Agathocles ist eine Grindcore-Band aus Belgien. Die Musiker bezeichnen ihren Stil als Mincecore (in der Mehrdeutigkeit von "Belgischer Minze" und to mince: ‚zerhacken‘, ‚durch den Fleischwolf drehen‘; to mince words: ‚kein Blatt vor den Mund nehmen‘, und der Endung -core). Außerdem sind Agathocles für ihre zahlreichen Veröffentlichungen bekannt. Sie gehören zu den Bands mit den meisten Veröffentlichungen überhaupt.
Bereits seit den frühen 1980ern waren Jan Frederick (Gitarre und Gesang) und Erwin (Schlagzeug) im Underground mit diversen Fanzines und Compilation-Tapes aktiv. 1985 entschlossen sie sich Musik im Stile von Lärm, Accursed Bludgeon und Hellhammer zu machen und gründeten Agathocles.[1] Von 1985 bis 1987 fanden die ersten Konzerte, unter anderem mit Napalm Death und Pestilence, statt und die ersten Aufnahmen, die sich per Tape-Trading in der Szene verbreiteten. Mit Jakke stieß 1987 ein drittes Bandmitglied zur Gruppe, so dass sich Frederick auf den Gesang konzentrieren konnte. Ab 1988 wurden die ersten Extended Plays und Split-Veröffentlichungen auf diversen Independent-Labels herausgebracht. Seitdem veröffentlichte Agathocles eine fast unüberschaubare Menge an Veröffentlichungen, zum Teil im Eigenvertrieb, zum Teil über Labels wie Morbid Records, sowie diverse Independent-Labels aus der ganzen Welt. Derzeit veröffentlicht die Band über Displeased Records.[1] Auch die Besetzung wechselte ständig, die einzige Konstante ist Sänger Jan Frederick.
Agathocles sind nach Napalm Death zusammen mit Blood und Extreme Noise Terror die älteste noch aktive Grindcore-Band.
Stil
Agathocles wechseln im Stil zwischen "klassischem" Grindcore und einem langsameren mehr an Crust-Punk erinnernden Stil, der vielfach als Mincecore (im Spezifischen) bezeichnet wird. Nach Agathocles’ Verständnis umschreibt der Terminus Mincecore den Grindcore der 1980er Jahre mit sozialkritischen Texten, die ab Ende der 1980er Jahre aus der Szene verschwanden, als manche Bands sexistische und rechtsextreme Themen in die Szene brachten und "Grind" kommerziell wurde.[2] Zum Teil übernahmen andere Bands wie Unholy Grave und Archagathus diese Eigenbezeichnung im Sinne des mehr am Punk orientierten, mit einem besondernen Schlagzeugrhythmus ausgestatteten Stils.[3][4] Der Musikstil von Agathocles wechselt zwischen schnelleren und langsameren Alben, je nach Schlagzeuger. Meist wechseln sich der Basser Jan und der jeweilige Gitarrist mit tiefem Gebrüll und hohen Schreien ab. An manchen Stellen wurde gerade zu anfangs auch gutturaler Gesang und ein Pitchshifter eingesetzt.[5] Die Texte von Agathocles sind ausnahmslos politisch und handeln von gesellschaftskritischen, linken Themen. Unter anderem ein starker Bezug zur Zeitpolitik, insbesondere in Belgien, die Ablehnung von neonazistischen Gedankenguts und ein starker Bezug zu den Themen Tierrecht und Vegetarismus sind der Band eigen. Die Mitglieder von Agathocles haben einen starken Bezug zur D.I.Y.-Hardcore-/Grindcore-Szene und glauben auch weiter an ein Netzwerk befreundeter und gleichgesinnter Personen, das herkömmliche Strukturen im Musikgeschäft ersetzen und die Bands unabhängiger von den Majorlabels machen soll.[2]
Mit der belgischen Black-Metal-Szene um Bands wie Ancient Rites und Enthroned hingegen verfeindete die Band sich in den 1990er Jahren,[6] nachdem Gunther Theys von Ancient Rites mit Burt von Agathocles in der Band Nuclear Domination gespielt hatte;[7] sie warf einem Großteil der belgischen Black-Metal-Szene NS-orientiertes Gedankengut vor.[8] Zwischen Ancient-Rites- und Agathocles-Fans kam es zu Schlägereien,[7] und Lord Sabbathan Occulta von Enthroned beleidigte Agathocles wegen ihrer Anti-Black-Metal-Haltung.[6] Inzwischen äußert Sabbathan sich jedoch positiv zu den Agathocles-Musikern, ohne selbst Grindcore zu mögen.[9], und Roel Tulleneers weist zwar im Zusammenhang mit Ancient Rites auf die offensichtlich voneinander abweichenden Ideologien hin, die Band habe Belgien im Metal jedoch wieder zu Bedeutung verholfen, wofür sie Respekt verdiene; dasselbe gelte auch für Enthroned.[10]
Experimente im Musikstil fanden lediglich über Seitenprojekte wie Fahrenheit AGX (politischer Old-School-Hardcore und Thrash Metal[11]) und Jan Fredericks Soloprojekt Jan AG (Cybergrind) statt.[12]
Diskografie (Auszug)
7"-EPs und Split-7"s
1988: Delirium Tremens / If This Is Gore, What’s Meat Then (Split mit RiekBoois)
1988: Keep Mincing (Doppel-7")
1988: Cabbalic Gnosticism
1989: Split mit Disgorge
1989: Fascination of Mutilation
1989: Live in Aalst, Belgium, 1989 / (No-Fi) (Split mit Godstomper)
1989–1990: If This Is Cruel What’s Vivisection Then?
1989–1990: Split mit Morbid Organs Mutilation
1989–1991: Split mit Psycho
1989–1997: Having Fun with Satan / Emoc T’now Modgnik Yht! (Split mit Sterbehilfe)
↑ ab„AGATHOCLES are motherfuckers, sons of bitches, an anti black metal, hardcore band! They hate us and ANCIENT RITES and all black metal cult! They are stupid children, anti-satanic! FUCK THEM!“ Frank Stöver: Prophecies of Pagan Fire. In: Voices from the Darkside, Nr. 9, 1996, S. 64.