Agnolo di Ventura, auch Agnolo da Siena genannt, (* um 1290 in Siena; † um 1349) war ein in Siena und weiteren toskanischen Städten sowie in Rom tätiger Architekt und Bildhauer des 14. Jahrhunderts.
Erstmals schriftlich erwähnt wurde er 1311, zu dieser Zeit lebte er im Stadtbezirk San Quirico von Siena (heute Teil der Contrada Pantera).[1] Im gleichen Jahr entstanden Buchmalereien für die Biccherna (eine Art Finanzamt und/oder Registratur der Stadt Siena). Für die Stadt Siena war er ab 1325 mit Viva di Compagno als Baukommissar tätig. Die erhaltenen Dokumente bezeugen weitere Tätigkeiten als Zivil- und Militärarchitekt: 1329 wurde er für eine Reihe von Arbeiten an der Porta Salaria bezahlt, 1333 wurde er für die Erweiterung des Doms konsultiert und 1334 bis 1335 war er für die Befestigungsanlagen (Cassero Senese) von Grosseto (mit Guido di Pace) und Massa Marittima verantwortlich.[2][3] Zu seinen weiteren militärischer Anlagen zählen die Stadttore Porta Romana, Porta Sant’Agata und Porta Tufi in Siena im Zuge der Errichtung des vierten Stadtmauerringes.
Es wird angenommen, dass Agnolo auch der Bildhauer „Angelus de Senis“ war, der 1327 bis 1330 in Zusammenarbeit mit Agostino di Giovanni (auch Agostino da Siena genannt) das Baldachingrab für Bischof Guido Tarlati in der Kathedrale von Arezzo ausführte.[3] In den Biografien (Le vite) von Giorgio Vasari wird er mit Agnolo di Ventura unter Vita di Agostino et Agnolo, Scultori et architetti sanesi erwähnt. Vasari schreibt ihnen als Lehrmeister Giovanni Pisano zu und nennt sie als Architekten der Kirche und des Konvents der Basilica di San Francesco in Siena und der Franziskanerkirche in Bologna.[4]
Zu den bedeutendsten Werken der beiden gehören die Reliefs des Grabes für Guido Tarlati. Die 16 Reliefs entstanden 1330 im Auftrage der Brüder des Verstorbenen, Delfo und Pier Saccone Tarlati.[4][5] Trotz der stilistischen Homogenität des Grabmals lässt sich Agnolos Eingriff an einigen Reliefs mit Kriegsszenen sowie an den beiden Geistlichen links von der Begräbniszeremonie auf dem Sarkophag erkennen.[3]
Ebenfalls Agnolo zugeschrieben werden das Petroni-Portal im Kreuzgang von San Francesco und das Grab von Kardinal Matteo Orsini in Santa Maria sopra Minerva, Rom. Die Zuschreibung der Gräber für die Familie Bardi in Santa Croce, Florenz, ist Gegenstand einer Debatte.[6] Wie Agostino di Giovanni orientierte sich Agnolo an den Werken Tino di Camainos und wandte sich von dem französischen Vorbildern folgenden Stil seines Zeitgenossen Goro di Gregorio ab.[3]
Werke (Auswahl)
Arezzo, Kathedrale: Grabstätte des Guido Tarlati (Cenotafio Tarlati, 1330 mit Agnolo di Ventura entstanden) mit 16 Stationen aus dem Leben des Guido Tarlati[7]
Fatto vescovo
Chiamato signore
Il Comune pelato
Comme in Signoria
El Fare de le Mura
Lucignano
Chiusci
Fronzola
Castei Focognano
Rondine
Bucine
Caprese
Laterina
Il Monte San Savino
La Coronazione
La morte di Misere
Arezzo, Museo statale d’arte medievale e moderna: Testa di condottiero[8]
Grosseto: Befestigungsanlage Cassero Senese,[7] entstand 1334 mit Guido di Pace[9]
Massa Marittima: Befestigungsanlage Cassero Senese (mit Agostino di Giovanni)[7]
Volterra, Dom Santa Maria Assunta: Storie dei santi Regolo e Ottaviano (mit Agostino di Giovanni 1320 entstanden, befindet sich heute im Museo diocesano d’arte sacra)[7]
P. F. Pistilli: Àgnolo di Ventura. In: Enciclopedia dell' Arte Medievale, 1991.
Piero Torriti: Tutta Siena. Contrada per Contrada, Edizioni Bonechi, Florenz 2004, ISBN 88-7204-456-1.
Fondazione Monte dei Paschi di Siena (Hrsg.): The Sansedoni Palace, Protagon Editori, Siena 2005, ISBN 88-8024-142-7.
Roberto Bartalini: Scultura gotica in Toscana. Maestri, monumenti, cantieri del Due e Trecento, Silvana Editoriale, Herausgegeben von der Monte dei Paschi di Siena, Siena 2005.
Giorgio Vasari: Le vite dei più eccellenti pittori, scultori e architetti. Newton & Compton Editori, Rom 2010, ISBN 978-88-541-1425-8, S. 164–169.
↑ abcdAgnolo di Ventura. In: Colum P. Hourihane (Hrsg.) The Grove Encyclopedia of Medieval Art and Architecture. Oxford University Press, 2013. Abgerufen am 2. Dezember 2020 bei Oxford Reference (Beschränkter Zugriff)