Im Jahr 1920 verkaufte Oberst v. Gregory das ihm gehörende Haus Sorgenfrei in Oberlößnitz an seinen Neffen Alfred Tischer, der sich 1933 auf dem heutigen Nachbargrundstück Augustusweg 46 ein „absichtlich schlicht ländlich“[2] gehaltenes Einfamilienhaus errichtete. Tischer, der bis 1938 in Radebeul lebte,[3] verkaufte 1940 Haus Sorgenfrei weiter, da die Behebung der im Laufe der Jahrzehnte entstandenen Bauschäden an diesem singulären Beispiel Dresdner Zopfstils seine Mittel überstieg.
Im Jahr 1933 war Tischer Mitglied der NSDAP sowie Gemeindeverordnetenvorsteher von Oberlößnitz. In dieser Funktion brachte er einen Antrag auf Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Paul von Hindenburg und Adolf Hitler ein, dem neben den sieben NSDAP-Verordneten auch die drei Verordneten der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot zustimmten. Zu diesen gehörte Tischers Architekten-Kollege Martin Hammitzsch, der spätere Schwager Hitlers.[4]
Einen Teil seiner aktiven Zeit verbrachte Tischer in Litzmannstadt.
Der Autor Gunnar Klack vermutet, dass mit dem für das Aufgabengebiet Tiefbautechnische, bauwirtschaftliche und Durchführungsmaßnahmen verantwortlichen Mitarbeiter Tischer im gegen Ende 1943 gegründeten Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte Alfred Tischer gemeint sein könnte.[5]
Alfred Tischer lebte zu seinem Lebensende hin im Dresdner Altersheim Maille-Bahn in Hosterwitz und starb 1971.[6]
Werk
Bauwerke
Die meisten der im Folgenden aufgeführten Bauten sind in der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul aufgeführte Kulturdenkmale. Sie stellen damit kein vollständiges Werkverzeichnis dar.
1939: Erneuerung Jägermühle in Radebeul-Oberlößnitz, An der Jägermühle 16/18
1939: Bezirksheim Kohren (1941–1945 Lebensborn-Kinderheim „Sonnenwiese“, heute DRK-Wohnstätte) in Kohren-Sahlis[8][9]
Schriften
Der Kampf im deutschen Baugewerbe 1910. (=Abhandlungen aus dem volkswirtschaftlichen Seminar der Technischen Hochschule zu Dresden. Heft 3) Duncker & Humblot, Leipzig 1912.
Die Lößnitz als Siedlungsland. In: Johann Erich Gottschalch (Hrsg.): Dresdner Jahrbuch und Chronik 1937/1938. (Dresdner Kalender seit 1909). 28./29. Jahrgang. Verlag Joh. Erich Gottschalch, Dresden 1938.
↑Caroline Ritter: Das ehemalige „Lebensborn“-Kinderheim „Sonnenwiese“ in Kohren-Sahlis (1939–1945). In: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.): Denkmalpflege in Sachsen. Jahrbuch 2015. Sandstein, Dresden 2016, ISBN 978-3-95498-199-1, S. 148, Anm. 4.
↑Gunnar Klack: Gebaute Landschaften. Fehling + Gogel und die organische Architektur. Landschaft und Bewegung als Natur-Narrative. transcript Verlag, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8394-3290-7, S. 266. (Anm. 269: „Werner Durth schreibt nur den Nachnamen Tischer, vermutlich handelt es sich hierbei um den Architekten Alfred Tischer (1884–1971).“)
↑Schriftliche Auskunft des Stadtarchivs Radebeul an Jbergner am 14. Juni 2011 anhand der dort vorliegenden Personenkartei
↑ abCaroline Ritter: Das ehemalige „Lebensborn“-Kinderheim „Sonnenwiese“ in Kohren-Sahlis (1939–1945). In: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.): Denkmalpflege in Sachsen. Jahrbuch 2015. Sandstein, Dresden 2016, ISBN 978-3-95498-199-1, S. 143.
↑Caroline Ritter: Das ehemalige „Lebensborn“-Kinderheim „Sonnenwiese“ in Kohren-Sahlis (1939–1945). In: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.): Denkmalpflege in Sachsen. Jahrbuch 2015. Sandstein, Dresden 2016, ISBN 978-3-95498-199-1, S. 143–149.