Andrij Kritenko kam als Sohn des Theaterschauspielers und Regisseurs Jurij Kritenko (Юрій Григорович Крітенко; 1938–1997[1]) und einer Balletttänzerin in Kiew zur Welt.
Nach dem Abitur studierte er von 1981 bis 1987 an der Schauspielabteilung der Staatlichen Hochschule für Bühnenkunst in Kiew. Die ersten zwei Jahre war er in der Klasse von Arkadij Haschinski, einem Schüler von Tarchanow, der der führende Schauspieler bei Konstantin Stanislawski gewesen war. Danach wechselte er zur Regiefakultät in die Werkstatt von Eduard Mitnizkij (einem Schüler von Leonid Warpachowski, der seinerseits Schüler von Wsewolod Meyerhold war), dem Leiter des „Akademischen Theaters des Dramas und der Komödie“ in Kiew. In diesem Theater debütierte Kritenko 1986 als Regisseur mit dem Stück „Zwei Baba Jagas“, das noch heute im Repertoire des Theaters ist. Während des Studiums absolvierte er in Moskau ein einjähriges Praktikum bei Anatolij Efros, dem Hauptregisseur des Theaters „Na Taganke“.Seit 1986 führte Kritenko Regie in verschiedenen Theaterhäusern sowie in der damals dank der Perestroika florierenden freien Theaterszene. 1988 bis 1989 leistete er Wehrdienst in der dramaturgischen Abteilung des „Zentraltheaters der Sowjetischen Armee“ in Moskau als Dramaturg unter der Führung des bekannten russischen Regisseurs und Professor des GITIS-Instituts in Moskau, Leonid Kheifets. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion arbeitete Kritenko als Regisseur mit freien Theatergruppen in Manchester und London (1992). Von 1992 bis 1994 war er zudem als Dozent für Schauspieltheorie und -praxis an der Staatlichen Hochschule für Bühnenkunst in Kiew tätig.
Vom 1. Juni 1994 bis 31. Dezember 1995 war er Stipendiat der Stuttgarter Akademie Schloss Solitude.[2] Dort lernte er viele deutsche und internationale Künstler und freie Theaterschaffende kennen, mit denen er eine Reihe von Projekten realisierte.
Von 1996 bis 2005 war er als festes Mitglied im Schauspielensemble des Theaterhaus Stuttgart als Regisseur und Schauspieler tätig. Aus ausländerrechtlichen Gründen durfte Kritenko bis 2001 in Deutschland nicht als freier Regisseur arbeiten. 2000 wurde er Mitglied im Deutschen Zentrum des Internationalen Theaterinstituts. Von 2001 bis zu seinem Tod 2019 hatte er einen Lehrauftrag für Rollen- und Grundlagenunterricht an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.[3] Von 2001 bis 2006 war er Schauspielberater an der Staatsoper Stuttgart. Kritenko führte Regie an zahlreichen Theaterprojekten in Deutschland und im Ausland. Zudem war er regelmäßig als Schauspieler tätig (u. a. beim O-Team[4]) und leitete in vielen Ländern Schauspielseminare und Kurse für Profis und Laien. Kritenko verstarb am 29. Juli 2019 in Stuttgart. Am 5. August 2019 fand auf dem Pragfriedhof in Stuttgart die Trauerfeier statt[5]. Kritenko wurde in der Ukraine bestattet.
Inszenierungen (Auswahl)
1986: Zwei Hexen von R. Sef und T. Karelina (Uraufführung), Akademisches Staatstheater für Drama und Komödie Kiew
1997: Brundibár eine Oper von Hans Krása, Koproduktion des Theaterhauses Stuttgart mit dem Knabenchor Collegium Iuvenum, der Mädchenkantorei St. Eberhard und dem Circus Calibastra
2005: Ich bin mein bester Sohn die treueste Mutter (Uraufführung) Friedrich Schiller und Solitude, Akademie Schloss Solitude in Kooperation mit der Schauspielschule der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
2006: Marinas Fluch nach Demetrius von F. Schiller, Koproduktion der Compagnie Vanessa Valk mit dem FITZ! – Zentrum für Figurentheater Stuttgart[6]
2006: Wo ist besser? von F. Kama (Uraufführung), Internationales Festival “Vidlunnya” Kiew, Ukraine
2006: Die Zarenbraut, Oper von Nikolaj Rimski-Korsakow, Staatliche Opern- und Balletttheater der Republik Komi, Russland
2006: Liebesruh von Jan Neumann (Österreichische Erstaufführung), Schauspielhaus Graz, Österreich[7]
2006: FernwehDromomania von Nicoleta Esinencu (Uraufführung), Düsseldorfer Schauspielhaus, Koproduktion mit der Schauspielschule der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart[8]
1989: Preis für die beste Inszenierung eines modernen Dramas vom Ministerium für Kultur der Ukraine[2]
1990: Auszeichnung für eine der 10 besten Inszenierungen, Internationales Festival „Beresil“, UdSSR
1994: Goldener „Kiewer Pektorale“-Preis für die beste Theaterinszenierung für Kinder, Ukraine[2]
2005: The Best Performance of Festival, Internationales Festival Vidlunnya, Kiew, Ukraine: Diploma of the Board of International Association of One Man Show Festivals (ITI-UNESCO), Rotary Club-Prize
2005: Grand Prix, Publikumspreis und Preis des Bürgermeisters der Stadt Breslau, WROSTJA Internationales Theaterfestival, Breslau, Polen
2006: Preis der Direktoren des internationalen Monodrama Festivals und Publikumspreis Für die originellste Inszenierung, Atspindys International Festival of Monoperformances, Litauen
↑Südwest Presse Online-Dienste GmbH: Stachelschweinbraten und Barbiepuppen. 30. Januar 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. März 2020; abgerufen am 29. März 2020.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swp.de
↑Südwest Presse Online-Dienste GmbH: "Ich sterbe im Stehen!" 14. Februar 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. März 2020; abgerufen am 29. März 2020.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swp.de
↑Südwest Presse Online-Dienste GmbH: Krieg ist Schwachsinn. 26. März 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. März 2020; abgerufen am 29. März 2020.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swp.de