Konzessionärin für diese Strecke war die Compagnie du Chemin de fer Grand-Central de France, die jedoch bald nach ihrer Gründung finanziell zusammenbrach. Ihre Rechte, Anlagen und Liegenschaften gingen 1857 an die Compagnie du chemin de fer de Paris à Orléans (PO) über. Am 22. Juni 1861 wurde die Strecke für gemeinnützig erklärt und die Konzession für die PO erteilt.[4] Sechseinhalb Jahre später, am 23. Dezember 1867 wurden die ersten 7 km zwischen Saint-Benoît und Mignaloux – der Abschnitt, der auch heute noch Bestand hat – eröffnet. Hier befindet auch der einzige, 200 Meter lange Tunnel. Es dauerte noch bis zum 7. November 1887, bis die ganze Strecke in drei Etappen fertiggestellt und eröffnet werden konnte. Ein weiteres, aufwändiges Bauwerk ist das 528 Meter lange und bis zu 38 Meter hohe Viaduc du Blanc über die Creuse, das als Steinbogenbrücke in den Jahren 1885/ 86 errichtet worden ist.[5] Die Baukosten betrugen 2,2 Mio. Franc.
Ein halbes Jahr nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Strecke für den Reiseverkehr geschlossen und nie wieder eröffnet. Der Frachtverkehr wurde schrittweise eingestellt, wie in der folgenden Tabelle aufgelistet.[6]
Streckenbeschreibung
Diese Bahnstrecke verläuft ohne nennenswerte Höhenunterschiede. Die einzigen hervorstechenden Ingenieurbauwerke sind der Tunnel bei Saint-Benoît (Tunnel de St-Benoît oder auch Souterrain de St-Benoît, StK 341,3) und das Viaduc du Blanc (Stk 406,9). Auch eine Hauptstraße, die ehemalige N 151, heute D 951, verbindet die beiden Städte Saint-Benoît und Le Blanc. Spätestens ab Saint-Julien-l’Ars, wo diese zum ersten Mal von Süden kommend gekreuzt wird, laufen beide Verkehrswege mehr oder weniger parallel zueinander und kreuzen sich im weiteren Verlauf mehrfach.
Die Trasse verläuft überwiegend durch Agrarland und wenig durch Wald. Im Stadtgebiet von Chauvigny (StK 368,1) wird mit einer 168 m langen Brücke die Vienne überquert und wenige Kilometer hinter Saint-Savin die Gartempe. Auf der gegenüberliegenden Seite der Gartempe erreicht die Strecke das größte zu durchquerende Waldgebiet. Diese Flussquerungen sind alle mit Steinbogenbrücken ausgeführt worden.
Kurz vor Verlassen des Waldes verläuft die Départements- und Regionalgrenze zwischen den Départements Vienne und Indre bzw. großräumiger den Regionen Nouvelle-Aquitaine und Centre-Val de Loire. Hier erreicht die Strecke unmittelbar den Fluss Anglin, der mit einem knapp 100 m langen Kunstbauwerk überbrückt wird. Im Stadtgebiet von Le Blanc vereint sich die Strecke mit der aus Süden von Montmorillon kommenden Bahnstrecke Montmorillon–Saint-Aigny-Le Blanc. In einer leichten Rechtskurve wird das Tal der Creuse erreicht. Auf 528 m ermöglicht das Viaduc du Blanc die Querung dieses Flusses sowie mehrerer Straßen.