Blick in Richtung Süden: vorn eine Gewerbezone am Flughafen, entlang der Seine das langgezogene Siedlungsgebiet von Mons-Athis, im Hintergrund links die Satellitenstädte Vigneux-sur-Seine und Draveil
Die Stadt Athis-Mons liegt 15 Kilometer südlich des Pariser Stadtzentrums und ist damit Teil des sehr dicht besiedelten Pariser Umlandes.
In Athis-Mons mündet die Orge linksseitig in die Seine. Topografisch lässt sich das Gemeindegebiet in drei Abschnitte einteilen: das Tal der Seine (le Val de Seine, 32 bis 35 m über dem Meer), die Hänge (le Coteau, 35 bis 80 m über dem Meer) und das Plateau (80 bis 92 m Meereshöhe), das zwei Drittel der 8,56 km² umfassenden Gemeindefläche einnimmt. Im Norden hat die Gemeinde einen Anteil am Flughafen Paris-Orly mit Versorgungseinrichtungen wie einem Tanklager, einem Kontrollzentrum und Wartungshallen.
Das Stadtgebiet von Mons-Athis ist in fünf Bezirke (quartiers) gegliedert:
Der Name Athis-Mons entstand bei der Fusion von Athis und Mons-sur-Orge am 6. August 1817. Athis wird vom gallischen Wort attegia (= Hütte) hergeleitet, Mons kommt vom lateinischen Begriff Mont (= Berg, Hügel).
Zur Zeit der Normanneneinfälle in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts taucht erstmals das lateinische Attégia auf und bezog sich auf die aus Zweigen gebauten Hütten an den Hängen der Seine. Im zehnten Jahrhundert wurde das Dorf Mons-sur-Orge erstmals in einer Urkunde erwähnt, in der dem Kloster Saint-Magloire in Paris von König Hugo Capet und seinem Sohn Robert II. der Besitz von Ländereien um Mons bestätigt wurde. In dieser Urkunde ist auch von einem „produktiver Weinberg“ die Rede.
1140 gründete die königliche Pariser Abtei Saint-Victor in Athis die Kirche Saint-Denis, deren erhaltener Turm heute noch ein Wahrzeichen der Stadt ist.
Das Dorf blieb lange Zeit ländlich geprägt. Auf dem Plateau betrieb man Landwirtschaft, die Seine- und Orgehänge waren mit Reben bepflanzt. Es gab Bauernhöfe, Scheunen, ein Lavoir und einige Brunnen im Ort. Die Ruhe trotz der unmittelbaren Nähe zur Großstadt Paris zog Adlige, Offiziere, Künstler und Wissenschaftler an.
1841 wurde mit dem Bau der Bahnlinien von Paris über Orléans nach Süden und von Paris über Lyon nach Marseille begonnen, die im Seinetal ihren Ausgang nahmen. Die Anlage des Güterbahnhofes, der sich nach Süden bis Juvisy-sur-Orge erstreckt, dauerte aber noch bis 1864, der Personenbahnhof wurde erst 1884 fertiggestellt. Durch den Bahnanschluss siedelten sich Bewohner aus Paris in einem 1891 dafür errichteten Viertel (le cottage) an.
In der Zeit der Industrialisierung und durch die Landflucht stiegen die Einwohnerzahlen in den Pariser Vororten rapide an. So wuchs die Bevölkerung von Athis-Mons von 1600 im Jahr 1898 auf über 10.000 im Jahr 1939. Die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen verschwanden allmählich zugunsten neuer Arbeiterviertel auf dem Plateau, an den Seinehängen entstanden Sommerfrischen betuchter Pariser.[1]
Die Entwicklung der Ausdehnung wurde durch die Weltwirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Bei einem Luftangriff der Alliierten am 18. April 1944 auf die Bahnhofsanlagen von Athis-Mons und Juvisy-sur-Orge kamen in beiden Städten 355 Zivilisten ums Leben. Ganze Stadtviertel waren unbewohnbar, in Mons-Athis allein 800 Gebäude.[2]
Der Wiederaufbau der zerstörten Viertel fand hauptsächlich zwischen 1958 und 1962 statt. Es entstanden damals 1.450 Wohnungen in standardisierter Bauweise, in die hauptsächlich Beamte und Algerien-Heimkehrer einzogen.
Seit 2010 laufen Planungen, das gesamte Stadtviertel Noyer Renard in Zusammenarbeit mit der Agence nationale pour la rénovation urbaine (ANRU), der Nationalen Agentur für Stadterneuerung, umzugestalten.[3]
Bevölkerungsentwicklung
In den 1970er Jahren wurde eine Einwohnerzahl von 30.000 erreicht, die seitdem relativ konstant blieb. Ein Ausbau der Stadt in die Breite ist nicht mehr möglich, die bebaute Fläche reicht längst bis an die Grenzen der Stadt und geht dort nahtlos in die Siedlungsfläche der Nachbarorte über. Im Norden sind der Bebauung durch das Flughafenareal Grenzen gesetzt, innerstädtisch stehen kaum mehr Bauflächen zur Verfügung. Lediglich zwei Grünstreifen von je einem Kilometer Länge und etwa 200 m Breite blieben an den Steilhängen der Orge bestehen.
Im Nordwesten der Stadt an der Grenze zum Flughafengelände ist eine Concorde ausgestellt, die mittwochs und samstags auch von innen besichtigt werden kann. Sie gehört zum Komplex eines Museums, das verschiedene Exponate zum Thema Deltaflügel ausstellt.
Schloss Athis (Château d’Athis) aus dem 17. Jahrhundert, heute Teil des Schulkomplexes Groupe scolaire Saint-Charles d’Athis-Mons, Monument historique[6]
Trotz vieler Pendler, die in Paris arbeiten, ist Athis-Mons ist keine reine Schlafstadt. Größter Arbeitgeber ist der unmittelbar nördlich der Stadt gelegene Flughafen Paris-Orly. Daneben bieten zahlreiche mittelständische Industrie- und Dienstleistungsunternehmen im Stadtgebiet Arbeitsmöglichkeiten. Die Stadt verfügt über zwei ausgewiesene Gewerbegebiete: les Guyards im Norden und Édouard Vaillant im Südosten nahe dem Bahnhof.
Für den Individualverkehr ist die D5 / D117 die wichtigste Verbindung von und nach Athis-Mons. Die Straße verbindet in einem Bogen um den Flughafen Orly die Périphérique de l’Ile-de-France (A86) mit der nach Süden führenden Autobahn Paris-Lyon (A6).
Bildung
Athis-Mons ist Standort dreier Gymnasien, mehrerer staatlicher und privater Grundschulen sowie zahlreicher Kindergärten.
Sport
Die Stadt Athis-Mons verfügt über zahlreiche Sportstätten. Dazu gehören das Centre Aquatique mit drei Schwimmbecken, Tennisplätze, eine Leichtathletikbahn, eine Kegelbahn, zwei Fußballplätze, ein Basketballfeld, ein Schießstand für Bogenschützen und zwei Rugbyplätze. Zu den größeren Bauprojekten der Stadt zählt der Neubau eines Rugbystadions.[7]