Das Gebäude selbst wurde noch zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches errichtet, als die noch heute erhaltenen, zwischen den Jahren 1903 und 1907 (auf der östlichen Straßenseite) in anspruchsvoller Bauweise errichteten Mietshäuser in „spekulativem Interesse“ entstanden für die seinerzeit lediglich dem Bürgertum möglichen Wohnverhältnisse. Dabei wurden sämtliche Gebäude der Straße mit Vorbauten und Balkonen sowie teilweise rückseitigen Flügeln ausgestattet, bei denen auch die Zweispänner relativ große und komfortable Wohnungen boten. Für die Häusergruppe Jacobsstraße 10, 12, 14 und 16 wurde eine einheitliche Planung durch einen Architekten namens „H. Schmidt“ vermutet, der in den Fassaden dem „geometrischen Jugendstil“ zuneigte.[3]
Das Haus Jacobsstraße 10 wurde als Einspänner mit einem vorspringenden Gebäudeflügel geplant, der den Vorgartenbereich begrenzte und der Straße mit seinen durchgängigen Gärten und teilweise noch heute erhaltenen historischen Einfriedungen den Charakter einer reinen Wohnstraße verlieh.[3]
Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik und die Zeit des Nationalsozialismus gibt eine später neben dem Hauseingang angebrachte Stadttafel mit der Nummer 120 stellvertretend Auskunft: Unter dem Wappen der Stadt Hannover ist eine Kurz-Vita Schumachers folgenden Inhaltes wiedergegeben:[1]
„Büro Dr. Schumacher / 1945/1946 / Dr. Kurt Schumacher (1895–1952): Mitbegründer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold 1924, Mitglied des Reichstages 1930–1933, 10 Jahre KZ-Haft unter dem Nationalsozialismus, Vorsitzender der SPD 1946–1952. / Neugründung der SPD von diesem Haus aus.[1]“
Am 19. April 1945 gründete sich in der Jacobsstraße 10, anfangs noch illegal,[7] unter Kurt Schumacher das „Büro Dr. Schumacher“ als „organisatorischer Ansatzpunkt“ für den Wiederaufbau der SPD.[2] Erst nach dem Potsdamer Abkommen lizenzierten die Vereinigten Staaten und die Britischen Besatzer in den Monaten August und September 1945 die verschiedenen demokratischenParteien, neben der SPD auch andere Parteien wie die anfangs noch ausgesprochen antikapitalistische CDU.[7]
In jüngerer Zeit wurde neben dem Hauseingang der Jacobsstraße 10 zusätzlich zu der hannoverschen Stadttafel auch das Schild Nummer 9 der „Butjer Route“ vom Verein Lebendiges Linden angebracht.[1]
Albrecht Kaden: Einheit oder Freiheit. Die Wiedergründung der SPD 1945/46 (= Internationale Bibliothek, Bd. 121), Nachdruck der 1964 erschienenen 1. Auflage, mit einem Vorwort von Fritz Sänger, Berlin, Bonn: Dietz, 1980, ISBN 3-8012-1121-5
Willy Albrecht (Hrsg.): Kurt Schumacher. Reden – Schriften – Korrespondenzen 1945 – 1952 (= Internationale Bibliothek, Bd. 121), Berlin, Bonn: Dietz, 1985, ISBN 3-8012-1107-X
Matthias Loeding: Zwischen Führungsrolle, Konfrontation und Kooperationswillen. Der Zentralausschuss der SPD und das Büro Schumacher in Hannover im Vorfeld der Wennigsener Konferenz. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 48, 2006 (2008), H. 1, S. 113–140.
↑Klaus Mlynek: Zweiter Weltkrieg. In: Stadtlexikon Hannover, S. 694f.
↑Rüdiger Meise: Limmer / Als sich der Himmel verdunkelte / Neue Ausstellungen des Stadtteilhistorikers Rudolf Lotze: Bombenkrieg und Schützen in Limmer sind Themen in der St.-Nikolai-Kirche.. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 8. Januar 2014; online (Memento vom 26. August 2014 im Internet Archive) zuletzt abgerufen am 23. August 2014