Alexander Nikolajewitsch Ostrowski (russischАлександр Николаевич Островский; wiss. TransliterationAleksandr Nikolaevič Ostrovskij; * 31. Märzjul. / 12. April1823greg. in Moskau; † 2. Junijul. / 14. Juni1886greg. in Schtschelykowo) war ein russischer Dramatiker. Er verfasste 47 Theaterstücke (sieben davon zusammen mit anderen Autoren) und „schuf nahezu im Alleingang ein Repertoire an russischen Originalstücken“.[1]
Ostrowski war der Erstgeborene von vier Kindern eines Gerichtsbeamten. Seine Mutter starb, als er neun Jahre alt war. Die Familie lebte in Samoskworetschje, der Kaufmanns- und Handwerkersiedlung des alten Moskau. 1835 trat er in das Erste Moskauer Gymnasium ein. Dem folgte 1840 ein Studium an der juristischen Fakultät der Moskauer Universität, das er jedoch 1843 aufgab. Auf Wunsch seines Vaters arbeitete er danach in verschiedenen Kanzleien als Schreiber.
Ostrowskis früheste literarische Versuche reichen bis ins Jahr 1843 zurück. 1849 stellte er seine erste Komödie Der Bankrott fertig, die 1850 unter dem Titel Es bleibt ja in der Familie im Moskwitjanin veröffentlicht wurde. Für die Aufnahme des Stücks in die erste Sammlung seiner Werke (1859), musste er auf Verlangen der Zensur mehrere Stellen ändern.
1851 kündigte Ostrowski seinen Dienst und widmete sich ganz seinem künstlerischen Schaffen. Seine ersten Dramen wurden auf Russlands Bühnen große Erfolge. Da der Staat das Theatermonopol innehatte und die Autoren dadurch oft auf Gehalt verzichten mussten, damit ihre Stücke überhaupt aufgeführt werden konnten, lebte auch Ostrowski ständig in Geldsorgen. Ostrowskis Idee war es, ein anspruchsvolles Repertoire russischer Originalstücke zu schaffen. Am 1. Januar 1886 wurde Ostrowski schließlich zum Leiter der Spielplanabteilung der Moskauer Theater und zum Direktor der Theaterschule ernannt, er starb jedoch noch im selben Jahr.
Ostrowski gilt als ein Meister der Komödie. Stücke wie Klugsein schützt vor Torheit nicht oder Armut ist kein Laster gelten bis heute als zwei der einflussreichsten russischen Komödien. Ostrowski hatte ebenfalls großen Einfluss auf Lew Tolstoi, der sich in jungen Jahren viele Ostrowski-Komödien angesehen hatte.
Für eine Adaption von Ostrowskis Stück Eine Dummheit macht auch der Gescheiteste produzierte Sergej Eisenstein 1923 den Kurzfilm Glumows Tagebuch, in dem er Glumow, eine Figur aus dem Stück von Ostrowski durch verschiedene Bewegungen in seine unterschiedlichen Rollen verwandelt.
Erich Wendt: A. N. Ostrowskij. Vorwort in: A. N. Ostrowskij: Dramatische Werke in 4 Bänden. Band 1, S. 7–19. Berlin: Aufbau-Verlag 1951.
Aleksandr Ostrovskij. In: Reinhard Lauer: Geschichte der russischen Literatur. Von 1700 bis zur Gegenwart. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. München: Beck 2009, ISBN 978-3-406-50267-5, S. 302–306.