Adrienne Thomas wuchs zweisprachig in einer jüdischen Familie in Saint-Avold und Metz im Reichsland Elsaß-Lothringen auf. Ihr Vater betrieb ein kleines Kaufhaus. Während des Ersten Weltkriegs zog sie mit der Familie nach Berlin. In Metz meldete sie sich bereits mit siebzehn Jahren als freiwillige Rotkreuzhelferin. Im Oktober 1921 zog sie als Frau des Zahnarztes Arno Lesser nach Magdeburg und blieb dort bis zum gemeinsamen Umzug nach Berlin im Jahr 1928. Nach einer Gesangs- und Schauspielausbildung in Berlin schrieb sie ihren Antikriegsroman Die Katrin wird Soldat (1930), der sie über Nacht berühmt machte und in 16 Sprachen übersetzt wurde.
Im Exil lernte sie den österreichischen Politiker und SpanienkämpferJulius Deutsch kennen, den Gründer des sozialdemokratischen Schutzbundes und Anführer des Februaraufstandes von 1934 in Wien. Seinetwegen kam sie 1947 nach Wien. Julius Deutsch war 1946 vorausgefahren. Sie heiratete 1951 in zweiter Ehe Deutsch. Ihre Exilerfahrungen verarbeitete sie in den Romanen Reisen Sie ab, Mademoiselle! (1944) und Ein Fenster zum East River (1945).
Rebecca Biener: Die literarische Verteidigung des kleinen Glücks am Beispiel der Autorin Adrienne Thomas. Dissertation Universität Siegen 2005 (Volltext).
Adrienne Thomas, Armin Strohmeyr (Hg.): Ein Fenster am East River. Roman aus dem New Yorker Exil. Südverlag GmbH, Konstanz 2022, ISBN 978-3-87800-162-1.
Adrienne Thomas: Die Katrin wird Soldat und Anderes aus Lothringen. Röhrig, St. Ingbert 2008, ISBN 978-3-86110-455-1.[2]
Jacques Gandebeuf: Adrienne Thomas, le Fantôme Oublié de la Gare de Metz, Serpenoise, Metz 2009, ISBN 978-2-87692-788-9.
Karin Sinhuber: Adrienne Thomas. Eine Monographie. Diss. phil. Universität Wien 1990 (Masch.)
Sabine Rohlf: "Zuhause war ich nur noch an irgend einem Schreibtisch." Autobiografie, Exil und Autorschaft in Texten von Irmgard Keun und Adrienne Thomas, in Exilforschung. Ein Internationales Jahrbuch, Bd. 25: Autobiografie und wissenschaftliche Biografik. Hg. Claus-Dieter Krohn, Erwin Rothermund, Lutz Winckler, Wulf Koepke. Edition Text und Kritik, München 2005, ISBN 3883778060, S. 128–149.
Emma Kann: Meine Erinnerungen an das Lager Gurs. In: Exil, XV (1995), 2, S. 25–28.