Bis 1806 existierte im Gebiet um Schildesche die Vogtei Schildesche im Amt Sparrenberg der Grafschaft Ravensberg, die seit dem 17. Jahrhundert zu Preußen gehörte. Als große und bedeutende Vogtei besaß die Vogtei Schildesche einen Amtmann an ihrer Spitze und wurde daher in zeitgenössischen Darstellungen auch als Amtsvogtei oder Amtsdistrikt bezeichnet.[1]
1811 kam es zu umfangreichen Änderungen der Verwaltungsgliederung im Raum Bielefeld, da das Gebiet nördlich des Johannisbachs vom Königreich Westphalen nach Frankreich umgegliedert wurde. Im nun verkleinerten Distrikt Bielefeld wurde wieder ein Kanton Schildesche, nun aber mit vollkommen neuen Grenzen, gebildet. Zum Kanton gehörten nunmehr alle südlich des Johannisbachs gelegenen Teile von Dorf, Stift und Bauerschaft Schildesche sowie Milse, Gellershagen, Babenhausen, Großdornberg, Kirchdornberg, Niederdornberg, Isingdorf und das Gut Uerentrup.[3]
Nach dem Ende der Franzosenzeit fiel das Ravensberger Land 1813 wieder an Preußen. Im Rahmen einer großen Verwaltungsreform wurde Preußen in neu eingerichtete Provinzen, Regierungsbezirke und Kreise gegliedert. 1816 wurde im Regierungsbezirk Minden der Provinz Westfalen der Kreis Bielefeld gebildet. Von den Orten der alten Vogtei Schildesche kamen Diebrock, Laar, Stedefreund und Eickum nun zum ebenfalls neu gebildeten Kreis Herford. Im Raum Schildesche bestand als Nachfolger der Vogtei bzw. des Kantons ein Verwaltungsbezirk fort, der nun als Verwaltungsbezirk Schildesche oder auch als Gemeinde Schildesche bezeichnet wurde.[4][5][6] Mit der Einführung der Westfälischen Landgemeindeordnung wurde schließlich aus dem Verwaltungsbezirk Schildesche im Dezember 1843 das Amt Schildesche.[7] Zum 23. Juli 1845 wurden auch die einzelnen Dörfer und Bauerschaften durchgängig als eigenständige Gemeinden konstituiert. Das Amt Schildesche bestand seitdem aus den folgenden sieben Gemeinden:[8]
1893 wurde Milse in das benachbarte Amt Heepen umgegliedert.[9] Bis 1922 wurde das benachbarte Amt Jöllenbeck vom Amtmann des Amtes Schildesche mitverwaltet.[10] 1930 kam es zu einer umfangreichen kommunalen Neuordnung:[11]
Das Dorf Schildesche wurde bis auf einige Parzellen, die an Vilsendorf fielen, nach Bielefeld eingemeindet.
Von der Bauerschaft Schildesche wurde das Sudbrackgebiet nach Bielefeld eingemeindet. Der Rest der Bauerschaft fiel an Vilsendorf und Brake.
Gellershagen wurde bis auf einen Gebietsteil, der an Babenhausen fiel, nach Bielefeld eingemeindet.
Theesen und Vilsendorf wurden ins Amt Jöllenbeck umgegliedert.
Das Amt Schildesche wurde aufgelöst. Sein Rechtsnachfolger wurde die vergrößerte Stadt Bielefeld.
Heute bildet das Kerngebiet des ehemaligen Amtes Schildesche zusammen mit Gellershagen in Bielefeld den Stadtbezirk Schildesche. Theesen und Vilsendorf gehören zum Stadtbezirk Jöllenbeck, während Brake und Milse zum Stadtbezirk Heepen gehören.
Das Amt Schildesche war bis auf Milse, das zum Kirchspiel Heepen gehörte, weitgehend deckungsgleich mit dem Kirchspiel Schildesche.[14] Die Schildescher Stiftskirche war die Pfarrkirche des Kirchspiels.
Weblinks
Meßtischblatt Bielefeld 1:25000. In: GeoGREIF - Historische Kartenwerke. Reichsamt für Landesaufnahme, 1926, abgerufen am 24. April 2010.
Einzelnachweise
↑Peter Florenz Weddigen: Topographie der Amtsdistrikte Schildesche und Werther. In: Westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik. 1788, S.236f. (Digitalisat online [abgerufen am 22. April 2010]).
↑Eintheilung derjenigen Cantons des Districtes Bielefeld, im Weser-Departement, enthält, in welchen zwei Municipalitäten seyn sollen. 18. Mai 1808, S.140f. (Digitalisat online [abgerufen am 23. April 2010]).
↑Territorial-Eintheilung des Districts Bielefeld. In: Gesetz-Bülletin des Königreichs Westphalen Band 2. 20. November 1812, S.423ff. (Digitalisat online [abgerufen am 13. April 2010]).
↑Alfred Bruns (Hrsg.): Westfalenlexikon 1832-1835. (Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege). Westfälisches Landesamt für Archivpflege, Münster 1978.