Die Stadt Bad Wildbad besteht aus den ehemaligen Gemeinden Aichelberg, Calmbach und Wildbad im Schwarzwald. Zur ehemaligen Gemeinde Aichelberg (Gemeinde Bergorte) gehören das Dorf Aichelberg, die Orte Hünerberg, Meistern und die Aichelberger Sägmühle, „Kälbermühle, Pumpwerk“ und Rehmühle. Zur ehemaligen Gemeinde Calmbach gehören das Dorf Calmbach und der Ort Tannmühle. Zur ehemaligen Gemeinde Wildbad im Schwarzwald in den Grenzen von 1973 gehören die Kernstadt, die Weiler Christophshof, Nonnenmiß und Sprollenhaus, die Orte Grünhütte, Kälbermühle, Kleinenzhof, Lautenhof, Sommerberg, das Gehöft Kohlhäusle und die Häuser Rollwasser und Sprollenmühle.
Die Wohnplätze Hochwiese und Ziegelhütte im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Wildbad im Schwarzwald wurden am 17. August 1970 aufgehoben.[3]
Klima
Wegen seiner besonderen Tallage ist die Sonneneinstrahlungsdauer eines Tages im Schnitt um zwei Stunden kürzer als in den umliegenden Gemeinden. Die Durchschnittstemperatur ist deshalb um etwa 1 °C niedriger als in anderen Schwarzwaldorten, die sich auf derselben Höhe (424 m ü. NN) befinden. Allerdings gilt dies nicht für den Sommerberg und die im Süden gelegenen Bergorte Aichelberg, Hünerberg und Meistern, die auf dem Berg in 700 bis 800 m ü. NN liegen.
Geschichte
Geschichte Wildbads
Ein Wiltbade wurde erstmals 1345 urkundlich erwähnt. Darin wurde Burg und Stadt Zavelstein „ane das Wiltbade das hant sie In behabet“ an die Pfalzgrafen von Tübingen verpfändet. 1367 wurde Graf Eberhard II. von Württemberg (auch der Greiner genannt), der sich mit seiner Familie im Wildbade befand, von den Martinsvögeln überfallen. Mit knapper Not konnte er entkommen und sich auf seine Burg Zavelstein retten. In Ludwig Uhlands Gedicht wird diese Episode heroisiert dargestellt (Vgl. Der reichste Fürst von Justinus Kerner). Diese Nennungen sind jedoch unsicher, da sie sich auch auf Bad Teinach beziehen können.
Es ist jedoch sicher, dass Wildbad schon im frühen Mittelalter bestand. Darauf deutet auch der 1904 entdeckte Urquell hin. Die dort aufgefundenen Gefäße und Eichenholzstücke wurden in Radiokarbon- und dendrochronologischen Untersuchungen auf das 12. Jahrhundert datiert.
Die erste sichere Nennung Wildbads ist von 1376, als Adolf von Nassau, der Bischof zu Speyer, ersucht wird, den Wildbader Kaplan zu ermächtigen, selbst Taufen und Beerdigungen vorzunehmen und Legate sowie den Zehnten zu empfangen. Wildbad wurde zum Schutz mit einer Mauer umgeben und 1442 zur Amtsstadt erhoben. Im 15. Jahrhundert erscheint Wildbad bereits als bedeutender Badeort. Viele adlige und hochgestellte Gäste suchten in den Thermalbädern Heilung ihrer Gebrechen.
Während des Bauernaufstands 1525 befanden sich beispielsweise viele Ritter und einige Fürsten und Äbte in Wildbad. Ihre Herbergen waren mit Fahnen, Wappen und Schildern behängt, wodurch sich das Feuer beim großen Stadtbrand rasch ausbreiten konnte. In dieser Zeit war Wildbad eine der Hochburgen der Wismutmalerei. Die adligen Gäste nahmen gerne als Souvenir die auf Wismutgrund bemalten Kästchen mit. Sogar ein Flügelaltärchen der Äbtissin Veus soll dort 1551 hergestellt worden sein. Schon 1514 gab es in Wildbad eine städtische Ordnung der Maler, Dreher und Ladenmacher.
Der von Kaiser Maximilian I. erstellte Freiheitsbrief, der 1525 verbrannte, wurde 1530 von Kaiser Karl V. erneuert.
Im Laufe der Jahrhunderte nahm Wildbad einen stürmischen Aufschwung, dank der Förderung durch die Grafen, Herzöge und Könige von Württemberg. Moderne Badegebäude, das Herzogliche Palais, die Kuranlagen sowie moderne Hotels und Gasthäuser wurden erstellt, um die ständig wachsende Zahl der Badegäste aufzunehmen. Unterbrochen durch Kriege und Stadtbrände wurde das herzogliche, später königliche Bad wiederholt aufgebaut und modernisiert.
Am 12. Januar 1945 trafen sich der Reichsführer-SS Heinrich Himmler und der ehemalige Schweizer Bundespräsident Jean-Marie Musy im Wildbader Hotel Post und verhandelten über die Freilassung jüdischer KZ-Häftlinge. Der NS-Staat wollte auf diesem Weg an Devisen oder militärische Ausrüstung gelangen.[4]
Der Ort wird im Jahr 830 als Calenbach im Codex Hirsaugiensis erstmals genannt, da im 9. Jahrhundert das Kloster Hirsau hier begütert war. Ganz deutlich wird Calmbach 1100 erwähnt, als eine Calwer Gräfin Richlind dem Kloster Hirsau sechs Hüben und sechs Leibeigene „ad Calenbach“ schenkt. Im 14. Jahrhundert war der Ort im Besitz der Grafen von Vaihingen. Zusammen mit Neuenbürg kam Calmbach an die Grafschaft Württemberg.
Haupterwerbsquelle der Bewohner waren die Flößerei und die Waldwirtschaft. Die Landwirtschaft war unbedeutend. Holzhändler (auch Schiffer genannt) brachten es zu Reichtum und Wohlstand, während die Einwohner ein karges Dasein fristeten.
Mit dem Prädikat Luftkurort begann in den 1930er Jahren der Fremdenverkehr als zusätzliche Erwerbsquelle. Heute ist der Stadtteil, der auch als Fünftälerort bezeichnet wird, eine Wohngemeinde mit erschlossener Infrastruktur.
Zu Beginn der 1950er Jahre gab es im Ort ein Zeltferienlager der Freien Deutschen Jugend (FDJ).[5] Seit 2005 beherbergt Calmbach mehr als 5.000 Einwohner.
Sprollenhaus und Nonnenmiß
Die erste urkundliche Erwähnung ist eine Besiedelung des Kegelbachtals, (früher Mühlbachtal) mit einer Sägmühle im Jahr 1528. Um das Jahr 1560 wird in der Spolenwaser-Hut ein Forsthaus errichtet. In den Jahren 1594 und 1624 erscheint die kleine Ansiedlung urkundlich unter Spollenhauß.
Um 1763 wurde Sprollenhaus größer durch die Ansiedlung von Kolonisten, die den Wald rodeten, um Ackerland zu gewinnen, und als Holzhauer ihren Unterhalt verdienten. Heute sind Sprollenhaus und Nonnenmiß Wohngemeinden.
Der Ortsteil Nonnenmiß ist zweigeteilt: Der größere nördliche Teil gehört zu Bad Wildbad, der Bereich südlich des Dietersbaches gehört zur Gemeinde Enzklösterle. Dass ein Frauenkloster in der Gegend stand, das dem Ort Nonnenmiß seinen Namen gab, ist nicht hinreichend belegt. Man geht davon aus, dass der Ortsname die Bedeutung „feuchte sumpfige Wiese (sogenannte Miß), auf der sich verschnittene weibliche Schweine (sogenannte Nonnen) befinden“, hat.[6]
Aichelberg, Hünerberg, Meistern und Rehmühle (ehemalige Gemeinde Bergorte)
Der Bergort wurde um 1330 als Villula Aychelberc erstmals genannt. Die Ortsherren waren damals die Herren von Fautsberg[7] und ihre Erben, die Herren Horneck von Hornberg. Sie verkauften die Burg und die zugehörigen Orte zur Hälfte an Württemberg, die andere Hälfte wurde 1345 von den Pfalzgrafen von Tübingen an Württemberg veräußert. Der Name Hünerberg stammt eventuell von Auerhanborg.
Von heimatgeschichtlichem Interesse ist auch, dass mit Urkunde vom 22. April 1561 der württembergische Reformator Johannes Brenz die Fautsburg (Vogtsburg) vom württembergischen Herzog als Lehen erhielt. Zum Lehen gehörten außer Wiesen und Ackern auch die Holz- und Wassergerechtigkeit sowie die Fautsberger Sägemühle (Aichelberger Sägemühle).
Die Orte Aichelberg, Meistern, Hünerberg, Kälbermühle und Rehmühle bildeten 1850 die Gemeinde Bergorte. Vorher gehörten sie im Rahmen der Herrschaft Vogtsberg jahrhundertelang zum Stab Neuweiler, einem Unteramt der Vogtei Calw. 1938 erhielt die Gemeinde den Namen Aichelberg. Vor dem Hintergrund der ab dem Jahr 1972 stattfindenden landesweiten Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg beschloss der Aichelberger Gemeinderat 1973 die Eingemeindung zur Nachbargemeinde Simmersfeld zu beantragen. Im Rahmen eines Bürgerbegehrens wurde am 11. November 1973 durch die Bürger mit Mehrheit ein Zusammenschluss mit Wildbad (dem heutigen Bad Wildbad) beschlossen, so dass 1974 die freiwillige Eingemeindung nach Wildbad im Schwarzwald erfolgte.
Die Einwohner lebten früher überwiegend von der Land- und Waldwirtschaft. Dieser Ortsteil ist heute eine Wohngemeinde mit landwirtschaftlichen Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben sowie mit Handwerks- und Gastronomiebetrieben. Der gemäßigte Tourismus hat einen bedeutenden Stellenwert eingenommen. Der im Jahr 2008 eingeweihte Fautsburg-Rundwanderweg bzw. historische Rundwanderweg Fautsburg stellt die Geschichte der Bergorte und der Region anschaulich dar. Jährlich findet am 24. Dezember die Waldweihnacht mit lebender Krippe am Waldrand von Aichelberg statt.
Räumliche Entwicklung des Stadtgebiets
Am 1. Januar 1974 wurde Aichelberg nach Wildbad im Schwarzwald auf Grundlage eines Bürgerbegehrens eingemeindet. Die Stadt wurde am 1. Juli 1974 durch den Zusammenschluss von Wildbad im Schwarzwald mit der Gemeinde Calmbach neu gebildet.[8] Seit 1990 heißt sie Bad Wildbad.
Es gab keine jüdische Gemeinde.[9] Gut belegt ist die Tätigkeit jüdischer Ärzte und Gastronomen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts.[10][11] Mehrere Personen sind 1942 in Konzentrationslagern gestorben. Der Bad Wildbader Hotelier Aurel Radowitz musste 1941 in das benachbarte Enzklösterle umziehen.[12] Er wurde 1942 aus Enzklösterle deportiert und starb am 5. November 1942 in Auschwitz.[13] In Enzklösterle wurden in Erinnerung an Aurel Radowitz und seine Frau Martha zwei Stolpersteine verlegt.[14]
Bevölkerungsentwicklung
Von 1995 bis 2012 erlebte Wildbad eine negative Bevölkerungsentwicklung, ausgelöst durch den Wegzug junger Bevölkerungsschichten in Universitätsstädte und zur Arbeitsaufnahme.[15]
Der Bevölkerungsrückgang im Zeitraum 2001 bis 2010 betrug etwa 7 Prozent.[15] Das Durchschnittsalter ist im gleichen Zeitraum von 43,0 auf 46,3 Jahre angestiegen.[16]
Die Bevölkerungsvorausrechnung vom 2015 bis 2035 liegt mit einem Wachstum von 2,1 Prozent deutlich unter dem Landesdurchschnitt.[17]
In Bad Wildbad wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Klaus Mack wurde im September 2021 in den Deutschen Bundestag gewählt und legte anschließend das Bürgermeisteramt nieder.[22] Am 13. Februar 2022 wurde Marco Gauger (CDU) im zweiten Wahlgang mit 58,5 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Er trat das Amt am 1. April 2022 an.
Blasonierung: „In Gold zwei grüne Tannen, deren linke die rechte teilweise verdeckt, beide bis zur Mitte überdeckt von einer aus dem Unterrand aufsteigenden und in zwei Strahlen niederfallenden silbernen Fontäne.“
Wappenbegründung: Das Wappen der Bergorte bzw. Aichelbergs zeigt einen goldenen Eichenzweig auf blauem Grund. Der aus der Gemeindereform 1974 hervorgegangenen Stadt Wildbad im Schwarzwald wurde am 11. August 1981 dieses neue Wappen verliehen.
Die Bannerflagge der Stadt ist grün-gelb gestreift. Das Stadtwappen ist darauf nicht angebracht. Das Landratsamt Calw hat der aus der Gemeindereform 1974 hervorgegangenen Stadt Wildbad im Schwarzwald am 11. August 1981 das neue Wappen und die Flagge verliehen.
Städtepartnerschaften und kirchliche Partnerschaften
Seit 1981 besteht eine Partnerschaft mit der Gemeinde Cogolin im Département Var in Südfrankreich. Bereits vorher fand regelmäßig ein Schüleraustausch statt. Seitens der evangelischen Kirchengemeinde Aichelberg besteht gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde Stammheim und der evangelischen Kirchengemeinde Zwerenberg eine Partnerschaft mit der Kirchengemeinde im thüringischen Triptis.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftsunternehmen
Wildbads Wirtschaft besteht primär aus den Wirtschaftszweigen Gesundheit und Tourismus. Seit 1984 ist die Zahl der Tourismusbetriebe um über zwei Drittel gesunken.[25] Von ehemals 105 Tourismus-Betrieben sind 34 übrig geblieben.
Ebenfalls ist die Auslastung dieser Hotels und Pensionen von deutlich über 40 Prozent auf 27 Prozent zurückgegangen.[26] Die Stadt befindet sich im Strukturwandel vom Kurort zur Tourismusstadt.[27]
Die Alfred Gauthier GmbH fertigte Werkzeugmaschinen und Kameraverschlüsse. Im Jahr 1959 beschäftigte sie 3.200 Mitarbeiter.[28] Während des Zweiten Weltkrieges spielte die Alfred Gauthier GmbH eine Schlüsselrolle bei der millionenfachen automatisierten Herstellung von Granatzündern.[29] Im Jahr 2020 beschäftigte sie noch knapp über 300 Mitarbeiter und meldete im Zuge der COVID-19-Pandemie Insolvenz an.[30]
Mit Berthold Technologies, hier gegründet 1949, gibt es einen Anbieter von Prozessmesstechnik, Strahlenschutz und Bioanalytik.
Ebenfalls befindet sich ein Regionalbüro des Schwarzwälder Boten in Wildbad.
Verkehr
Bad Wildbad ist durch die Linie S 6 der Stadtbahn Karlsruhe, die von der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft betrieben wird, an das Schienennetz angeschlossen. Die Stadtbahn fährt auf der Strecke der Enztalbahn bis Pforzheim und wird teilweise als S 5 nach Karlsruhe/Wörth am Rhein und bis 2019 auch nach Bietigheim-Bissingen durchgebunden. Im Stadtgebiet gibt es die Haltestellen Kurpark, Uhlandplatz/Sommerbergbahn, Bad Wildbad Bahnhof, Bad Wildbad Nord, Calmbach Süd und Calmbach Bahnhof. Sonn- und feiertags fährt vom 1. Mai bis Mitte Oktober zusätzlich zweimal je Richtung der Ausflugszug Enztäler Radexpress von Stuttgart über Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen, [Vaihingen an der Enz], Mühlacker, Pforzheim und Neuenbürg nach Bad Wildbad Bahnhof.
Von 2014 bis 2016 gab es in der Stadt ein Rufbus-System unter der Bezeichnung Centro-Bus mit ca. 100 Haltestellen. 2016 erfolgte dann die Rückkehr zu einer traditionellen Stadtbus-Linie, der Linie 201, betrieben von der Verkehrsgesellschaft Bäderkreis Calw.
Die Sommerbergbahn führt auf den Wildbader Hausberg und überwindet dabei eine Höhendifferenz von rund 300 Metern.
Meisterntunnel
Der Meisterntunnel wurde 1996 zur Verkehrsentlastung des Orts Bad Wildbad erbaut. Der 1684 Meter lange einröhrige Tunnel ist Teil der Landesstraße 351. Im Januar 2015 hatten die Arbeiten zum Bau eines Fluchtstollens begonnen, die zwischenzeitlich abgeschlossen wurden.
Enztal-Radweg
Der Enztal-Radweg ist ein knapp über 100 km langer Radwanderweg und führt durch Bad Wildbad. Er verläuft entlang der Enz von deren Quelle bei Enzklösterle bis zu ihrer Mündung in den Neckar bei Walheim.
Kureinrichtungen
Wildbad ist bereits seit dem 15. Jahrhundert als Kurort bekannt. Das Ortsbild wird vor allem durch herausragende Beispiele der Kurarchitektur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geprägt.[31]
Palais Thermal, 1847 als Graf-Eberhard-Bad erbaut (Fürstenbäder, Maurische Halle, moderne Anbauten)
Vital Therme (früher Thermalbewegungsbad) mit Innen- und Außenbecken, Saunabereich und Liegewiese
Der Kurpark wurde 1699 angelegt und seitdem immer wieder erweitert. Das weitläufige Wegenetz erstreckt sich rund 1,5 Kilometer beidseits der Enz.
Bildungseinrichtungen
Bad Wildbad verfügt über alle herkömmlichen Schulformen. Dazu zählt das Enztal-Gymnasium. Die Fünf-Täler-Schule in Calmbach (ehemals Goßweilerschule bzw. Realschule Calmbach) bündelt die Schulformen der Grund-, Werkreal- und Realschule. Der Teilort Aichelberg mit den Bergorten Aichelberg, Hünerberg, Meistern und Rehmühle wird über den Schulverband Simmersfeld grundschultechnisch versorgt. Der Schulverband besteht aus der Gemeinde Simmersfeld und der Stadt Bad Wildbad. Er besteht noch aus der Zeit, als die Bergorte zunächst als Gemeinde Bergorte und später als Gemeinde Aichelberg kommunal selbständig waren. Die Wilhelmschule in Bad Wildbad ist eine zweizügige Grundschule. Außerdem gibt es den Schulverband Grundschule Oberes Enztal für die Teilorte Sprollenhaus und Nonnenmiß (zusammen mit der Gemeinde Enzklösterle) und die Goßweiler Förderschule Calmbach.
Im August 2018 wurde auf dem Sommerberg unweit des Baumwipfelpfads die Fußgänger-HängebrückeWildLine eröffnet worden. Sie liegt auf dem Märchenweg zwischen Auchhalder-Kopf-Hütte und Heermannsweg, ist 380 Meter lang und wird bis zu 60 Meter über Grund geführt. Die Verantwortlichen rechnen mit ca. 100.000 Besuchern pro Jahr.
Am 26. September 2014 wurde auf dem Sommerberg der Baumwipfelpfad Schwarzwald eröffnet. Er ist 1250 Meter lang, bis zu 20 Meter hoch und hat einen 38,5 Meter[35] hohen Aussichtsturm, in dessen Innerem sich eine 55 Meter lange Tunnelrutschbahn befindet. Durch seinen barriere- und stufenfreien Aufbau ist er für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen geeignet.[36]
Skilifte und Skiwanderloipen – ansehnlich sind die Skiloipen auf dem Sommerberg, die Bergwaldspur und die Sonneloipe auf dem Aichelberg. Skilifte finden sich auf dem Sommerberg, in Kaltenbronn und Enzklösterle.
Nordic-Walking-Strecken im Kurpark
Seit August 2000 ist der Hausberg Bad Wildbads, der Sommerberg, eine Attraktion für Mountainbiker. Die Topographie des Sommerbergs, die Bergbahn und die beiden Skilifte bieten gute Voraussetzungen für die Fans von Biker-X, Dual-Slalom, Freeride- oder Downhill-Strecken. Die Downhill-1-Strecke von Bad Wildbad gilt als eine der anspruchsvollsten Downhill-Strecken in Deutschland. Im April 2019 wurde vom Bundesgerichtshof und dem Oberlandesgericht Stuttgart der Prozess zwischen der Stadt und dem Betreiber der Downhillstrecke über den Transport der Bikefahrer zugunsten der Stadt Bad Wildbad entschieden.[37] Ab 2021 ist eine konzeptionelle Neuausrichtung geplant.
Waldfreibad Calmbach
Das Hallenbad wurde geschlossen. Ein Abriss ist geplant.[veraltet]
Aussichtsturm am Baumwipfelpfad
Rutschbahn im Aussichtsturm
Hängebrücke
Energieerzeugung und -nutzung
Nach Ankündigung von Klaus Mack Ende Oktober 2019 sollte spätestens Ende 2020 mit dem Bau des Windparks Kälbling begonnen werden. Die drei geplanten Windkrafträder sollen ca. 60 Prozent des Wildbader Strombedarfs decken.[38] Bauträger und Projektleiter ist EnBW.[39]
Ebenfalls gibt es fünf E-Tankstellen im Stadtgebiet.
Die Stadt Bad Wildbad hat 1906 eine Wasserkraftanlage neben der König-Karl-Straße an der Stelle erbaut, wo zuvor eine Sägemühle das Flusswasser nutzte.[40] Im Jahr 1997 wurden die beiden Turbinen überholt und die Generatoren durch neue Technik ersetzt.
Schuldenlage
Bad Wildbads Schulden pro Einwohner sind trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs im Vergleich überdurchschnittlich hoch und steigen seit 2010 kontinuierlich an.[41] Die Steuereinnahmen durch den Wirtschaftsaufschwung konnten nicht genutzt werden.
Schulden der Stadt Bad Wildbad (Angaben in Euro)
Jahr
Kernhaushalt
Eigenbetriebe
Gesamt
Schulden je Einwohner
2000
15.061.000
10.093.000
25.154.000
2.252
2005
9.140.000
15.272.000
24.412.000
2.192
2010
8.895.000
10.126.000
19.020.000
1.803
2015
13.096.000
11.065.000
24.161.000
2.469
2016
13.598.000
10.568.000
24.166.000
2.447
2017
14.851.000
10.843.000
25.694.000
2.595
2018
14.983.000
11.622.000
26.605.000
2.638
2019
14.815.000
12.193.000
27.008.000
2.665
2020
16.003.000
13.135.000
29.138.000
2.838
2021
16.882.000
12.970.000
29.852.000
2.864
Die Schulden der Gemeinde, Eigenbetriebe und Eigengesellschaften beim öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereich wurden zum Stichtag 31. Dezember 2019 mit 31,77 Millionen Euro angegeben. Das entsprach 3134 Euro pro Einwohner.[42]
Durch die Missachtung der eigens auferlegten Haushaltssperre durch Klaus Mack ist mit einer weiteren Zunahme der Schulden zu rechnen.[43] Darüber hinaus hat Bad Wildbad die höchste Verschuldungsquote im Nordschwarzwald in Höhe von 12,53 Prozent.[44]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Regelmäßige Veranstaltungen
Aufführungen des jährlichen Opern- und Konzertfestivals Rossini in Wildbad
Alljährlich im Sommer findet die Enzanlagenbeleuchtung mit Brillantfeuerwerk statt.
Bad Wildbad ist Austragungsort des jährlich stattfindenden iXS German Downhill Cup (letztmals im Jahr 2014).
Winterzauber im Kurpark – Der Weihnachtsmarkt findet stets am ersten Wochenende im Dezember statt.
Aichelberger Waldweihnacht mit lebender Krippe mit Josef, Maria, Jesuskind, Hirten, Engel, Esel und Schafen an Heiligabend
Pelzmärtle- und Christkindleumgang in den Stadtteilen Sprollenhaus, Nonnenmiß und Christophshof an Heiligabend
Bei ausreichender Schneelage findet im Winter das traditionelle Fassdaubenrennen auf dem Sommerberg statt. Die leicht gebogenen, mit Riemenbindungen versehenen Fassdauben dienten einst als Ski-Ersatz.
Fautsburg Rundwanderweg und Qualitätswanderweg Aichelberger Traumtour.[45]
Literatur mit lokalem Bezug
Bad-Wildbad-Krimis:
Schmälzle und die Kräuter des Todes von Linda Graze
Wildbad ist der Schauplatz der ersten Kapitel des Romans Armadale von Wilkie Collins (1866).
Museen
Im Ortsteil Calmbach besteht ein Heimat- und Flößermuseum.
Im Ortsteil Aichelberg besteht die Gottscheer Stube im Andenken an eine deutschsprachige Gemeinschaft, die im Bereich vom ehemaligen Jugoslawien auf Grund der Nachwirkungen der Weltkriege aus der Heimat vertrieben wurden. Ein Raum mit Ausstellungsstücken zum Andenken an die Kultur und Geschichte dieser Volksgruppe.
Das ehemalige Königliche Kurtheater wurde 1865 erbaut. Ab dem Jahr 2000 erfolgte eine umfassende Renovierung, die mit der Wiedereröffnung am 1. Juli 2005 während des 17. Internationalen Rossinifestivals endete. Das Kurtheater wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum Denkmal des Monats Oktober 2007 ernannt. Nach langjähriger Renovierung wurde es am 10. Juli 2014 wiedereröffnet mit der konzertanten Aufführung der Rossini-Oper Il viaggio a Reims.
Der badisch-württembergische Grenzstein in Aichelberg (15./16. Jahrhundert). Von 1397 bis 1603 war ein Teil des Kirchspiels Altensteig, zu dem auch Simmersfeld gehörte, badisch. Die Gemarkungsgrenze zwischen Aichelberg und Simmersfeld bildete zu dieser Zeit die Grenze zwischen Baden und Württemberg. Der heutige im Ort befindliche Grenzstein, der sowohl badisches als auch württembergisches Wappen enthält, kann nicht zu jeder Zeit dort gestanden haben. Wahrscheinlich wurde dieser mitten in den Ort versetzt. Ist dort aber heute ein Kleindenkmal für die einstige badisch-württembergische Grenzgeschichte. An der Gemarkungsgrenze zu Simmersfeld im Wald erinnert auch der heutige Schmugglerweg an diese Zeit.
Karl Wilhelm Bauerle (englisch: Bowerley), * 1831 in Endersbach (heute zu Weinstadt), † 1912 in Aichelberg (Schwarzwald; heute zu Bad Wildbad), war Kunstmaler in London, seit 1869 am Hof von Victoria, Königin von Großbritannien und Irland, seit 1876 als englischer Staatsbürger. Aus Ärger über den britischen Krieg gegen die Buren zog er nach Deutschland.[46]
Der Tennisspieler Marcello Craca wuchs in Bad Wildbad auf.
Der Ökonom und Finanzwissenschaftler Rudolf Hickel, * 1942 in Nürnberg, wuchs in Bad Wildbad auf.
Personen, die in Bad Wildbad-Aichelberg Zuflucht fanden
Graf Hans von Helfenstein war Domdechant zu Straßburg, als Kirchenkritiker musste er fliehen. Er fand 1476 Zuflucht auf der Fautsburg in den Bergorten nahe Aichelberg und Hünerberg.
Johann Valentin Andreae fand in den 1630 er Jahren während des Dreißigjährigen Krieges zunächst in Neuweiler bei der dortigen Pfarrersfamilie bei seiner Flucht aus Calw Zuflucht. In Neuweiler finden sich heute noch auf einem Grabstein bei der Kirche am dortigen Kirchhof die Inschriften eines seiner Kinder, welches in Neuweiler verstarb und dort begraben wurde. Als Andreae in Neuweiler auch nicht mehr sicher war floh er nach Aichelberg und konnte dort vor dem Heer des katholischen Kaisers fliehen. Zur Strafe wurde aber der reichste Bauer aus Aichelberg samt Hof und Familie verbrannt.
Johannes Brenz der berühmte württembergische Reformator hatte die Fautsburg 1561 bis 1570 vom württembergischen Herzog als Lehen bekommen.
Literatur
Wildbad. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Neuenbürg (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band41). Karl Aue, Stuttgart 1860, S.234–264 (Volltext [Wikisource]).
Ernst Ammer u. a.: Das Wildbad im Schwarzwald, Kreisgeschichtsverein Calw e. V., Bad Wildbad 2017, ISBN 978-3-86595-529-6.
Fritz Barth: Wie es damals war – Personen, Episoden und Überliefertes aus dem Oberen Enztal und darüber hinaus. Selbstverlag Fritz Barth, Bad Wildbad 2007 (Inhalt).
Fritz Barth: Eine Zeitreise zwischen Enz und Nagold. Personen, Episoden und Überliefertes aus Calmbach, Wildbad und weit darüber hinaus. Vormals und Heute. Selbstverlag Fritz Barth, Bad Wildbad 1999 (Inhalt).
Fritz Barth: Eine weitere Zeitreise. Personen, Episoden und Überliefertes aus Calmbach, Wildbad und weit darüber hinaus. Vormals und Heute. Selbstverlag Fritz Barth, Bad Wildbad 2001 (Inhalt).
Fritz Barth: Hoffnung Krieg Not – Geschehnisse und Episoden 1930 bis 1950 aus den Orten des Oberen Enztales und darüber hinaus. Selbstverlag Fritz Barth, Bad Wildbad 2010 (Neuausgabe) (Inhalt).
Carl Maximilian Eifert: Nachrichten zur Geschichte von Calmbach und Höfen. Stiftungspflege, Calmbach 1850 (Nachdruck, hrsg. und um Lebensdaten Eiferts vermehrt von Fritz Barth: Selbstverlag * Fritz Barth, Neuenbürg 1993) (Inhalt).
Otto Bach: 600 Jahre Wildbad im Schwarzwald 1367–1967. Vervielfältigtes Typoskript. Wildbad 1967.
Karl Konrad Finke: Das Attentat auf Graf Eberhard II. von Württemberg. Der <<Überfall im Wildbad>> 1367. In: Schwäbische Heimat. Jg. 67 (2016), Heft 3, S. 286–294.
Thomas Eckhard Föhl: Wildbad. Die Chronik einer Kurstadt als Baugeschichte. Druckhaus Müller, Neuenbürg 1988.
Karl Greiner: Bad Wildbad. Seine Geschichte vom 12. bis zum 20. Jahrhundert. 5. Auflage, überarbeitet und ergänzt von Siegfried Greiner. Weberdruck, Pforzheim 1995.
Sabine Holtz: „Heil’ge Quelle, die tausend Wunder tut!“ Bad Wildbad. In: W. Niess, S. Lorenz (Hrsg.): Kult-Bäder und Bäderkultur in Baden-Württemberg. Markstein-Verlag, Filderstadt 2004, ISBN 3-935129-16-5.
Justinus Kerner: Das Wildbad im Königreich Württemberg. Nebst Nachrichten über die benachbarten Heilquellen Liebenzell und Teinach und das Kloster Hirsau. Hrsg. von Uwe Ziegler. Gengenbach Verlag, Bad Liebenzell 1985, ISBN 3-921841-26-7.
Götz Bechtle: Wildbad von A bis Z – Interessantes, Historisches, Wissenswertes – ein Taschenbuch für Wildbadfreunde. Selbstverlag Götz Bechtle, Bad Wildbad 1996 (Zeichnungen Hans K. Schlegel).
Götz Bechtle: „Bad Wildbad“ – Wildbader Wasser wirken Wunder – seit mehr als sieben Jahrhunderten sprudeln die Thermen. In: Kreisgeschichtsverein Calw e. V., Hans Schabert, Alfred Kiefer (Hrsg.): Die Bäder im Kreis Calw. Bad Wildbad 2010, ISBN 978-3-86595-386-5.
Johannes Wilhelm: Bad Wildbad: Städtebauliches Beispiel einer Bäderstadt. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 25. Jg. 1996, Heft 1, S. 30–38.
Kreisgeschichtsverein Calw (Hrsg.): Das Wildbad im Schwarzwald. Seit mehr als 650 Jahren baden und heilen. Geigerdruck, Horb am Neckar 2017, ISBN 978-3-86595-529-6.
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 512–514.
↑Fritz Barth: Hoffnung Krieg Not. Eigenverlag Fritz Barth, Bad Wildbad 2010, S.183.
↑Gregor Swierczyna: Von Herren, Vögten, Grafen und Herzögen: Entwicklung der Herrschafts- und Besitzverhältnisse im Landkreis Calw bis zur territorialen Zugehörigkeit zum Königreich Württemberg. In: Landkreis Calw (Hrsg.): Der Landkreis Calw. Ein Jahrbuch. Band 25, 2007, ISBN 978-3-00-022880-3, S. 189.
↑Röhrle, Sebastian., Viehweg, Jeremias., Gote, Fabian., Grimm, Pascal., Schmidt, Kevin.: „Wir waren froh, als es vorbei war“: die Ausgrenzung und Verfolgung von Juden im Kreis Calw zwischen 1933-1945. Hrsg.: Christiane-Herzog-Realschule Nagold. 1. Auflage. Geigerdruck GmbH, Horb 2017, ISBN 978-3-86595-649-1.
↑Meldekarte der Gemeinde Enzklösterle vom 17. Oktober 1942 laut schriftlicher Auskunft des Bürgermeisteramtes Enzklösterle vom 11. November 2019
↑Gedenkbucheintrag für Radowitz, Aurel im Gedenkbuch des Bundesarchivs der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer der Verfolgung der Juden. Online unter www.bundesarchiv.de/gedenkbuch