Vogt gehörte neben Hans Goldmann und Franz Fankhauser (1924–2020) zu den prägenden Deutschschweizer Augenärzten des 20. Jahrhunderts. Seine Beobachtungsgabe, sein Gedächtnis, sein Arbeitspensum, aber auch sein aggressives Wesen prägten Vogts Bild. Sein zuletzt dreibändiges Werk Atlas der Spaltlampenmikroskopie des lebenden Auges gilt auch Anfang des 21. Jahrhunderts noch als Standardwerk der Spaltlampenmikroskopie.[1]
Alfred Vogt war mit Maria, geborene Bosshart (1879–1965), verheiratet. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Rehalp in Zürich.
Wirken
Vogt entwickelte Techniken zur Retinoskopie und zur operativen Behandlung der Netzhautablösung. Ab 1913 benutzte er systematisch die neu entwickelte Spaltlampe in Verbindung mit einem Cornea-Mikroskop zur Untersuchung der vorderen Augenabschnitte, woraus sein zuletzt dreibändiges Standardwerk der Augenheilkunde mit über 2'000 Abbildungen wurde. Vogt gelangen entscheidende technische Verbesserungen des Geräts. Er lehrte 1913 das Spiegeln der Augen im rotfreien Licht.[3] Er führte die Zyklodiathermie zur Behandlung des Glaukoms ein. 1908 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SOG).
Vogt galt als strenger Chefarzt, der keinen Widerspruch duldete. Durch Strenge gegenüber Mitarbeitern und eigenen Fleiss entwickelte sich die Universitäts-Augenklinik in Zürich zu einer höchst effizient arbeitenden Einrichtung. Er führte mit Hans Goldmann aus Bern eine jahrelange persönliche und wissenschaftliche Fehde, unter anderem um die Frage, ob die Katarakt-Bildung bei Glasbläsern durch Wärme oder durch Infrarotstrahlung verursacht sei. Vogts fehlende Fähigkeit, Leistungen anderer anzuerkennen, führte dazu, dass kaum einer seiner Schüler eigene wissenschaftliche Wege beschritt oder eine eigene Professur erreichte. Auch die Arbeit der Zeichner der Abbildungen der Spaltlampen-Befunde für seinen Atlas, Iseli und Rudolf Bregenzer, würdigte Vogt nach Ansicht von Balder Gloor nicht angemessen. Seine Neigung, den Wert wissenschaftlicher Leistungen, die andernorts erbracht wurden, zu unterschätzen, führte mehrfach zu Fehlbeurteilungen Vogts.[4]
In Erinnerung an seinen Sohn Alfred Vogt junior, der bei einem Lawinenunglück 1929 ums Leben gekommen war, stiftete Vogt 1938 die Alfred Vogt-Stiftung zur Förderung der Augenheilkunde an der Augenklinik des Universitätsspitals Zürich. Diese vergibt noch heute Druckkostenzuschüsse und Stipendien sowie den Alfred Vogt-Preis «für die beste wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Augenheilkunde».[5]
Hans Wagner: Alfred Vogt: 1897–1943. In: Argovia. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau. 1953, Band 65, S. 402–406 doi:10.5169/seals-62542(PDF, 3,2 MB)
Balder P. Gloor: Alfred Vogt (1879–1943). In: Schweizerische Ophthalmologische Gesellschaft (Hrsg.): 100 Jahre SOG und die Entwicklung der Schweizer Augenheilkunde / Le Centenaire de la SSO e t le développement de l’ophtalmologie. Target Media, 2007, S. 91–101. ISBN 978-3-033-01300-1
Adolf E. Leuenberger: Alfred Vogts Aarauer Zeit. In: Schweizerische Ophthalmologische Gesellschaft (Hrsg.): 100 Jahre SOG und die Entwicklung der Schweizer Augenheilkunde / Le Centenaire de la SSO e t le développement de l’ophtalmologie. Target Media, 2007, S. 101–104. ISBN 978-3-033-01300-1
Balder P. Gloor: Alfred Vogt (1879–1943). In: Survey of Ophthalmology. November 2008, Band 53, Heft 6, S. 655–663 doi:10.1016/j.survophthal.2008.08.014
↑Balder P. Gloor: Alfred Vogt (1879–1943). In: Survey of Ophthalmology. Band 53, Heft 6, November 2008, S. 655–663 doi:10.1016/j.survophthal.2008.08.014
↑Pascal German: Laboratorien der Vererbung. Rassenforschung und Humangenetik in der Schweiz, 1900–1970. Wallstein, S. 47.
↑Carl Hans Sasse: Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildungen und einer Geschichtstabelle (= Bücherei des Augenarztes. Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 57.
↑Balder P. Gloor: Alfred Vogt (1879–1943). In: Schweizerische Ophthalmologische Gesellschaft (Hrsg.): 100 Jahre SOG und die Entwicklung der Schweizer Augenheilkunde / Le Centenaire de la SSO e t le développement de l’ophtalmologie. Target Media, 2007. ISBN 978-3-033-01300-1, S. 93.