Am Morgen des 3. Februar 2018 fuhr Traini durch die Innenstadt der mittelitalienischen 42.000-Einwohner-Stadt Macerata und feuerte mit einer Pistole auf dunkelhäutige Menschen.[3] Er verletzte fünf Männer und eine Frau. Einer der Männer erlitt lebensgefährliche Brustverletzungen. Zudem wurden die örtlichen Räumlichkeiten der in Italien regierenden sozialdemokratischenPartito Democratico getroffen.[4][1][5]
Im Zentrum von Macerata nahm die Polizei den 28-jährigen Luca Traini als Tatverdächtigen fest. In seinem Auto fanden die Beamten eine Pistole. Der Festgenommene gestand Berichten zufolge die Tat. Traini war bei den Gemeindewahlen 2017 als Kandidat der Lega Nord angetreten.[4] Der Tatverdächtige hat laut InnenministerMarco Minniti einen „rechtsextremistischen Hintergrund mit klaren Bezügen zum Neofaschismus und zum Neonazismus“.[6] Bei seiner Verhaftung trug Traini auf seiner Stirn eine Tätowierung in Form einer Wolfsangel, welche ein typisches Symbol der 1982 aufgelösten neofaschistischen Organisation Terza Posizione war.[7][2][8] Bei einer Hausdurchsuchung beim Täter wurde Adolf HitlersMein Kampf, eine Mussolini-Biografie und weitere rechtsextreme Literatur gefunden. Dabei wurde auch der Computer des Täters beschlagnahmt.[9]
Reaktionen und Hintergrund
Bei einem Besuch der Stadt erklärte der sozialdemokratische Innenminister Marco Minniti, das Attentat sei rassistisch motiviert gewesen. Die einzige Verbindung zwischen den Opfern sei ihre Hautfarbe.[1] Sein Parteikollege, Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni, warnte vor einer Instrumentalisierung des Attentats im Wahlkampf und rief zu Zusammenhalt auf.[1]
Der Vorsitzende der Lega Nord, Matteo Salvini, sagte, wer schieße, sei ein Krimineller, aber „die moralische Verantwortung für jede Episode von Gewalt, die in Italien passiert, haben diejenigen, die [das Land] mit illegalen Einwanderern gefüllt haben“.[1][3] Der mit der Lega Nord verbündete ehemalige Regierungschef Silvio Berlusconi nannte die Tat die eines geistig gestörten Menschen. Sie habe „keinen klaren politischen Bezug“.[1] Er bezeichnete Migranten unter anderem als „soziale Bombe“.[10]
Wenige Tage vor dem Attentat war in Macerata eine 18-jährige Frau auf grausame Weise getötet worden. Ihre Leichenteile wurden in zwei Koffern gefunden. Hauptverdächtig ist ein nigerianischer Einwanderer, der sich seither in Untersuchungshaft befindet. Bürgermeister Carancini äußerte: „Die Nähe der beiden Ereignisse lässt einen denken, dass es eine Verbindung gibt.“[11] Auch italienische Medien berichteten über die Vermutung, der Angriff sei eine Reaktion auf den Mord gewesen. Es gibt aber offenbar keine direkte Verbindung zwischen dem mutmaßlichen Attentäter und der getöteten Frau.[6]
Einige Tage nach seiner Festnahme erklärte der mutmaßliche Attentäter, er habe die Absicht gehabt, den nigerianischen Mordverdächtigen im Gerichtssaal zu töten. Wegen der großen Zahl von Polizeiaufgebot sei er auf die Idee gekommen, stattdessen zufällig auf jeden farbigen Menschen zu schießen, den er traf. Er verschonte nach eigenen Angaben nur einige „afrikanische Mädchen, die kurz davon waren, die Straße zu überqueren“.[12]
Am 4. März 2018 wurde in Italien ein neues Parlament gewählt. Ausländerfeindlichkeit war ein zentrales Wahlkampfthema, insbesondere der Lega Nord,[4] die unter anderem den Mord an der jungen Frau mit der Zuwanderung aus Afrika in Verbindung gebracht hatte.[2] Das rechte Bündnis aus Berlusconis Forza Italia, der Lega Nord und den Fratelli d’Italia lag in Umfragen mit rund 35 % an der Spitze.[1] Silvio Berlusconi kündigte an, 600.000 bis 630.000 Flüchtlinge ohne Asylgrund wieder in ihre Heimat zurückzubringen, wenn seine Partei die Wahl gewinnen sollte.[14][15]
Der nigerianische Verdächtige wurde später zu lebenslanger Haft und achtzehn Monaten Tagesisolation verurteilt.[16]
Prozesse
Im Mai 2018 begann der Prozess gegen den Täter vor einem Schwurgericht in Macerata.[17] Am 4. Oktober 2018 wurde er in erster Instanz zu 12 Jahren Haft verurteilt.[18] Am 2. Oktober 2019 bestätigte das Berufungsgericht in Ancona die Verurteilung.[19][20]