Die Bahnstrecke Börgönd–Tapolca ist eine eingleisige und teilweise elektrifizierte Eisenbahnstrecke in den Komitaten Fejér und Veszprém in Ungarn. Sie wird auch Balaton-Nordstrecke genannt.
Nach Bekanntwerden der Trassierungspläne für eine Bahnverbindung von Budapest nach Rijeka um 1850, setzten sich die Vertreter der Orte am nördlichen Balatonufer für eine Streckenführung in ihrem Gebiet ein. Um die Stimmung in der Öffentlichkeit zu beruhigen, berechnete die mit dem Bau der Strecke betraute Kaiser Franz Joseph-Orientbahn die Kosten für eine Strecke in dem topografisch schwierigerem Terrain und mit der etwa 22,8 Kilometer zusätzlichen Länge, was allesamt einen Mehraufwand bedeutet hätte.[4]
1861 erhielten schließlich die Orte am südlichen Ufer des Balatons mit der Bahnstrecke Pragersko–Nagykanizsa–Budapest eine Eisenbahnanbindung; der Bau einer Eisenbahnstrecke entlang des nördlichen Ufers wurde erst im Jahre 1907[5] auf Treiben des Politikers und Eisenbahningenieurs Ferenc Kossuth konzessioniert, welche schließlich am 8. Juli 1909 feierlich in Betrieb genommen und am 11. Juli 1909 für den öffentlichen Verkehr freigegeben wurde. Um die von der privaten Südbahn-Gesellschaft betriebene Bahnstrecke über Székesfehérvár nicht nutzen zu müssen, fuhren in der Anfangszeit die Züge auf den Staatsbahnstrecken von Budapest-Keleti über Pusztaszabolcs an das nördliche Balatonufer.[4]
Von November 2019 bis Mai 2021 wurde der Abschnitt Szabadbattyán–Balatonfüred elektrifiziert, dafür musste unter anderem das Gleisbett im Tunnel Csittényhegy um einige Zentimeter tiefer gelegt werden.[6] Des Weiteren wurden die Bahnhöfe Polgárdi, Balatonkenese, Balatonfűzfő und Alsóörs modernisiert.[7] Der elektrische Zugbetrieb wurde am 19. Juni 2021 aufgenommen.[8] Eine weitere Elektrifizierung über Tapolca nach Keszthely sowie Ukk ist in Planung.[7]
Erst nach Verlassen des 96 Meter langen Tunnels Csittényhegy in Balatonakarattya ergibt sich der Blick auf den Balaton. Im weiteren Verlauf über Balatonfűzfő, Balatonalmádi, Balatonfüred und Révfülöp führt die Strecke in südwestlicher Richtung unmittelbar am Ufer des Sees entlang, ehe sie in Badacsonylábdihegy nach Norden schwenkt und etwa zehn Kilometer ins Landesinnere nach Tapolca verläuft.
In den Sommermonaten finden auf der Balaton-Nordstrecke jährlich sogenannte „Retro-Wochenenden“ statt, an denen die Planzüge von historischen Lokomotiven bespannt werden. Teilweise kommen dabei auch historische Personen- und Speisewagen zum Einsatz.[12][13]
↑Magyar Államvasutak Zrt.: Menetrendi segédkönyv I. kötet. (PDF; 2,3 MB) 3.20. Székesfehérvár–Tapolca. S. 57–61, abgerufen am 3. Juli 2021 (ungarisch).
↑29 Székesfehérvár-Tapolca. In: Magyarország vasútállomásai és vasúti megállóhelyei. Abgerufen am 3. Juli 2021 (ungarisch).
↑ abFrigyes Hortobágyi: 150 éve megy a gőzös, megy a gőzös Kanizsára. In: Sínek Világa. Nr.2, 2011, S.31–36 (ungarisch, sinekvilaga.hu [PDF; 5,9MB; abgerufen am 5. Dezember 2022]).