In den Jahren nach der 1852 erfolgten Eröffnung der Main-Weser-Bahn, die aus topografischen Gründen durch den südöstlichen Teil des Waberner Beckens geführt wurde, wünschten die Städte Fritzlar und Nieder-Wildungen immer nachdrücklicher die Errichtung einer Sekundärbahn zum Anschluss an die Hauptbahn. Aufgrund der geringen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und der schwierigen Geländeverhältnisse des angrenzenden Ederberglandes stieß das Anliegen zunächst auf kein Interesse. 1877 wurde in Nieder-Wildungen ein Eisenbahnkomitee gegründet, das eine ministeriellen Genehmigung erhielt und mit Vorarbeiten für eine Stichstrecke begann, aber keine Finanzierung erreichte.[4]
Streckenplanung
Die Königlich Preußische Staatsregierung ermächtigte mit ihrem Gesetz vom 15. Mai 1882 das Ministerium der öffentlichen Arbeiten zum Bau einer Bahnstrecke von Wabern nach Wildungen. Bei der Rentabilitätsberechnung wurden für die bis etwa 8 km von den Stationsorten entfernt liegenden Ortschaften ein Einzugsbereich von 560 km² mit 39.000 Einwohnern ermittelt und dessen Bevölkerungsdichte von 70 Einwohnern/km² als für einen ländlichen Raum respektablen Wert bewertet. Bei der Berechnung wurden nicht nur die Städte Fritzlar und Wildungen berücksichtigt, sondern auch zu einem großen Teil die Gemeinden des Waberner Beckens. Als Frachtgüter wurden vor allem landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche und gewerbliche Erzeugnisse erwartet. 1881 wurde ein Betriebsüberschuss von 588 Mark pro Kilometer vorausgesagt. Der Betriebsgewinn der Nebenbahn wurde mit nur 11,3 % im Vergleich zu den durchschnittlichen 47,6 % der Staatsbahnen prognostiziert. Eine hohe Rentabilität der Nebenbahn wurde also bezweifelt. Die Trassierung war wenig anspruchsvoll. So wurde der Anteil der Aufwendungen für Erdbewegungen und Kunstbauten im Kostenvoranschlag ungewöhnlich niedrig angesetzt.[4]
Der Bahnhof Zennern wurde zum Haltepunkt zurückgebaut und das Stellwerk mit dem Streckenblock von und zu den beiden benachbarten Bahnhöfen Wabern und Fritzlar 1998 außer Betrieb genommen.[6] Zwischen Wabern und Fritzlar wurde dabei kein neuer Streckenblock installiert.[7]
Modernisierung
Über das Modernisierungsprogramm des Bundes zur barrierefreien Ertüchtigung kleiner Bahnstationen wird auch der Ausbau der Bahnsteige in Fritzlar, Ungedanken und Mandern gefördert.[8]
In Verbindung mit dem System Technische Unterstützung Zugmeldebetrieb sollten 2023 an den Ausfahrsignalen im nicht mit Streckenblock ausgerüsteten Streckenabschnitt Wabern–Fritzlar zusätzliche 2000-Hz-Gleismagnete eingebaut werden.[9] Ende 2023 begann der Umbau des Bahnhofes Fritzlar mit Errichtung eines Elektronischen Stellwerks und eines neuen Mittelbahnsteigs. Der Bahnhof Wega wurde zum Haltepunkt zurückgebaut und das Betriebsverfahren zwischen Fritzlar und Bad Wildungen wurde von Zugleitbetrieb wieder auf Zugmeldebetrieb umgestellt. Die Modernisierung wurde im Mai 2024 abgeschlossen.[10][11]
Fahrzeugeinsatz
Anfangs wurde ein Umlauf eingesetzt. Vermutlich wurden die Züge jeweils aus einer damals neuen Lokomotive der Gattung T 3, zwei Reisezugwagen der II./III. Klasse-Wagen, einem der III./IV. Klasse, einem kombinierten Gepäck-/Postwagen sowie durchschnittlich zwei beladenen Güterwagen, einem Stückgutwagen und einem Leerwagen gebildet.[4]
Wie in der Betriebsplanung vorgesehen verkehrten ab der Eröffnung drei tägliche Zugpaare von gemischten Zügen. Das erwartete Verkehrsaufkommen, besonders bei Stückgut, wurde schon unmittelbar nach der Betriebseröffnung stark übertroffen. Aufgrund der Verkehrszunahme wurde in den 1890er Jahren zusätzliche Reise- und Güterzüge eingesetzt. Wegen der kurzen Gleislängen im Bahnhof Fritzlar wurden die über 100 Achsen langen Militärzüge der Garnison Fritzlar zwischen Fritzlar und Wabern in zwei Teilen befördert.[4]
Auf der Strecke wird heute ein Zweistundentakt angeboten. In der morgendlichen Hauptverkehrszeit gibt es Abweichungen von diesem Takt. Ab 7:00 Uhr fahren alle Züge als RB/RE 39 durchgehend von und nach Kassel Hbf. Aus und in Richtung Süden gibt es Anschlüsse zum Regional-Express nach Frankfurt am Main in Wabern. Seit dem Fahrplanwechsel 2008/2009 wird der Verkehr durch die Kurhessenbahn betrieben, die ihn von der Hessischen Landesbahn übernommen hat. Bis Dezember 2015 fuhren die meisten Züge auf der Strecke isoliert zwischen Wabern und Bad Wildungen, mit kurzem Anschluss nach Kassel in Wabern. An den neuen Direktverbindungen beteiligen sich der Kreis Waldeck-Frankenberg und die Stadt Bad Wildungen mit einem jährlichen Betriebskostenzuschuss.[13]
Ab Dezember 2024 verkehren die Züge Kassel - Bad Wildungen im Stundentakt.[14]
↑Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
↑Bundesbahndirektion Frankfurt (Main). Karte im Maßstab 1:400 000. Ausgabe B. Deutsche Bundesbahn, Mai 1983 (blocksignal.de [abgerufen am 17. November 2024]).