Ashis Nandy (Bengali: আশিস নন্দী; geb. 1937) ist ein indischer Psychologe, Sozialtheoretiker, Gesellschaftskritiker und Menschenrechtler. Der als klinischer Psychologe und Psychoanalytiker ausgebildete Nandy hat zahlreiche, auch in westlichen Ländern rezipierte kritische Analysen zum europäischen Kolonialismus und westlichen Verständnissen von Entwicklung, Moderne und Säkularismus vorgelegt. In Indien selbst ist er als vehementer Gegner jeglicher Formen des Fundamentalismus, insbesondere des hindu-fundamentalistischen Konzepts der „Hindutva“ hervorgetreten. Seine damit einhergehenden Analysen zum Zusammenhang von Staat, Politik und Gewalt haben weit über Indien hinaus Relevanz. Darüber hinaus hat Nandy im Rahmen seiner Cultural Studies ein originelles historisches Profil zum Beispiel des indischen kommerziellen Kinos und des Cricketspiels gezeichnet.
Nandy wurde 1937 in eine bengalische christliche Familie in Bhagalpur, im Bundesstaat Bihar, geboren. Er ist der älteste von drei Söhnen von Satish Chandra Nandy und Prafulla Nalini Nandy. Seine Brüder sind Pritish Nandy und Manish Nandy. Später zog die Familie nach Kalkutta, wo Nandys Mutter Lehrerin an der La Martiniere School war und später die erste indische Vizepräsidentin der Schule wurde. Als er 10 Jahre alt war, wurde das damalige Britisch-Indien in die beiden souveränen Länder Indien und Pakistan geteilt. Nandy erlebte die Zeit der Konflikte und Gräueltaten, die im Zuge der Teilung folgten und mit denen er sich auch in seinem späteren wissenschaftlichen Werk intensiv auseinandersetzte.
Ausbildung und akademischer Werdegang
Ashis Nandy begann ein Medizinstudium, legte es aber nieder und studierte Sozialwissenschaften am Hislop College in Nagpur. Später absolvierte er einen Master-Abschluss in Soziologie. Sein akademisches Interesse galt jedoch zunehmend der klinischen Psychologie und er promovierte in Psychologie an der Gujarat University in Ahmedabad. Nandy trat als junges Mitglied dem Centre for the Study of Developing Societies (CSDS) in Delhi bei. Dort entwickelte er seine eigene Integration von klinischer Psychologie und Soziologie. Inzwischen wurde er von einer Reihe von Universitäten und Forschungseinrichtungen im Ausland eingeladen, als Referent und als Fellow. Von 1992 bis 1997 war er Direktor des CSDS. Er ist seit langem auch Mitglied des Editorial Boards von Public Culture, einer von Duke University Press veröffentlichten Zeitschrift.