Akademisches Gymnasium Danzig

Das neue Gymnasialgebäude zu Danzig (1837)[1]
Akademisches Gymnasium Danzig (Gemälde von Leopold von Winter)

Das Akademische Gymnasium Danzig war eine höhere Schule der Stadt Danzig, die vom 13. Juni 1558 bis in den März 1945 bestand. Lange Zeit wies es einen hochschulartigen Charakter auf. Ab dem 19. Jahrhundert war der Name Städtisches Gymnasium Danzig, neben dem noch das Königliche Gymnasium in der Stadt bestand.

Geschichte

Das Akademische Gymnasium wurde unter den Danziger Bürgermeistern Constantin Ferber und Georg Kleefeld im Jahr 1558 errichtet. Am Anfang wurde der Schulbetrieb im Gebäude des aufgelösten Franziskanerklosters als Akademisches Gymnasium mit zunächst einem Rektor und drei Professoren aufgenommen. Ziel war die Ausbildung der evangelischen Geistlichkeit für diese Region. Der erste Rektor war der Humanist Achatius Curaeus, den Johann Hoppe beriet. Ende des 16. Jahrhunderts waren sechs Professoren tätig, darunter Johannes Mathesius der Jüngere. Rektor von 1580 bis 1629 war der Theologe und Pastor der Trinitatiskirche Jacob Fabritius, der die Schülerzahl vorübergehend auf über 100 steigerte. Sein Konrektor ab 1602 war der Philosoph Bartholomäus Keckermann. In dieser Zeit herrschte die reformierte Konfession vor, unter teilweise gewaltsamem Missfallenskundgebungen der lutherischen Stadtbevölkerung.

Die Schule hatte im 17. und 18. Jahrhundert eine bedeutende Stellung für den Ostseeraum, der Astronom Johannes Hevelius und die späteren Dichter Andreas Gryphius und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau studierten hier u. a. bei Peter Crüger. Das Gymnasium zog im Durchschnitt 400 Schüler und Studenten von weither an. Unter den Rektoren Johann Botsack (1631–1643) und Abraham Calov (1643–1650) setzten sich wieder die Lutheraner durch. Eine wesentliche Rolle spielte Aegidius Strauch (1669–1682), der als Rektor die Qualität des Unterrichts und die Disziplin der Schüler verbesserte.

Im 18. Jahrhundert zeigte sich auch der Pietismus am Gymnasium, den der Rektor und Pastor Samuel Schelwig (1643–1715) intensiv, doch vergebens bekämpft hatte. Der Historiker Michael Christoph Hanow leitete die Schule ab 1717, der Historiker Gottfried Lengnich wirkte als aufgeklärter Pionier für die polnische Geschichtsschreibung. Nach 1800 ging der Schulbetrieb fast vollständig ein.

1817 erfolgte unter August Meineke die Umwandlung in ein preußisches humanistisches Gymnasium ohne Bezug zum Trinitatispastorat, 1837 wurde ein vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV. teilweise gestifteter Neubau bezogen. Zu den Schülern zählten u. a. der Journalist Samuel Kokosky, der Arzt und Übersetzer August Hermann Ewerbeck, der Historiker und Jurist Gottfried Lengnich, der Satiriker Johannes Trojan, der Psychologe und Gegner wissenschaftlicher Lehrerbildung Hugo Münsterberg sowie der Soziologe René König.

Bis zur Eroberung durch die Rote Armee im März 1945 wurde Unterricht gehalten. Das von Karl Friedrich Schinkel 1835–1837 geplante Gebäude am Winterplatz (vorher: Buttermarkt, heute: targ maslany) ist noch erhalten.

Dem Provinzial-Schulkollegium unterstanden 1910 folgende Schulen in Danzig:

Persönlichkeiten

Lehrer

Schüler

Literatur

In der Reihenfolge des Erscheinens.

  • Senat des Gymnasiums zu Danzig: Acta jubilaei secundi gymnasii Gedanensis anno domini MDCCLVIII. Danzig 1759 (Digitalisat).
  • Zweihundertjährige Jubelfeier des Akademischen Gymnasiums zu Danzig (Festrede, gehalten am 13. Juni 1758 im Akademischen Gymnasium). In: Nova acta historico-ecclesiastica. Sammlung zu den neuesten Kirchengeschichten. 2. Band: 9.–16. Teil. Weimar 1760, darin 11. Teil, S. 326–373 (Digitalisat).
  • Benjamin G. Sievert: Cantate in Musik gesetzt und aufgeführt. [Festgedicht zur Amtseinführung des Dr. phil. Christian Gottfried Ewerbeck am 3. Sept. 1789]. Wedel, Danzig 1790.
  • Theodor Hirsch: Geschichte des academischen Gymnasiums in Danzig. Danzig 1837 (Digitalisat).
  • Bernhard Schulz (Hrsg.): 425 Jahre Städtisches Gymnasium Danzig. 1558–1983. Gedenkschrift für die Ehemaligen und Freunde der Schule. Deutscher Betriebswirte-Verlag, Gernsbach 1983.
  • Martin Brecht u. a. (Hrsg.): Geschichte des Pietismus, Bd. 1: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-55343-9.
  • Siegfried Wollgast: Philosophie in Deutschland zwischen Reformation und Aufklärung 1550–1650. Akademie-Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-05-002099-7.
  • Sven Tode: Bildung und Wissenskultur der Geistlichkeit im Danzig der Frühen Neuzeit. In: Herman Johan Selderhuis, Markus Wriedt (Hrsg.): Bildung und Konfession. Theologenausbildung im Zeitalter der Konfessionalisierung. Siebeck Mohr, Tübingen 2006, ISBN 3-16-148931-4, S. 61–101.
  • Wolfgang Armin Strauch: Dr. Aegidius Strauch – Gefangener des Kurfürsten von Brandenburg. tredition GmbH, Hamburg o. J.
Commons: Akademisches Gymnasium Danzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Łukasz Malinowski, Redakcja „Encyklopedii Gdańska“: Gimnazjum Akademickie. In: Gedanopedia. (polnisch).

Einzelnachweise

  1. Theodor Hirsch: Geschichte des academischen Gymnasiums in Danzig, in ihren Hauptzügen dargestellt. Wedelsche Hofbuchdruckerei, Danzig 1837.

Koordinaten: 54° 20′ 43,2″ N, 18° 39′ 9,9″ O