BC Ferries (vollständig British Columbia Ferry Services Inc.) ist der Hauptbetreiber der Fährverbindungen an der Westküste von British Columbia. Seit der Gründung im Jahre 1960 entwickelte sich das Unternehmen zur größten Passagierfährenlinie in Nordamerika und der zweitgrößten der Welt. Mit den Fähren werden die insgesamt 47 Terminals der zahllosen Inseln und Orte entlang der Küste angelaufen. Dabei transportierte BC Ferries im Geschäftsjahr 2014/15 fast 20 Millionen Passagiere und fast 8 Millionen Fahrzeuge.[1] Im Vergleich zu den Vorjahren blieben diese Zahlen weitgehend konstant.
In den späten 1950ern führte ein Streik der Belegschaft der Transportunternehmen Black Ball Line und Canadian Pacific Railway dazu, dass die Regierung von British Columbia unter W. A. C. Bennett den Fährdienst verstaatlichte. Zur Durchführung wurde die BC Ferries Crown corporation gegründet.[2]
Die erste Route von B.C. Ferries wurde im Jahr 1960 zugelassen und führte von dem am Festland gelegenen Tsawwassen nach Swartz Bay, unweit von Sidney. Über die Jahre kamen weitere Verbindungen hinzu, die meistens von der Black Ball Line übernommen wurden. Durch die starke Nachfrage in den frühen 60ern war BC Ferries dazu gezwungen, neue Fähren zu bauen bzw. vorhandene Schiffe umzubauen. Durch die Übernahme eines Teils der Flotte des Verkehrsministeriums stieg die Anzahl der Vehikel stark an.
2003 verkündete die Regierung British-Columbias, dass die in der Zwischenzeit schwer verschuldete BC Ferries in eine private Gesellschaft umgewandelt werden sollte.[3] Die sog. BC Ferry Authority wacht über die Operationen des neu organisierten Unternehmens, das aber aufgrund der Besetzung der Vorstandsposten durch Politiker noch immer einer starken politischen Einflussnahme unterliegt.
Wirtschaftliche Situation
Im Geschäftsjahr 2011–12, welches am 31. März endet, wurde ein Verlust von 16,5 Millionen CAD eingefahren.[4] Im folgenden Geschäftsjahr 2012–13 stand dann jedoch schon wieder ein Gewinn von 15,5 Millionen CAD in den Büchern. Im Geschäftsjahr 2013–14 konnte, bei einem Umsatz von rund 800 Millionen CAD, ein Gewinn von 18 Millionen CAD erzielt werden.[5] Damit konnte der Gewinn aus dem Geschäftsjahr 2012–13 nochmals um 2,5 Millionen CAD gesteigert werden. Auch im Geschäftsjahr 2014–15 konnten sowohl Umsatz (841,1 Millionen CAD), wie auch der Bilanzgewinn (49,1 Millionen CAD) gesteigert werden.[1]
Routen
BC Ferries unterhält aktuell die nachfolgend aufgeführten 26 Routen, davon sind die drei wichtigsten:
Route 28 - Discovery Coast: Port Hardy (via Bear Cove Ferry Terminal) nach Bella Coola
Route 30 - Mid-Island Express: Nanaimo (via Duke Point) nach Tsawwassen
Routen - Karten
Die Zahlen in den blauen Kreisen entsprechen den Nummern der BCFerries-Route.
Zone 1 - Southern Gulf Islands
Zone 2 - Central Georgia Strait
Zone 3 - Northern Georgia Strait
Zone 4 - Queen Charlotte Sound
Zone 5 - North Coast
Schiffe
BC Ferries betreibt zurzeit eine der größten Fährschiffsflotten der Welt. Es werden 38 Fähren (Stand: Januar 2023)[7] betrieben, mit einer Gesamttransportkapazität von etwa 27.000 Personen. Die Bandbreite reicht von kleinen Fährschiffen mit einer Kapazität von 16 Fahrzeugen bis zu Hochseefähren, die 470 Fahrzeuge transportieren können. Alle Fähren sind RoRo-Schiffe.
Am 3. Juli 2014 gab BC Ferries bekannt, mit der polnischen Werft Remontowa S.A. in Gdańsk einen Vertrag über 165 Mio C $ für die Lieferung von drei neuen Fähren geschlossen zu haben.[8] Diese die Salish-Klasse bildenden Fähren sind rund 107 Meter lang und bieten Platz für etwa 140 Fahrzeuge sowie knapp 600 Passagiere. Betrieben werden sie mit Flüssigerdgas, die Motoren können jedoch auch mit Schiffsdiesel betrieben werden. Zwei der Fähren ersetzten die rund 50 Jahre alten Fähren der Burnaby-Klasse (Queen of Nanaimo und Queen of Burnaby), während die dritte Fähre als Ersatz und zur Abfederung von Betriebsspitzen eingesetzt wird. Die Namen der Schiffe lauten Salish Orca, Salish Eagle und Salish Raven. Die Schiffe wurden 2017 in den Fährbetrieb übernommen.[9][10][11] Nach der Lieferung der Schiffe der Coastal-Klasse im Jahr 2007/2008 war dies die nächste Lieferung von größeren Schiffen. Zuvor wurde im Jahr 2015 noch eine neue Seilfähre in Betrieb genommen, die Baynes Sound Connector. Diese rund 78 Meter lange Fähre wird auf der Verbindung zwischen Buckley Bay und Denman Island eingesetzt[12] und kann rund 200 Passagiere sowie 45 Fahrzeuge befördern.[13]
Im Jahr 2017 erwarb BC Ferries die 2000 erbaute Aqua Spirit aus Griechenland. Das 75 m lange Schiff verkehrt unter dem Namen Northern Sea Wolf auf den Strecken zwischen Bella Bella und Bella Coola sowie Port Hardy und Bella Coola. Es bietet Platz für 35 Fahrzeuge und etwa 150 Personen.[14][15]
Aktuelle Neubauten sind die Schiffe der Island-Klasse. Die ersten zwei Schiffe mit Hybrid-Antrieb sowie Platz für 47 Fahrzeuge und etwa 450 Personen haben 2020 den Betrieb aufgenommen, bevor 2022/2023 die Betriebsaufnahme durch weitere vier Schiffe erfolgte.[16] Die beiden ersten Schiffe dieser Klasse lösen die North Island Princess und die Quadra Queen II ab. Während die fast 60-jährige North Island Princess die Flotte verlassen wird, soll die Quadra Queen II weiter als Reserve vorgehalten werden.[17] Außerdem kam 2022 ein viertes Schiff der Salish-Klasse hinzu. Die neuen Schiffe ersetzen vorrangig die Fähren der Bowen-Klasse, welche dann mehr als 55 Jahre alt sind.
Die meisten Fähren werden einer Gruppe zugeordnet, die auf ähnlichem Design beruht. Die folgenden Fähren werden zurzeit betrieben:
Wird durch die Lax Kw'alaams First Nations als Spirit of Lax Kw' Alaams auf der Strecke Prince Rupert – Port Simpson eingesetzt
Ehemalige Schiffe
Bedingt durch die Vorgeschichte der Reederei und dann auch durch die eigene Geschichte existierten noch verschiedene andere Fähren. Teilweise handelte es sich dabei um Klassen mit mehreren Schiffen, häufig jedoch um Einzelbauten.
Burnaby-Klasse (Unterklasse der Victoria-Klasse mit drei Fähren, Queen of Nanaimo, Queen of New Westminster und Queen of Burnaby)
PacifiCat (drei Fähren)
Keiner Klasse zugeordnet war die 2019 außer Dienst gestellte Howe Sound Queen.
Die Schiffe wurden entweder verkauft (wie z. B. die drei PacifiCat-Fähren, die Tenaka und die Nimpkish als ehemals kleinste Fähre der Reederei) oder aus ihnen wurde durch Umbau eine neue Klasse (wie z. B. aus einigen Fähren der Victoria-Klasse, die zur Burnaby-Klasse wurden).
Trivia
Die Schiffe der BC Ferries waren regelmäßig Drehort für Filme. Nachfolgend die Filme, soweit bekannt:
Gary Bannerman, Patricia Bannerman: The Ships of British Columbia - An Illustrated History of the British Columbia Ferry Corporation. Hancock House Publishers, Surrey 1985, ISBN 0-88-839188-9.
↑ abcdAnnual Report 2014-2015. (PDF; 3,64 MB) British Columbia Ferry Service Inc. & B.C. Ferry Authority, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. September 2015; abgerufen am 5. August 2015 (englisch).
↑Annual Report 2011-2012. (PDF; 3,63 MB) British Columbia Ferry Service Inc. & B.C. Ferry Authority, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Oktober 2012; abgerufen am 27. Februar 2013 (englisch).
↑BC Ferries releases year-end results. British Columbia Ferry Service Inc., 20. Juni 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Juli 2014; abgerufen am 17. Juli 2014 (englisch).
↑BC Ferries’ Salish Orca Now In Service. British Columbia Ferry Service Inc., 16. Mai 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Februar 2019; abgerufen am 6. September 2017 (englisch).
↑BC Ferries’ Salish Eagle Now In Service. British Columbia Ferry Service Inc., 21. Juni 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. September 2017; abgerufen am 6. September 2017 (englisch).
↑Salish Raven Enters Service Early. British Columbia Ferry Service Inc., 1. August 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Februar 2019; abgerufen am 6. September 2017 (englisch).