Amsterdam Centraal ist der Hauptbahnhof der niederländischen Hauptstadt Amsterdam. Mit 178.501 Fahrgästen am Tag (2023) ist der Amsterdamer Hauptbahnhof nach dem Bahnhof Utrecht Centraal der am zweitstärksten frequentierte Bahnhof der Niederlande.[1]
Als einer der wichtigsten Fernbahnhöfe in den Niederlanden ist der Amsterdamer Hauptbahnhof Haltepunkt der Hochgeschwindigkeitszüge Eurostar, ICE International und Thalys.
1875 bekamen der Architekt P. J. H. Cuypers und der Ingenieur A. L. van Gendt den Auftrag für einen Entwurf des Empfangsgebäudes. Es besteht aus rotem Backstein mit Dekorationen aus Naturstein und ist im Stil der Neorenaissance gehalten. Der etwas vorspringende Haupteingang wurde von Cuypers bewusst als „Stadttor“ (Stadspoort) mit zwei Türmen entworfen, wodurch die Reisenden den Eindruck bekommen, durch „das Tor“ die Stadt zu betreten. Die Verzierungen der Türme zeigen Szenen von dem damaligen Handel, der Industrie und der Schifffahrt.[2]
Der Giebel zeigt das Reichswappen zwischen zwei Löwen. Darunter befinden sich vierzehn Wappen von Städten, unter anderem von Berlin, Sankt Petersburg und Paris, die damals mit der Bahnverbindung erreicht werden konnten.
An der östlichen Seite befindet sich der „Koningspaviljoen“ (Königlicher Pavillon), ein Fürstenzimmer, mit Dekorationen von Georg Sturm. Durch ein breites Tor konnten die hohen Fahrgäste mit einer Kutsche in das Innere fahren. Gegenüber dem Hauptbahnhof liegt das 1911 gegründete Smits Koffiehuis. Es wurde 1972 wegen des Baues der Metro Amsterdam abgebaut, die Teile wurden eingelagert und 1980 wieder mit den alten Bauteilen aufgebaut. Außer dem Café ist dort auch das Touristenbüro VVV-Kantoor (VVV).[3]
Der Architekt Cuypers hatte zwar den Bahnhof entworfen, die beiden großen röhrenförmig anmutenden Bahnsteighallen entstammen jedoch einer Planung des Eisenbahn-Ingenieurs L.J. Eijmer. Die Fertigstellung der ersten Halle auf der Stadtseite erfolgte im Jahr 1889, die schmalere und längere Halle auf der IJ-Seite (zum Gewässer hin) wurde im Jahr 1922 fertiggestellt. Die zwischen den beiden Hallen seinerzeit offen gebliebenen Bahnsteigbereiche wurden mit einer anders ausgeführten Bauweise nach einem Entwurf von Jan Garvelink erst im Jahr 1996 überdacht.
Geschichte
Amsterdam Centraal wurde auf drei künstlichen Inseln gebaut und steht wegen des sandigen, feuchten Untergrundes auf rund 9000 Holzpfählen. Am 15. Oktober 1889 wurde der Bahnhof eröffnet und ersetzte damit die Bahnstationen „Willemspoort“ und „Station Westerdok“.[4]
Im Jahre 1889 fuhren täglich 194 Züge, 1904 waren es 404 und in den 1980er Jahren 1000 Züge. Ab 1904 wurde der Platz (Plein) vor dem Hauptbahnhof (Stationsplein) zum wichtigsten Knotenpunkt für den öffentlichen Verkehr, heute: Busse, Straßenbahnen und Metro Amsterdam. Anfangs hatte der Bahnhof spezielle Warteräume für die königliche Familie und ausländische Reisende sowie Büros für Eisenbahnbeamte.[5]
Zu den bekanntesten ab Amsterdam Centraal verkehrenden Zügen gehörten unter anderem die LuxuszügeRiviera-Express, Rheingold, Edelweiss, Étoile du Nord und L’Oiseau bleu, die teilweise später in TEE-Züge umgewandelt wurden. Seit 2018 knüpft der Eurostar an diese Tradition an und verbindet Amsterdam mit London-St Pancras. Zunächst wurde nur die Richtung London-Amsterdam als Direktverbindung angeboten, seit dem 30. April 2020 auch in umgekehrter Richtung.[6]
Planungen
Die niederländische Regierung plant, den Fernverkehr aus dem Bahnhof nach Amsterdam-Zuid zu verlegen, um zu vermeiden, dass in Amsterdam Centraal noch Züge wenden. Dadurch und zusammen mit Umbaumaßnahmen könnte die bisherige Frequenz von 34 Zügen auf 57 Züge pro Stunde steigen; die Zahl der Reisenden soll bis 2030 auf 275.000 steigen.[7] Alle bahnsteiglosen Gleise sollen ausgebaut und die Zahl der Bahnsteige von zehn auf neun reduziert werden. Mit dem gewonnenen Platz sollen die übrigen Bahnsteige verbreitert, mehr Platz für Reisende geschaffen und für eine schnellere Abfertigung gesorgt werden. All das soll etwa 350 Millionen Euro kosten und nicht vor 2030 abgeschlossen sein. Die Nederlandse Spoorwegen (NS) als Hauptnutzer der Anlage wehren sich allerdings gegen die Maßnahme, weil sie mit dem angestrebten Betriebskonzept nicht einverstanden sind.[8]
Streckenverbindungen
Am Bahnhof Amsterdam Centraal verkehren im Jahresfahrplan 2022 folgende Linien:
Auf der Nordseite der Bahnhofs legen im Liniendienst die Amsterdamer Fähren über den Fluss IJ u. a. zur NDSM-Werft und dem Filmmuseum an. Auf der Südseite legen die Ausflugsboote durch die Grachten an.
Literatur
Aart Oxenaar: Centraal Station Amsterdam. Het paleis voor de reiziger. SDU uitgeverij, Den Haag 1989. ISBN 90-12-06210-1