Bahnstrecke Podgorica–Shkodra

Podgorica–Shkodra
Bahnhof Bajza
Bahnhof Bajza
Streckenlänge:63,5 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: Podgorica–Grenze:
Höchstgeschwindigkeit:Podgorica–Grenze: 70 km/h
Strecke
von Nikšić
Abzweig geradeaus und von links
von Beograd
Bahnhof
0,000 Podgorica
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Bar
Brücke
Straße Podgorica–Han i Hotit (M4)
Brücke über Wasserlauf
Cijevna
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
13,683 Tuzi
Tunnel
Tunnel
Tunnel
Tunnel
Tunnel
Tunnel
Grenze
24,741
139,700
Staatsgrenze Montenegro / Albanien (Han i Hotit)
Brücke
Straße Han i Hotit–Vermosh (SH20)
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
131,200 Bajza
Brücke über Wasserlauf
Përroi i Thatë
Abzweig geradeaus und von links
Anschluss Steinbruch
ehemaliger Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
123,700 Koplik
Brücke über Wasserlauf
Rjoll
ehemaliger Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
113,900 Grila
Bahnhof
105,000 Shkodra
Strecke
nach Vora

Quellen: [1][2]

Die Bahnstrecke Podgorica–Shkodra ist eine 63,5 Kilometer lange Eisenbahnstrecke, die Shkodra in Nordalbanien und die montenegrinische Hauptstadt Podgorica miteinander verbindet. Die Strecke ist eingleisig und nicht elektrifiziert. Sie ist die einzige internationale Eisenbahnverbindung Albaniens. Seit Eröffnung wird die Strecke lediglich für den Gütertransport verwendet.

Geschichte

1979 haben Albanien und Jugoslawien einen Vertrag über den Bau der Eisenbahnstrecke abgeschlossen. Die Jugoslawen hielten den vertraglich vereinbarten Zeitrahmen aber nicht ein.[3]

1982 konnte das letzte Teilstück der Bahnstrecke Vora–Shkodra, der Abschnitt von Lezha bis Shkodra, eröffnet werden, womit Nordalbanien ans albanische Schienennetz angebunden war.

Am 1. Juni 1985 hatten Albanien und Jugoslawien ein Abkommen über die Abwicklung des Eisenbahngütergrenzverkehrs unterzeichnet.[4] Die Eröffnung des albanischen Teilstücks hatte bereits am 11. Januar 1985 stattgefunden; diejenige des jugoslawischen Teilstücks wurde erst am 26. November 1985 gefeiert. Der regelmäßige Verkehr wurde aber erst nach einer Zeremonie am 6. August 1986 in Jugoslawien aufgenommen. Der Betrieb wurde 1991 wegen des UNO-Embargos gegen Jugoslawien eingestellt. 1997 war die Strecke kurzzeitig wieder in Betrieb, die Schienen wurden aber bald in Folge der Unruhen in Albanien gestohlen. Erst 2003 wurde die ganze Strecke wieder eingeweiht, nachdem schon ein Jahr zuvor der grenzüberschreitende Verkehr bis Bajza wiederaufgenommen worden war.[5][6][7][8][9] Die Einrichtung eines Personenverkehrs auf dieser Strecke wurde wiederholt diskutiert.

Kennzahlen

Von Januar bis November 1987 wurden über die Eisenbahnstrecke Güter im Umfang von 60.000 Tonnen nach Albanien importiert, hingegen lediglich 6000 Tonnen exportiert.[10] Für das Jahr 2002, als nur das Teilstück Podgorica–Bajza in Betrieb war, wurden 4800 Tonnen gemeldet.[9] Für das Jahr 2011 wurde ein Volumen von 249.000 Tonnen im internationalen Bahnverkehr gemeldet.[11]

Chemikalien im Bahnhof Bajza

In Bajza waren von 1991 bis 2009 viele hundert Tonnen Chemikalien und Pestizide deponiert, die dort gestrandet sind und die Umgebung kontaminiert hatten. Die Pestizide stammten zum Teil aus Deutschland und waren in Westeuropa schon lange verboten.[12][13]

Geplante Erneuerung

Im März 2022 wurde die Erneuerung der ganzen Strecke von Vora (an der Strecke Durrës – Tirana) bis Han i Hotit für € 267 Millionen angekündigt: 120 Kilometer Bahnstrecke mit zwölf Bahnhöfen sollen erneuert, ein neues Signalisationssystem installiert und die Sicherheit erhöht werden. Finanziert wird das Vorhaben durch die EU, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, die Europäische Investitionsbank und zu einem kleinen Beitrag durch Albanien. Montenegro hat zudem beim Western Balkans Investment Framework einen Antrag auf Erneuerung der 24,7 Kilometer langen Strecke von Podgorica bis zur Grenze eingereicht (Rekonstruktion und Elektrifizierung).[14] Im Budget 2024 hat die albanische Regierung 75 Millionen Euro für Arbeiten an der Strecke Vora–Han i Hotit eingeplant – vom Western Balkans Investment Framework und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung wurden 380 Millionen Euro für das Projekt gesprochen.[15][16]

Die Erneuerung steht im Zusammenhang mit dem Ausbau der Bahnstrecke von Podgorica nach Vlora in Südalbanien im Rahmen des Paneuropäischen Verkehrskorridors X (Bahnstrecke 2).[14]

Strecke

Die Eisenbahnstrecke zwischen Koplik und Shkodra

Die Strecke verlässt den Bahnhof von Podgorica in südwestlicher Richtung, parallel zur Bahnstrecke Belgrad–Bar. Erst nach rund vier Kilometern, außerhalb von Podgorica, trennt sie sich von der Strecke nach Bar, macht erst einen Bogen nach Osten und quert die Ebene um Podgorica. Nachdem sie die Straße von Podgorica nach Albanien und den Fluss Cijevna überquert hat, verläuft sie parallel zur Straße in Richtung Süden, umfährt den Ort Tuzi aber östlich, wo der montenegrinische Grenzbahnhof liegt. In der Folge verläuft sie am Fuße der Ausläufer des Prokletijes. Kurz vor dem Skutarisee unterquert sie diese in einem nicht ganz 500 Meter langen Tunnel. Am steilen Ufer des Sees folgen zwei weitere Tunnel, von denen der erste mit rund zwei Kilometer länge eine deutliche Verkürzung der Strecke im Vergleich zur Straße darstellt, während der zweite nur rund 150 Meter kurz ist und die ansteigende Straße quert.

Im folgenden Abschnitt verlaufen Straße und Bahntrassee parallel entlang des Seeufers, während am Grenzübergang Božaj/Han i Hotit kein Platz für Stationsanlagen bleibt. Am Ende des Sees von Hoti, der weit nach Nordosten ragenden Bucht, überquert die Strecke auf einem hohen Bahndamm die Ebene und macht einen Bogen nach Süden. Bald verschwindet die Straße nach Shkodra (SH1) östlich, während die Strecke den großen Grenzbahnhof westlich von Bajza erreicht.

Die große Ebene rund um Koplik durchquert die Eisenbahnlinie einige Kilometer westlich der Straße, die die größeren Siedlungen miteinander verbindet. Erst südlich von Koplik, etwas nördlich der langen Brücke über das Bett des Rjoll-Bachs (Ura e Rjollit), finden die beiden Verkehrswege wieder zueinander. Nach rund fünf Kilometern überquert die Straße die Eisenbahnlinie, die weiter nach Osten ausholt, um Shkodra am Stadtrand und dann entlang des Ufers des Flusses Kir zu umgehen. Sie erreicht den südöstlich des Zentrums von Shkodra gelegenen Bahnhof von Norden, wo Anschluss an die Bahnstrecke Vora–Shkodra besteht.

Betrieb

Grenzbahnhöfe sind Tuzi (Montenegro) und Bajza (Albanien). Am Grenzübergang Han i Hotit befindet sich keine Haltemöglichkeit.

Die Strecke wird in Montenegro von der ŽICG und in Albanien von der HSH unterhalten.

Im Februar 2017 entgleiste ein nach Durrës fahrender Güterzug zwischen Koplik und Shkodra.[17] Allgemein wird der schlechte Zustand der Strecke beklagt.[18]

Commons: Bahnstrecke Podgorica–Shkodra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Izjava o mreži 2021. (PDF) Željeznička infrastruktura Crne Gore, 13. Dezember 2020, abgerufen am 25. April 2021 (montenegrinisch).
  2. Abkons: Raporti Teknik për Rishikimin e Kryqëzimit Trekëndor Hekurudhor në Domje (22. Oktober 2018), Karte des albanischen Streckennetzes auf S. 44; aus den Unterlagen für die Ausschreibung der Erneuerung der Linie Durrës–Tirana.
  3. David Turnock: The Economy of East Central Europe, 1815–1989: Stages of Transformation in a Peripheral Region. Routledge, London, New York 2006, ISBN 0-415-18053-8, S. 453 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Albanien-Rundschau – Chronik. In: Deutsch-Albanische Freundschaftsgesellschaft (Hrsg.): Albanische Hefte. Nr. 3, 1985, S. 14.
  5. Frank Valoczy, Geoff Sarbutt: HSH Albanian Railways. Abgerufen am 23. Juni 2016 (englisch).
  6. Frank Valoczy, Geoff Sarbutt: Opening Dates of HSH Standard Gauge Lines. In: HSH Albanian Railways. Abgerufen am 23. Juni 2016 (englisch).
  7. Gerhard Gürsch: Mit Bus und Bahn durchs Land der Skipetaren. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1986, ISBN 3-922138-28-4, S. 78.
  8. Albanien-Rundschau – Chronik. In: Deutsch-Albanische Freundschaftsgesellschaft (Hrsg.): Albanische Hefte. Nr. 3, 1986, S. 5.
  9. a b ATA (13. Februar 2003): Shkoder-Bajze railway ready to operate for transportation of commodities (Memento vom 4. September 2014 im Internet Archive)
  10. Raymond Hutchings: International Trade, Transportation, Supply and Communications. In: Klaus-Detlev Grothusen (Hrsg.): Albanien (= Südosteuropa-Handbuch. Band VII). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-36207-2, S. 409.
  11. Treguës të transportit hekurudhor, detar, rrugor. (XLS) Instituti i Statistikës, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Juni 2016; abgerufen am 23. Juni 2016 (englisch).
  12. Panorama (4. September 2009): Stacioni i Bajzës pastrohet nga kimikatet e rrezikshme (Memento vom 3. März 2016 im Internet Archive)
  13. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Susanne Kastner, Michael Müller (Düsseldorf), Peter W. Reuschenbach, Dr. Peter Struck, Anke Fuchs (Köln), Hans-Ulrich Klose und der Fraktion der SPD — Drucksache 12/8338. (PDF) Giftmüll in Albanien. In: Bundestag. 25. August 1994, abgerufen am 23. Juni 2016.
  14. a b WBIF approves the rehabilitation of Vorë – Han i Hotit rail line. In: Railway PRO. 8. März 2022, abgerufen am 15. März 2022 (englisch).
  15. Albanian government announces 1.2 billion euros of investments for new roads, ports and railways. In: Top Channel. 2. November 2023, abgerufen am 7. November 2023 (englisch).
  16. Albania – Montenegro railway rehabilitation loan signed. In: Railway Gazette International. 29. Februar 2024, abgerufen am 4. März 2024 (englisch).
  17. Aksident hekurudhor në Shkodër, një tren mallrash del nga shinat. In: Sot News. 9. Februar 2017, abgerufen am 10. März 2019 (albanisch).
  18. TV Kopliku: Linja Hekurudhore e degraduar dhe e rrezikshme auf YouTube, 26. März 2019, abgerufen am 2. April 2019.