Bäuerliche Landwirtschaft ist eine Tautologie (Landwirtschaft wird per definitionem von Bauern ausgeübt). Es handelt sich um ein Politisches Schlagwort oder Leitbild[1] und beschreibt ein Ideal der Landwirtschaft, die als Kontrast zu einer rein auf ökonomischen Gewinn und Produktivität ausgerichteten industriellen Landwirtschaft beschrieben wird.[2] Bedingt durch die unterschiedlichen Interessengruppen, die den Begriff „bäuerlich“ verwenden, ist eine klare Definition und Abgrenzung von industrieller und bäuerlicher Landwirtschaft schwierig. Ein analoges Schlagwort ist Bäuerlicher Familienbetrieb.[3] Vielfach wird das politische Schlagwort der Agrarfabrik als Gegenmodell beschrieben. Einer solchen „Bäuerlichen Landwirtschaft“ werden eine Reihe von positiven Eigenschaften, darunter vor allem Umweltverträglichkeit, zugeschrieben. Es kann aber nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass „Bäuerliche Landwirtschaft“ diese Ziele besser erreicht, als andere Organisationsformen der Landwirtschaft.[4]
Kritiker dieser Sichtweise betonen dagegen, dass nicht automatisch davon ausgegangen werden könne, dass „bäuerliche Landwirtschaft“ ökologisch oder sozial nachhaltiger sei, als andere Organisationsformen der Landwirtschaft.[10]
Bedeutung der bäuerlichen Landwirtschaft für Entwicklungs- und Schwellenländer
Bäuerliche Landwirtschaft in agrarpolitischen Debatten
In der 1980 gegründeten Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e. V. (AbL) sind mehrheitlich kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe organisiert. Die AbL versteht sich selbst als Opposition zum Deutschen Bauernverband, dem sie eine zu einseitige Interessenvertretung landwirtschaftlicher Großbetriebe und der Agrarindustrie vorwirft. Entgegen dieser Kritik beruft sich der Deutsche Bauernverband selbst auf das Leitbild der bäuerlichen Landwirtschaft, die gekennzeichnet sei durch aktive Landwirte und bäuerliche Familienunternehmer, die generationsübergreifend und nachhaltig denken und handeln.[13] Die bäuerliche Landwirtschaft müsse Vorrang haben vor Investoren, die lediglich den Erwerb land- und forstwirtschaftlicher Flächen als eine sichere Anlagemöglichkeit betrachten.[14]
Parteien unterschiedlicher programmatischer Ausrichtung verwenden den Begriff, häufig in der Form der „nachhaltigen bäuerlichen Landwirtschaft“. So findet er sich in den Wahlprogrammen zur Bundestagswahl 2013 von CDU/CSU,[15]SPD[16] und Bündnis 90/Die Grünen.[17] Dabei zielt der Begriff teilweise eher auf wirtschaftliche und soziale, teilweise eher auf ökologische Aspekte ab. Eine besondere Bedeutung hat er im Konzept der Agrarwende der Grünen. In den Wahlprogrammen der FDP und der Linken zur Bundestagswahl 2013 taucht der Begriff dagegen nicht auf.
↑Konrad Hagedorn: Das Institutionenproblem in der agrarökonomischen Politikforschung, Band 72 von Schriften zur angewandten Wirtschaftsforschung, ISSN0582-0286, 1996, ISBN 9783161464553, S. 322, online
↑ abReinhard Jung: Der Bauernbund - kein bequemer Partner für die Bündnisgrünen. in: Umbrüche auf märkischem Sand - Brandenburgs Landwirtschaft im Wandel der Zeit - Entwicklungen, Risiken, Perspektiven, oekom verlag, S. 125–126
↑Konrad Hagedorn: Das Institutionenproblem in der agrarökonomischen Politikforschung, Band 72 von Schriften zur angewandten Wirtschaftsforschung, ISSN0582-0286, 1996, ISBN 9783161464553, S. 322, online