Er und sein jüngerer Bruder Eugène meldeten sich am 1. August 1914 zum Kriegsdienst, Alphonse als Oberleutnant diente zunächst als Ordonnanzoffizier an der Front in Galizien und wurde zum Rittmeister der Reserve befördert. Er wurde erst mit Waffenstillstand von Villa Guisti aus dem Kriegseinsatz entlassen und noch am 4. November mit der kaiserlich-ottomanischen Kriegsmedaille ausgezeichnet.[4][3]
Von 1911 bis 1938 war er Vorsitzender der Nathaniel Freiherr von Rothschild’schen Stiftung für Nervenkranke. Von Dezember 1927 bis Mai 1928 unternahm Rothschild gemeinsam mit seiner Frau eine aufwendige und rund 10.000 Pfund teure Safari in Afrika. In deren Verlauf schoss er 135 Stück Wild und war auch auf der Farm von Karen Blixen zu Gast. Ein Kameramann der Sascha-Film begleitete die Expedition, die Filmaufnahmen gelten jedoch als verschollen.[3]
Während des Anschlusses Österreichs im März 1938 hielt sich Rothschild mit seiner Frau zu einer Briefmarkenschau in London auf und entging so im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Louis der Gefangennahme durch die Gestapo. Laut Roman Sandgruber wollte Alfons´ Bruder Louis erst seine beiden Nichten, welche sich gerade auf dem Weg in die Schweiz befanden und in Innsbruck gewissermaßen als Geiseln festgehalten wurden, in Sicherheit wissen und verzichtete deshalb auf eine mögliche Flucht aus dem bereits besetzten Österreich.[3][7] Es war dem Ehepaar Rothschild möglich, ihre Töchter unbeschadet in die Schweiz zu holen (wo sie zunächst in Villars-sur-Ollon lebten) und gemeinsam mit ihnen im Jahr 1940 über England nach Amerika zu emigrieren. Der bereits schwer an Krebs erkrankte Sohn Albert besuchte in der Schweiz ein Internat und verstarb im Oktober 1938 in einem Sanatorium in Villars.[3]
Die reichhaltige Kunstsammlung und die umfangreichen Besitzungen in Wien und in Langau bei Gaming wurde von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Das Vermögen Alfons Rothschilds war im März 1938 auf über 21 Millionen Reichsmark geschätzt worden, die Liste der konfiszierten Besitztümer zählte 3.444 Objekte, davon 427 Gemälde.[3]
Im Frühjahr 1939 nahm Alfons Rothschild gemeinsam mit seinem Bruder Eugen in Paris an Verhandlungen mit Vertretern des Deutschen Reiches über die Preisgabe der Besitzungen der Familie Rothschild und des Stahlwerks Wittkowitz teil, welche eine Bedingung für die Freilassung ihres Bruder Louis aus der Gestapo-Haft waren. Die Rothschild-Brüder hatten auf ihre gesamten inländischen (gemeint ist dabei die Ostmark sowie das Protektorat Böhmen und Mähren) Besitzungen zu verzichten. Die genaue Höhe der von den Nationalsozialisten erpressten Summe lässt sich jedoch nicht mehr zweifelsfrei rekonstruieren, sie liegt laut dem Historiker Roman Sandgruber wahrscheinlich viel höher als die damals kolportierten 21 Millionen Reichsmark.[3]
Alfons Rothschild, durch den Verlust von Heimat und Besitz krank und melancholisch geworden, verstarb am 1. September 1942 in Bar Harbor in Maine.[3]
Ehe und Nachkommen
1912 hatte er sich mit Clarice Sebag-Montefiore (1894 – 1967) verehelicht, das Ehepaar hatte drei Kinder:
Albert Anselm Salomon Nimrod von Rothschild (28. November 1922 – 28. Oktober 1938)
Bettina Jemima Looram, geb. Rothschild (31. Oktober 1924 – 30. Dezember 2012 in Langau[8])
Gwendoline Charlotte Frances Joan Hoguet, geb. Rothschild (1927 – 1972).
Seine Frau Clarice erbte nach dem Tod ihres Gatten den Besitz in Niederösterreich, welchen sie nach dem Zweiten Weltkriegrestituiert bekam. Sie verbrachte mit ihrer Tochter Bettina fortan wieder regelmäßig den Sommer in Langau, obwohl sie geschworen hatte, Österreich nach den Gräuel der Nationalsozialisten nie wieder zu betreten.[3] Bettina Looram blieb als „letzte österreichische Rothschild“[9] weiterhin dem Familiensitz treu und lebte ab 1974 mit ihrem Mann wieder gänzlich in Österreich, sie verstarb 2012 in Langau.[10]
2019 veräußerten die Erben die umfangreiche Domäne (zuletzt rund 12.000 Hektar, inklusive des Skigebiets Lackenhof am Ötscher und dem Rothwald) um kolportierte 190 Millionen Euro an die Industriellenfamilie Prinzhorn.[11][12]
Wichtige Teile der Kunstsammlung blieben allerdings nach 1945 im Rahmen von erzwungenen Schenkungen im Besitz der Republik Österreich und wurden erst ab 1999 an die Nachfahren von Alphonse und Clarice von Rothschild restituiert.[1] Bettina Burr, Tochter von Bettina Looram und Vizekuratorin des Museum of fine Arts in Boston, vermachte diese Sammlung dem Museum.[13][3]
Literatur
Thomas Trenkler: Der Fall Rothschild – Chronik einer Enteignung. Molden Verlag, Wien 1999.
Roman Sandgruber: Rothschild, Glanz und Untergang des Wiener Welthauses. Molden Verlag, Wien/Graz/Klagenfurt 2018.