Ami Lullin entstammte einer der ältesten Genfer Familien[1] und war der Sohn des Kaufmanns und Bankiers Jean-Antoine Lullin (* 3. April 1666 in Genf; † 9. Oktober 1709 in Lyon)[2] und dessen Ehefrau Anne-Madeleine (* 1668 in Genf; † 5. August 1729 ebenda), Tochter des Seidenfabrikanten David Camp (1628–1712); er hatte noch vier Geschwister. Sein Großvater war der Politiker Jean Lullin (1619–1676)[3].
Marie Charlotte Lullin (* 1725 in Genf; † 21. Mai 1750 ebenda), verheiratet mit Jean Jaques André Boissier (1717–1766); ihre gemeinsame Tochter Albertine Amélie Boissier (1745–1817) war mit dem NaturforscherHorace Bénédict de Saussure verheiratet;
Jean-Antoine Lullin (* 1726 in Genf; † 8. November 1745 ebenda);
Antoine-Louis Lullin (* 1729 in Genf; † 7. April 1747 ebenda).
Von 1737 war er Professor für Kirchengeschichte an der Akademie in Genf und in dieser Zeit von 1753 bis zu seinem Tod deren Rektor[4].
Berufliches und gesellschaftliches Wirken
Dank seines Vermögens und als Liebhaber von Handschriften und seltenen Büchern konnte Ami Lullin 1720 rund 80 wertvolle Manuskripte aus der Sammlung des Bibliophilen und Handschriftensammlers Alexandre Petau (1610–1672)[5] in Paris erwerben, in der sich unter anderem auch ein Reisebericht von Philippe de Mézières befand[6] sowie eine Handschrift mit einem Gedicht von Raoul Bollart († 1545)[7] über den Sieg des Königs von Frankreich Louis XII. gegen die Venezianer[8] befand.
Nachdem er seit 1742 der Direktion der Bibliothek der Akademie angehörte, vermachte er der Bibliothek seine Privatsammlung an Handschriften und Manuskripten, die später den Grundstock der Handschriftenabteilung der Bibliothèque de Genève bildete[9][10].
Trivia
Noch vor seiner Hochzeit liess Ami Lullin 1723 in der Gemeinde Genthod eines der schönsten Genfer Landhäuser des 18. Jahrhunderts mit einem grossen Garten in der Bucht Le Creux-de-Genthod am Genfersee, nach den Plänen des französischen ArchitektenJean-François Blondel, für sich bauen.[11][12]
Ehrungen und Auszeichnungen
In der Bibliothek von Genf wurde die Ausstellungshalle Espace Ami Lullin[13] nach ihm benannt.[14]
Schriften (Auswahl)
Bénédict Pictet; Jaques Fabri; Jacques Barrillot; Ami Lullin: Theses theologicae de praestantia et divinitate religionis christianae: dissertatio sexta. Genevae: typis Fabri et Barrillot, 1716.
↑Princeton Theological Seminary Library: Histoire de l’Université de Genève / ouvrage publié sous les auspices du Sénat universitaire et de la Société académique. Georg, Genève 1900 (archive.org [abgerufen am 7. April 2021]).
↑Thomas Haye: Die dialogische Poesie des Pariser Juristen Raoul Bollart (gest. 1545) ? eine Ekloge zur Schlacht von Agnadello (1509) und ein Streitgedicht über die Mildtätigkeit. In: Eleganz und Performanz. Böhlau Verlag, 2018, ISBN 978-3-412-50136-5, S.429–448, doi:10.7788/9783412501754.429.
↑Hippolyte Aubert: Notices sur les manuscrits Petau conservés à la bibliothèque de Genève (fonds Ami Lullin). In: Bibliothèque de l’École des chartes. Band70, Nr.1, 1909, S.247–302, doi:10.3406/bec.1909.448361 (persee.fr [abgerufen am 7. April 2021]).
↑Les maisons de campagne aux environs de Genève. Band24, Heft 6, 1937, doi:10.5169/seals-87177.