Die Anschlussbahn zum Kraftwerk Marbach ist eine ehemalige Anschlussbahn im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Die normalspurige Strecke führte zum Kraftwerk Marbach, das auf der Gemarkung der Marbacher Nachbargemeinde Benningen am Neckar liegt.
Geschichte
Die Bahnstrecke wurde in den Jahren 1938/39 errichtet, war circa 3,9 Kilometer lang und zweigte 1,49 Kilometer nördlich des Bahnhofs Marbach (Neckar) mittels Spitzkehre von der schmalspurigen Bottwartalbahn ab. Diese wurde zuvor eigens zu diesem Zweck bis dorthin dreischienig ausgebaut. Im weiteren Verlauf folgte die Anschlussbahn dem rechten Neckarufer flussaufwärts. Als Betreiber fungierte der jeweilige Kraftwerksbesitzer, zuletzt die EnBW Energie Baden-Württemberg.
Eine Besonderheit der Strecke war der bis zum 30. Dezember 1982 mehrmals täglich durchgeführte Dienstpersonenverkehr für Mitarbeiter des Kraftwerks.[3] Ausgangspunkt dieses Verkehrs war der stadtnahe Haltepunkt Neckarsteg bei der heutigen Schiffsanlegestelle.[1] Neben der einstigen Lederfabrik Ernst & Meißner befand sich der Zwischenhaltepunkt Eichgraben mit einem circa fünf Meter langen Kurzbahnsteig für die in den Wohngebieten Eichgraben und Hörnle wohnenden Kraftwerksmitarbeiter.[2]
Um die Jahrtausendwende fuhren die letzten Güterzüge zum Kraftwerk. Seither wird das Heizöl für das Kraftwerk ausschließlich per Schiff angeliefert. Die letzte Fahrt eines Zuges auf der Bahn unternahm am 30. Juni 2002 die Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen (GES) mit einem Sonderzug.[4] Zum Frühjahr 2016 wurde die Strecke zwischen dem Gruppenklärwerk Häldenmühle und dem Kraftwerk zu einem asphaltierten Bahntrassenradweg umgebaut. Hierzu wurde ferner die Brücke über die Landesstraße 1100 durch eine neue, leichtere Konstruktion ersetzt.
Fahrzeuge
Folgende Fahrzeuge waren auf der Kraftwerksbahn im Einsatz:
Für den Personenverkehr stand ein vierachsiger Schnellzugwagen mit offenen Bühnen und der Bezeichnung CCi 4918 zur Verfügung, der über 88 Sitzplätze verfügte.[6] Er wurde 1902 von der Maschinenfabrik Esslingen an die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen geliefert und kam 1950 zur Anschlussbahn. Er wurde in Richtung Kraftwerk als Vorstellwagen geschoben und besaß deshalb ein Dreilicht-Spitzensignal sowie ein nachträglich eingebautes Fenster in der Plattformtür, nach Einstellung des Dienstpersonenverkehrs gelangte er 1983 zum Kuckucksbähnel.
Galerie
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Wolfram Berner: Von der Kraftwerksbahn zum Radweg. Aus der Geschichte der Anschlussbahn des Kraftwerks Marbach am Neckar. Adolf Remppis Verlag, Marbach am Neckar 2016, ISBN 978-3-9803264-7-6, S. 33.
- ↑ a b Wolfram Berner: Von der Kraftwerksbahn zum Radweg. Aus der Geschichte der Anschlussbahn des Kraftwerks Marbach am Neckar. Adolf Remppis Verlag, Marbach am Neckar 2016, ISBN 978-3-9803264-7-6, S. 36.
- ↑ Wolfram Berner: Von der Kraftwerksbahn zum Radweg. Aus der Geschichte der Anschlussbahn des Kraftwerks Marbach am Neckar. Adolf Remppis Verlag, Marbach am Neckar 2016, ISBN 978-3-9803264-7-6, S. 38.
- ↑ Wolfram Berner: Von der Kraftwerksbahn zum Radweg. Aus der Geschichte der Anschlussbahn des Kraftwerks Marbach am Neckar. Adolf Remppis Verlag, Marbach am Neckar 2016, ISBN 978-3-9803264-7-6, S. 39.
- ↑ IG 3-Seenbahn
- ↑ Die Fahrzeuge des Kuckucksbähnels. In: eisenbahnmuseum-neustadt.de. Archiviert vom Original am 6. Juli 2017; abgerufen am 27. Juni 2017.