Aphthitalit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und entwickelt dünn- bis dicktafelige, bis zu sieben Zentimeter große Kristalle mit trigonalem oder durch mehrfache Verzwillingung pseudo-orthorhombischem Habitus. Er findet sich aber auch in Form blättriger Mineral-Aggregate oder krustiger Überzüge.
In reiner Form ist Aphthitalit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiß sein und durch Fremdbeimengungen eine graue, bläuliche, grünliche oder rötliche Farbe annehmen. Seine Strichfarbe ist aber immer weiß.
Das Wort „Aphthitalit“ setzt sich aus altgriechischἄ(ν)-á(n)-, deutsch ‚un-, ent-, -los‘, φθιτόςphthitós, deutsch ‚sterblich, vergänglich‘, ἅλςháls, deutsch ‚Salz‘, und λίθοςlíthos, deutsch ‚Stein‘, zusammen. Erstmals gefunden wurde Aphthitalit am Vesuv in Italien und beschrieben 1832 durch François Sulpice Beudant, der das Mineral in Bezug auf seine Beständigkeit bzw. Stabilität auch an der Luft nach den griechischen Worten unvergänglich und Salz benannte.
Unabhängig von Beudant beschrieb auch Friedrich Hausmann 1847 das gleiche Mineral und gab ihm zu Ehren des französischen Chemikers und Pharmakologen Christophe Glaser den Namen Glaserit. Dieser Name wurde 2006 nach Prüfung durch die CNMNC (Commission on new Minerals, Nomenclature and Classification, siehe International Mineralogical Association) aberkannt,[7] da das Recht auf Namensvergabe beim Erstbeschreiber Beudant lag.
Da der Aphthitalit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Aphthitalit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[3] Die ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Aphthitalit lautet „Att“.[1]
Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial des Minerals ist nicht dokumentiert.[8]
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VI/A.08-010. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Wasserfreie Sulfate [SO4]2−, ohne fremde Anionen“, wo Aphthitalit zusammen mit Anhydrit, Bubnovait, Glauberit, Ivsit, Kalistrontit, Möhnit und Palmierit die unbenannte Gruppe VI/A.08 bildet.[2]
Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Aphthitalit in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) ohne zusätzliche Anionen, ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.AC.35 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Aphthitalit die System- und Mineralnummer 28.02.02.01. Dies entspricht der Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort der Abteilung „Sulfate“, wo das Mineral als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 28.02.02 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Säuren und Sulfate (A+)2XO4“ zu finden ist.
Als seltene Mineralbildung konnte Aphthitalit nur an wenigen Orten bzw. in geringer Stückzahl nachgewiesen werden. Weltweit sind bisher knapp 100 Vorkommen für Aphthitalit dokumentiert (Stand 2023).[10] Außer an seiner Typlokalität am Vesuv trat das Mineral in Italien noch im „Atrio del Cavallo“ (westlicher Teil des „Valle del Gigante“) im Somma-Vesuv-Komplex, im Geothermalfeld „Cesano“ in Rom sowie in den bei Racalmuto, Realmonte und am Ätna in Sizilien zutage.
In Deutschland wurde Aphthitalit in verschiedenen Kali-Bergwerken gefunden wie unter anderem Neuhof-Ellers bei Neuhof, Wintershall bei Heringen und Hattorf bei Philippsthal in Hessen, „Niedersachsen“ bei Wathlingen und Riedel bei Hänigsen in Niedersachsen sowie „Douglashall“ bei Westeregeln und „Berlepsch-Maybach“ bei Staßfurt in Sachsen-Anhalt. Des Weiteren trat das Mineral in unbenannten Gesteinen bei Wilgartswiesen in Rheinland-Pfalz und im Bergwerk Merkers in der Krayenberggemeinde in Thüringen auf.[11]
In Österreich kennt man Aphthitalit bisher nur aus einem Salzbergwerk im Halltal in Tirol.
Weitere bekannte Fundorte liegen unter anderem in Australien, Bolivien, Chile, China, El Salvador, Frankreich, Island, Indonesien, Iran, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kenia, im Kongo, Mexiko, Namibia, Nicaragua, Niger, Norwegen, Peru, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Spanien, Südafrika, Tansania, Uganda, Ukraine, den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Vereinigten Königreich (England) und den Vereinigten Staaten von Amerika (Alaska, Arizona, Kalifornien, Hawaii, Nevada, New Mexico).[11]
F. S. Beudant: Aphthalose, tartre vitriolé. In: Traité Élémentaire de Minéralogie. Band2. Verdière, Paris 1832, S.477–478 (französisch, rruff.info [PDF; 87kB; abgerufen am 4. Dezember 2023]).
Aphthitalite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 4. Dezember 2023 (englisch).
↑ abcd
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcdefgh
Aphthitalite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 53kB; abgerufen am 4. Dezember 2023]).
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.367 (englisch).
↑ abcdAphthitalite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 4. Dezember 2023 (englisch).
↑
Ernst A. J. Burke: A mass discreditation of GQN Minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band44, 2006, S.1557–1560 (englisch, cnmnc.units.it [PDF; 119kB; abgerufen am 13. Dezember 2023]).