Alain Tanner studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Genf. 1951 leitete er den Filmclub der Hochschule, den Claude Goretta gegründet hatte. Nach seinem Hochschulabschluss und einer kurzen Tätigkeit für internationale Reedereien zog es ihn zum Filmschaffen.
Er fand 1955 Arbeit am British Film Institute in London mit Tätigkeiten wie Untertitelungen, Übersetzungen und Organisieren des Archivs. Seinen ersten eigenen Free-Cinema-Kurzfilm «Nice Time» verwirklichte er 1957 gemeinsam mit Claude Goretta. Der Erstling gewann einen Preis auf dem Filmfestival in Venedig und viel Kritikerlob.
Tanner ging für eine Weile nach Frankreich, wo er bei mehreren kommerziellen Filmen assistierte. In Paris lernte er einige der wichtigsten Regisseure der Nouvelle Vague kennen sowie Henri Langlois, den Direktor der Cinémathèque française. Kritiker vermerkten gelegentlich, Einflüsse etwa von Jean-Luc Godard und Robert Bresson in seiner Filmsprache vorzufinden. Die Atmosphäre in den dortigen Filmerkreisen missfiel ihm sehr, er charakterisierte sie als «halsabschneiderisch».
Zwischen 1960 und 1968 kehrte er in die Schweiz zurück, realisierte dort in dieser Zeit mehr als 40 Filme sowie Dokumentationen für das französischsprachige Fernsehen. 1962 wurde er zum Mitbegründer der Schweizer Vereinigung der jungen Filmemacher Groupe 5.
Seit 2014 befindet sich der Nachlass von Alain Tanner im Forschungs- und Archivierungszentrum der Cinémathèque suisse in Penthaz. Tanner starb am 11. September 2022 im Alter von 92 Jahren in Genf.[1][2]