Das Akademische Gymnasium Danzig war eine höhere Schule der Stadt Danzig, die vom 13. Juni1558 bis in den März 1945 bestand. Lange Zeit wies es einen hochschulartigen Charakter auf. Ab dem 19. Jahrhundert war der Name Städtisches Gymnasium Danzig, neben dem noch das Königliche Gymnasium in der Stadt bestand.
Das Akademische Gymnasium wurde unter den Danziger Bürgermeistern Constantin Ferber und Georg Kleefeld im Jahr 1558 errichtet. Am Anfang wurde der Schulbetrieb im Gebäude des aufgelösten Franziskanerklosters als Akademisches Gymnasium mit zunächst einem Rektor und drei Professoren aufgenommen. Ziel war die Ausbildung der evangelischen Geistlichkeit für diese Region. Der erste Rektor war der HumanistAchatius Curaeus, den Johann Hoppe beriet. Ende des 16. Jahrhunderts waren sechs Professoren tätig, darunter Johannes Mathesius der Jüngere. Rektor von 1580 bis 1629 war der Theologe und Pastor der Trinitatiskirche Jacob Fabritius, der die Schülerzahl vorübergehend auf über 100 steigerte. Sein Konrektor ab 1602 war der Philosoph Bartholomäus Keckermann. In dieser Zeit herrschte die reformierte Konfession vor, unter teilweise gewaltsamem Missfallenskundgebungen der lutherischen Stadtbevölkerung.
Die Schule hatte im 17. und 18. Jahrhundert eine bedeutende Stellung für den Ostseeraum, der Astronom Johannes Hevelius und die späteren Dichter Andreas Gryphius und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau studierten hier u. a. bei Peter Crüger. Das Gymnasium zog im Durchschnitt 400 Schüler und Studenten von weither an. Unter den Rektoren Johann Botsack (1631–1643) und Abraham Calov (1643–1650) setzten sich wieder die Lutheraner durch. Eine wesentliche Rolle spielte Aegidius Strauch (1669–1682), der als Rektor die Qualität des Unterrichts und die Disziplin der Schüler verbesserte.
Im 18. Jahrhundert zeigte sich auch der Pietismus am Gymnasium, den der Rektor und Pastor Samuel Schelwig (1643–1715) intensiv, doch vergebens bekämpft hatte. Der Historiker Michael Christoph Hanow leitete die Schule ab 1717, der Historiker Gottfried Lengnich wirkte als aufgeklärter Pionier für die polnische Geschichtsschreibung. Nach 1800 ging der Schulbetrieb fast vollständig ein.
Bis zur Eroberung durch die Rote Armee im März 1945 wurde Unterricht gehalten. Das von Karl Friedrich Schinkel 1835–1837 geplante Gebäude am Winterplatz (vorher: Buttermarkt, heute: targ maslany) ist noch erhalten.
Dem Provinzial-Schulkollegium unterstanden 1910 folgende Schulen in Danzig:
Walter Stark (1924–2009), deutscher Historiker, Hansegeschichte Greifswald
Literatur
In der Reihenfolge des Erscheinens.
Senat des Gymnasiums zu Danzig: Acta jubilaei secundi gymnasii Gedanensis anno domini MDCCLVIII. Danzig 1759 (Digitalisat).
Zweihundertjährige Jubelfeier des Akademischen Gymnasiums zu Danzig (Festrede, gehalten am 13. Juni 1758 im Akademischen Gymnasium). In: Nova acta historico-ecclesiastica. Sammlung zu den neuesten Kirchengeschichten. 2. Band: 9.–16. Teil. Weimar 1760, darin 11. Teil, S. 326–373 (Digitalisat).
Benjamin G. Sievert: Cantate in Musik gesetzt und aufgeführt. [Festgedicht zur Amtseinführung des Dr. phil. Christian Gottfried Ewerbeck am 3. Sept. 1789]. Wedel, Danzig 1790.
Bernhard Schulz (Hrsg.): 425 Jahre Städtisches Gymnasium Danzig. 1558–1983. Gedenkschrift für die Ehemaligen und Freunde der Schule. Deutscher Betriebswirte-Verlag, Gernsbach 1983.
Martin Brecht u. a. (Hrsg.): Geschichte des Pietismus, Bd. 1: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-55343-9.
Siegfried Wollgast: Philosophie in Deutschland zwischen Reformation und Aufklärung 1550–1650. Akademie-Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-05-002099-7.
Sven Tode: Bildung und Wissenskultur der Geistlichkeit im Danzig der Frühen Neuzeit. In: Herman Johan Selderhuis, Markus Wriedt (Hrsg.): Bildung und Konfession. Theologenausbildung im Zeitalter der Konfessionalisierung. Siebeck Mohr, Tübingen 2006, ISBN 3-16-148931-4, S. 61–101.
Wolfgang Armin Strauch: Dr. Aegidius Strauch – Gefangener des Kurfürsten von Brandenburg. tredition GmbH, Hamburg o. J.