Namensgebend für den Altdorfer Wald waren die welfische Grafschaft Altdorf oder die ehemalige Ortsbezeichnung Altdorf, wie die Stadt Weingarten bis 1865 hieß.
Östlich des Altdorfer Waldes erstreckt sich der Nibelgau, westlich der Linzgau.
Naturräumliche Zuordnung
Der Altdorfer Wald gehört in der naturräumlichen Haupteinheitengruppe Voralpines Hügel- und Moorland (Subalpines Jungmoränenland; Nr. 03) zum Hegäu (Bodensee-Jungmoränenland; 030). In dieser Haupteinheit hat der bewaldete Höhenzug Anteil an folgenden Naturräumen: im Westen Nördliche Schussenbecken-Randterrasse (030.042) und Nordöstliche Schussenbecken-Randterrasse (030.043), die in Nord-Süd-Richtung aufgeführt beide zur Untereinheit Bodenseebecken (030.0) zählen, sowie im Osten Südlicher Altdorfer Wald (030.294), Erbisreuter Moorsenke (030.295), Tobel der Wolfegger Ach (030.293), Kümmerazhofer Wald (030.292), Tobel von Durlesbach (030.291), Röschenwald (030.290) und Becken von Altshausen-Waldsee (030.28), die in Süd-Nord-Richtung gelistet alle zur Untereinheit Nördliches Bodensee-Jungmoränenland (030.2) gehören.[4]
Erhebungen
Die höchsten Erhebungen des Altdorfer Waldes befinden sich in seinem Südteil (Oberer Tannenwald) zwischen Waldburg und Vogt. Seine höchste Stelle (776,9 m) liegt beim Waldburger Weiler Neuwaldburg und sein tiefster Punkt am Nordwestrand mit etwa 450 m im Schussental bei Mochenwangen, so dass er sich maximal rund 327 m über seine Umgebung erhebt.
Diese und weitere Erhebungen im Altdorfer Wald sind mit Zuordnung in die jeweiligen Gemeindegebiete – sortiert nach Höhe in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN):[2]
Galgenberg (776,9 m); 2,1 km nordnordöstlich von Waldburg, direkt östlich von dessen Weiler Neuwaldburg; mit Sendeturm
Hohburg (771,2 m); 3,2 km nordnordöstlich von Waldburg, 1,4 km nordnordöstlich von dessen Weiler Neuwaldburg, am Hohburgweg
namenlose Kuppe der Waldburg (772 m), direkt bei Waldburg
Hohbühl (766,5 m); 1,1 km nordnordöstlich von Waldburg
namenlose Kuppe (764 m); 1,5 km nordnordöstlich von Waldburg; mit Sendeturm
namenlose Kuppe (758,3 m); 2,3 km südwestlich von Vogt-Grund
namenlose Kuppe (745,7 m); 1,6 km westsüdwestlich von Vogt-Grund
namenlose Kuppe (745 m); 1,2 km westlich von Vogt-Grund
Gewässer und Moore
Zu den Fließgewässern im und am Altdorfer Wald gehören neben dem Schussen-Zufluss Wolfegger Ach zahlreiche weitere Quellbäche der Schussen, die wiederum in den Bodensee fließt – und damit in den Rhein.
Der Altdorfer Wald besteht hauptsächlich aus Fichtenfluren, seltenen Buchen und anderen Laubbaumarten. Zwischen den von Gewässern und Mooren durchsetzen Waldflächen befinden sich wenige offene Grünländer.
Schutzgebiete
Im Altdorfer Wald liegen die NaturschutzgebieteSaßweiher (CDDA-Nr. 165325; 1988 ausgewiesen; 38,1 ha groß), Girasmoos (CDDA-Nr. 81734; 1973; 9,6 ha), Tuffsteinbruch Weißenbronnen (CDDA-Nr. 165974; 1990; 6,3 ha), Lochmoos (CDDA-Nr. 164495; 1993; 54,9 ha) und Füremoos (CDDA-Nr. 81705; 1937; 4,77 ha) sowie das LandschaftsschutzgebietTalabschnitt der Wolfegger Ach südlich von Bergatreute (CDDA-Nr. 325003; 1938; 78 ha). Innerhalb des Waldgebiets befindet sich auch das vielteilige Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Altdorfer Wald (FFH-Nr. 8124-341; 13,5046 km²).[5]
Außerdem ist im Nordwestteil des Waldgebiets nordöstlich des im Gemeindegebiet von Wolpertswende liegenden Neuweihers eine etwa 64 ha große Fläche als Bannwald Bayrischer Schlag ausgewiesen.[6]
Geschichte
Der Altdorfer Wald kam um 1191 aus welfischem Besitz an die Staufer. Als diese Mitte des 13. Jahrhunderts ausstarben, kam er als Reichsbesitz an die Landvogtei Oberschwaben. Seither war er rechtlich dreigeteilt:
„gemeiner“ Wald als gemeinschaftliches Eigentum der Landvogtei, dem Haus Waldburg und der Stadt Ravensburg sowie weitere Forste, die denselben und anderen Besitzern einzeln gehörten.
„sonderbare“ Forste im Besitz der Stadt Ravensburg
weitere Forste hauptsächlich im Besitz des Hauses Waldburg und des Klosters Baindt
Die Territorialherrschaft über den ganzen Wald stand der Landvogtei zu, gemeinsam verwaltet wurden gemeiner und sonderbarer Wald durch das Waldgericht in Ravensburg, dem ein von der Stadt gestellter Oberforstmeister vorstand.
Die Rechte der Landvogtei und der Stadt Ravensburg gingen 1805/10 an Württemberg über. Von diesem wurde 1835 das Haus Waldburg mit einem 1570 Morgen großen Wald abgefunden.[7]
Seit dem 25. Februar 2021 ist ein Teil des Altdorfer Walds von Klimagerechtigkeitsaktivisten besetzt. Dieser Teil soll gerodet werden und einer neuen Kiesgrube weichen.[8][9]
Sehenswertes
Zu den Sehenswürdigkeiten des Altdorfer Waldes gehören neben seiner schönen Waldlandschaft das Bauernhaus-Museum Wolfegg, das sich an seinem Ostrand bei Wolfegg befindet, die Waldburg, die über dem südlich gelegenen Ort Waldburg thront, und die Kirche des Klosters Baindt, das am Westrand des Altdorfer Walds in Baindt errichtet wurde. Zudem bieten sich von seinen Bergkuppen und Randgebieten oftmals hervorragende Aussichtsmöglichkeiten auf benachbarte Landschaften und Gebirge wie die Schwäbische Alb und die Alpen.
Rezeption
Über den Altdorfer Wald und die Waldbesetzung bei Grund gibt es zwei Dokumentarfilme.
Der Film "90 Meter" des Regisseurs Claudio Brauchle dokumentiert die ersten Monate der Waldbesetzung und lässt Mitglieder des Vereins Altdorfer Wald e. V. und Kletter-Aktivistinnen zu Wort kommen.
Der Film "Von Menschen, die auf Bäume steigen" der Filmemacher Christian Fussenegger und Bernadette Hauke begleitet sechs Aktivistinnen der Waldbesetzung von Sommer 2021 bis Januar 2023 mit der Kamera und dokumentiert deren Widerstand gegen eine geplante Kiesgrube bei Grund. Viele Filmszenen spielen im Altdorfer Wald, unter anderem auch im Wasserschutzgebiet bei den Weissenbronner Quellen.
Der am Bodensee aufgewachsene, mehrfach ausgezeichnete FilmregisseurDouglas Wolfsperger dreht mit Der Wald gehört uns (Arbeitstitel) seit 2023 einen Kino-Dokumentarfilm, der „ein authentisches Bild der aktuellen Debatte um den Altdorfer Wald zeichnen“ soll – welcher im Zusammenhang mit geplanten Erweiterungen des Kies-Abbaus dort[10] seit 2021 teilweise von Aktivisten besetzt ist.[11][12][13] Der Regisseur „will filmisch erfahrbar machen, wie sich die Welt des Waldes für die verschiedenen Interessengruppen anfühlt, wie der Wald polarisiert, aber auch verbindet, und wie die Menschen hier ihn schätzen, ihn nutzen, aber ihn auch achten und schützen wollen“.[14]
J. D. G. von Memminger: Der Altdorfer Wald. In: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836 (E-Text und Digitalisat bei Wikisource)
Der Altdorfer Wald. In: Allgemeine Forst und Jagdzeitung, 9. Jg., 1840, S. 424 ff. (Digitalisat)
Anton Bühler: Geschichtliche Entwicklung der Wirtschaft im südlichen Oberschwaben, insbesondere im Forstbezirk Baindt. 1903[15]
Anton Huber: Beiträge zur Geschichte des Altdorfer Waldes. Staatliches Forstamt, Ravensburg 1998
Volker Kracht (Hrsg.): Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Tübingen. 2. Auflage. Thorbecke, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7995-5175-5 (u. a. über die Naturschutzgebiete im Altdorfer Wald)
Jochen Jauch: Geschichte und Geschichten aus dem Altdorfer Wald. Von der Försterei Gambach zum Forstrevier Bergatreute. Eppe, Bergatreute 2012, ISBN 978-3-89089-153-8
↑Desiree Fischbach: Bewegungstermine in Berlin: Kein Freund, kein Helfer. In: Die Tageszeitung: taz. 10. Januar 2023, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 10. Januar 2023]).