langen Tunneln das Taiyue-Gebirge und das Fajiu-Gebirge[11] bevor die Region von Changzhi erreicht wird. Die Grenze zwischen Shanxi und Henan bildet das Taihang-Gebirge, das mit einem 18 km langen Tunnel unterquert wird.[9] Nach Tangyin verläuft die Strecke ohne wesentliche Steigungen durch die Schwemmebene des Gelben Flusses, der bei der Grenze zwischen den Provinzen Henan und Shandong überquert wird.
Betrieb
Die Strecke wurde am 30. Dezember 2014 offiziell eröffnet. Im Gegensatz zur Bahnstrecke Datong–Qinhuangdao transportiert die Bahnstrecke Watang–Rizhao nicht nur Kraftwerkskohle, sondern auch verkokbare Kohle für die in Laiwu ansässige Stahlindustrie.[4]
Der Betrieb ist mit 10.000-t-Zügen vorgesehen, die mit bis zu 100 km/h verkehren und mit elektropneumatischer Bremse ausgerüstet sind. Sie bestehen aus bis zu 100 Kohlewaggons der Bauart C96, die von je einer Doppellokomotive an der Zugspitze und am Zugschluss befördert werden. Es kommen Lokomotiven der Baureihen HXD1F und HXD2F zum Einsatz.[12]
↑Maksym Spiryagin, Peter Wolfs, Colin Cole, Valentyn Spiryagin, Yan Quan Sun: Design and Simulation of Heavy Haul Locomotives and Trains. CRC Press, 2016, ISBN 978-1-315-35277-0 (google.de [abgerufen am 1. Januar 2017]).
↑Eight corridors at heart of five-year plan. In: Railway Gazette. 1. September 1998 (railwaygazette.com [abgerufen am 28. Dezember 2016]).
↑Dave van der Meulen, Fienie Möller: Railways in Renaissance – Review of Achievements and Reflection on Prospects. In: Krzysztof Zboinski (Hrsg.): Railway Research – Selected Topics on Development, Safety and Technology. InTech, 2015, Kap.1, S.15, doi:10.5772/61273.
↑ abHeavy haul coal line opened. In: Railway Gazette. 9. Januar 2015 (railwaygazette.com [abgerufen am 28. Dezember 2016]).
↑ abShanxi South Railway Corridor. In: Shared Encyclopedia. 2016, archiviert vom Original am 1. Januar 2017; abgerufen am 2. Oktober 2021 (englisch, Die Angaben zum Taiyue Mountain Tunnels sind in dieser Quelle offensichtlich falsch).