Afrikaner Volksfront

Die Afrikaner Volksfront (AVF, Engl.: Afrikaner Peoples Front) war eine separatistische Koalition von ĂŒberwiegend konservativen[1] Parteien, Gewerkschaften und BauernverbĂ€nden in SĂŒdafrika Anfang der 1990er Jahre, deren gemĂ€ĂŸigte Mehrheit entscheidend zur friedlichen Transformation SĂŒdafrikas 1993/1994 beitrug.[2]

Geschichte

Die AVF wurde am 7. Mai 1993 von General Constand Viljoen und drei anderen ehemaligen GenerĂ€len der SĂŒdafrikanischen VerteidigungsstreitkrĂ€fte (SADF) gegrĂŒndet. Schon im September des gleichen Jahres, in Vorbereitung auf die fĂŒr 1994 geplanten Wahlen in SĂŒdafrika, prĂ€sentierte ein von der AVF gebildetes Komitee einen Plan zur Schaffung eines vollautonomen, burischen Homelands im Rahmen eines föderalen SĂŒdafrika. Aus Sicht der Partei sollten dabei das Selbstbestimmungsrecht und die kulturelle IdentitĂ€t der burischen Minderheit gewahrt werden. WĂ€hrend dieser erste Vorschlag noch die Möglichkeit zur vollstĂ€ndigen Sezession einer aus dem Norden Transvaals und Natals (einschließlich Pretoria) bestehenden Keimzelle eines unabhĂ€ngigen Staates beinhalten sollte, wurde im November 1994 ein neuer, kleinerer Bezirk mit teilautonomer Verwaltung vorgeschlagen. An der Frage des Autonomiegrades bzw. auch an der Bereitschaft sich nach den Wahlen auf friedliche Verhandlungen mit der neuen ANC-gefĂŒhrten Regierung einzulassen, spaltete sich die Partei schließlich. Eine starke Gruppe unter FĂŒhrung von General Viljoen erkannte die Ausweglosigkeit einer „harten Linie“ ohne Konzessionen.[3] Auch wurde das – etwa von der rechtsextremistischen Afrikaner Weerstandsbeweging (AWB) praktizierte – Vorgehen militĂ€rischen Widerstandes fĂŒr sinnlos und gefĂ€hrlich erachtet.[4] Dementsprechend konnte aber innerhalb des BĂŒndnisses keine Übereinkunft mehr mit den Hardlinern unter dem ehemaligen Vorsitzenden der Konservativen Partei (KP) Ferdi Hartzenberg[5] erzielt werden. In der Folge spaltete sich Viljoen mit seinen AnhĂ€ngern ab und grĂŒndete die moderat-konservative Freedom Front. FĂŒr die fast völlig gewaltlose und befriedende Rolle der AVF in der Phase der Herausbildung der „Regenbogennation“ unter Nelson Mandela am Ende des Apartheidsstaates wurde Viljoen und seinen Mitstreitern mehrfach Respekt und Anerkennung gezollt.[6][7] Ihnen wird zugutegehalten, einen nicht zu unterschĂ€tzenden Beitrag bei der Verhinderung eines sĂŒdafrikanischen BĂŒrgerkrieges geleistet zu haben.[8][9]

Auflösung

Die AVF wurde im September 1996 aufgelöst. Bis heute verfolgt eine nicht unerhebliche Anzahl von Buren das Projekt burischen Selbstbestimmungsstrebens, eines so genannten „Volksstaates“, mit Interesse. Teile der politischen KrĂ€fte aus dem Dachverband der AVF wirken bis heute unter der Bezeichnung Vryheidsfront Plus fort. Mit Pieter Mulder war unter Jakob Zuma auch ein Parteimitglied im Kabinett vertreten. Bei den Wahlen 2019 konnte sie immerhin zehn Sitze in der Nationalversammlung auf sich vereinen.[10]

Belege

  1. ↑ Redaktion neues deutschland: Freiheitsfront nimmt am MĂ€rz-Votum teil (neues deutschland). Abgerufen am 10. Februar 2021.
  2. ↑ Pieter du Toit: Constand Viljoen ‘played critical role’ in peaceful transition to democracy. Abgerufen am 10. Februar 2021 (amerikanisches Englisch).
  3. ↑ willi germund: Ach wie gut, daß niemand weiß ... In: Die Tageszeitung: taz. 12. Februar 1994, ISSN 0931-9085, S. 9 (taz.de [abgerufen am 11. Februar 2021]).
  4. ↑ Bill Keller: A Homeland's Agony (Published 1994). In: The New York Times. 13. MĂ€rz 1994, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 11. Februar 2021]).
  5. ↑ S. African Right Bitterly Divided. In: Christian Science Monitor. 24. MĂ€rz 1994, ISSN 0882-7729 (csmonitor.com [abgerufen am 11. Februar 2021]).
  6. ↑ Media Statement: Passing of General Constand Viljoen – Nelson Mandela Foundation. Abgerufen am 11. Februar 2021 (amerikanisches Englisch).
  7. ↑ President Cyril Ramaphosa: President Ramaphosa pays tribute to Genl Constand Viljoen. Abgerufen am 11. Februar 2021.
  8. ↑ Thomas Scheen, Johannesburg: Zum Tode Nelson Mandelas: Der König der Versöhnung. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 11. Februar 2021]).
  9. ↑ Freedom Front Plus founding leader General Constand Viljoen dies. Abgerufen am 11. Februar 2021.
  10. ↑ Freedom Front Plus: Policies, history and votes in the 2019 Elections. In: The South African. 9. Mai 2019, abgerufen am 11. Februar 2021 (en-ZA).